Holstein-Gegner 1. FC Nürnberg: Zwischen Bundesliga und Beinahe-Absturz

Nur Sekunden trennten den 1. FC Nürnberg im Juli von der Dritten Liga. Mit 0:3 lag der Traditionsklub und Bundesliga-Absteiger in der 96. Minute des Relegationsrückspiels gegen den FC Ingolstadt zurück – dann bugsierte Fabian Schleusener den Ball zum 1:3 über die Linie, der „Club“ rettete sich durch die Auswärtstorregel. Es folgte ein harter Schnitt. Der FCN entschied sich nach einer Katastrophensaison, die sportliche Führung komplett auszutauschen. Als Sportvorstand übernahm der ehemalige Cheftrainer (2009 bis 2012) Dieter Hecking, der als Coach des Hamburger SV gerade den Bundesliga-Aufstieg verpasst hatte. Dessen erste Amtshandlung war die Verpflichtung von Robert Klauß aus der Trainerschmiede von RB Leipzig – ein Signal für den Klub und das traditionell unruhige Umfeld. „Ich habe mich bewusst dazu entschieden, einen jungen Trainer zu holen. Wir brauchten im Sommer eine Aufbruchstimmung“, erklärte Hecking im BR. Und fasste das fränkische Dilemma zusammen: „Wir bewegen uns zwischen der Erwartungshaltung von Platz zehn bis 14 in der Bundesliga und der Realität des Fast-Abstiegs in die Dritte Liga. Wir wollen natürlich in Zukunft wieder in Richtung Erste Liga schauen – aber dafür ist noch sehr viel nötig, es liegen viele Themen auf dem Tisch.“ "Ein rationales Mittendrin gibt es selten": Es ist ein Spagat, der bei zahlreichen Traditionsklubs gemeistert werden muss. Und der in nicht wenigen Fällen mit Ernüchterung verbunden ist. Um in dieser Zweiten Liga dauerhaft erfolgreich zu sein, benötigt es einen gehörigen Anlauf durch einige Widrigkeiten. Dessen sind sich auch Hecking und der bis dato im Profifußball unerfahrene Klauß bewusst. „Man merkt, dass sich diese Stadt extrem mit dem Verein identifiziert. Um es einfach auszudrücken: Bei einer Niederlage ist fast alles schlecht, bei einem Sieg alles gut. Ein rationales Mittendrin gibt es sehr selten“, sagte der 36-jährige Coach der „Süddeutschen Zeitung“. „Aus der Leidenschaft kann aber auch etwas entstehen. Wenn wir Erfolg haben, können wir dieses Feuer nutzen.“ Lesen Sie auch: Holstein nach 3:2 in Regensburg wieder Tabellenführer Wenn. Die aktuelle Saison lief für die Franken bislang eher mäßig. Nach nur einem Sieg aus den ersten sieben Spielen hieß die Nürnberger Realität einmal mehr Relegationsrang 16, nach einem kleinen Auflodern (4:1 gegen Osnabrück) blies die 2:3-Derbyniederlage gegen Greuther Fürth das zarte Flämmchen beinahe aus. „Die Situation ist immer noch etwas instabil. Aber die Mannschaft findet immer mehr zusammen, ist immer mehr eine echte Einheit“, sagte Hecking. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, um das Niveau zu erreichen, das wir uns wünschen, aber wir sind auf einem guten Weg.“ In der Tat zeigt der Trend aktuell nach oben: Zehn Punkte aus den vergangenen fünf Spielen hievten den FCN auf Tabellenplatz acht. Ex-Kieler "Cheffe" trifft und trifft: Eine Aufwärtsbewegung, die auch mit Manuel Schäffler verbunden ist: Der ehemalige Kieler (2014 bis 2016) geht als erfahrener Mann voran, verbuchte in dieser Zeit fünf Tore und zwei Vorlagen. Es scheint, dass „Cheffe“ gerade rechtzeitig so richtig auf Touren gekommen ist. Lesen Sie auch: Holstein will den Geschenkesack zumachen Denn das Programm bis Ende Januar hat es durchaus in sich: Kiel, Aue, Heidenheim, Hamburg, Bochum, Hannover, Regensburg. Mit dem Spiel bei der KSV Holstein (Mittwoch, 18.30 Uhr, im Liveticker ) beginnen die Nürnberger Wochen der Wahrheit – zu deren Auftakt die Nürnberger ohne ihren Kapitän Enrico Valentini auskommen müssen. Der 31-jährige Abwehrspieler erlitt am Sonntag im Spiel gegen die Würzburger Kickers (2:1) einen „kleinen Muskelfaserriss in der Wade“, wie der Verein gestern nach einer MRT-Untersuchung mitteilte.