Holstein Kiel: Comeback von Hauke Wahl wegen Pfeiffersches Drüsenfieber weiter ungewiss

Er dreht wieder seine Runden im Trainingszentrum Projensdorf. Abseits der Mannschaft und mit dosiertem Tempo. Ein erstes positives Signal. Viel mehr an sportlicher Betätigung indes geht aktuell nicht. Hauke Wahl, Kapitän des Fußball-Zweitligisten Holstein Kiel, ist am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt. Der Zeitpunkt seines Comebacks: ungewiss! „Momentan ist soweit alles in Ordnung. Der Körper reagiert nicht auf die Belastung. Aber ich habe die Belastung auch noch nicht ausgereizt. Und ich bin schon noch nach jeder Einheit kaputt. Aber glücklich kaputt, weil ich immerhin schon wieder laufen kann“, beschreibt der 27-Jährige seinen Ist-Zustand. Typische Symptome: Nach dem 1:1 „auf Schalke“ kamen Halsschmerzen und Erschöpfung: Rückblende: Von 133 möglichen Pflichtspielen in Liga, Pokal und Relegation hatte der Abwehrchef seit seiner Rückkehr ins Nest der Störche im Sommer 2018 stolze 132 (!) bestritten. Nur am 3. Februar 2019 (2:0 gegen Regensburg) stand sein Name einmal nicht auf dem Spielberichtsbogen. Dann kam der 17. Dezember des Vorjahres. Dauerbrenner Wahl fehlte beim 3:0-Heimtriumph gegen St. Pauli – offiziell wegen eines Infektes. Direkt nach der Winterpause führte er die Störche wieder aufs Feld, eroberte am 16. Januar mit dem 1:1 „auf Schalke“ einen wichtigen Zähler. „Nach dem Schalke-Spiel habe ich plötzlich erste Symptome verspürt. Halsschmerzen, krasse Halsschmerzen sogar – und das über zwei Wochen. Dazu habe ich mich extrem schlapp gefühlt. Ich wurde umgehend von der Mannschaft isoliert und ausgiebig durchgecheckt. Und dann folgte die Diagnose“, erinnert sich Wahl. Ausruhen und erholen: Spezielle Medikamente gibt es nicht: Pfeiffersches Drüsenfieber! Eine häufige, im Anfangsstadium sehr ansteckende und meist harmlos verlaufende Virus-Erkrankung, deren Erreger vor allem durch Speichel übertragen werden. Fieber, Lymphknotenschwellungen und Entzündungen der Gaumenmandeln mit Blutbildveränderungen sind typische Merkmale. „Medikamente gibt es nicht gegen das Pfeiffersche Drüsenfieber. Es helfen nur Ausruhen und Erholung. Und die Ernährung gewinnt in diesem Zusammenhang enorme Bedeutung“, erklärt Wahl. Vor seiner eigenen Infektion habe er, so der 1,89 Meter große Leit-Storch, nicht viel über die Krankheit gewusst. Auch den Namen Olaf Bodden habe er bis dato nicht gekannt. Jener Ex-Profi, bei dem 1996 das Pfeiffersche Drüsenfieber erkannt wurde, der nach mehrmonatiger Zwangspause im Frühjahr 1997 wieder für 1860 München stürmte, um am Ende dieses Jahres seine aktive Karriere nach einem Rückfall wegen eines Chronischen Erschöpfungssyndroms beenden zu müssen. Nach der Einnahme eines experimentellen Präparats verschlechterte sich 2013 der Gesundheitszustand des heute 53-Jährigen erheblich. Seitdem ist Bodden auf einen Rollstuhl angewiesen. Ein extrem seltenes Szenario, das Wahl zwar achtsam sein lässt („Ich werde von den Ärzten regelmäßig überprüft.“), das ihn aber nicht in Angstzustände versetzt. Sein Flachs blüht sogar, wenn er auf den Begriff „Studenten-Kusskrankheit“ als ehemals gängige Beschreibung und Infektionsquelle des Pfeifferschen Drüsenfiebers angesprochen wird. „Das kann ich ausschließen. Ich habe im vergangenen Sommer geheiratet“, lacht Wahl und ergänzt: „Woher es genau kommt, kann niemand sagen.“ Moralische Unterstützung vom „Capitano“ im Wartestand: Wahls Blick richtet sich – unabhängig von der Geduldsprobe ob der noch vorhandenen Einschränkungen – nach vorne. Auch in Bezug auf seine Rolle als „Capitano“ im Wartestand: „Ich versuche, so oft wie möglich so dicht wie möglich an der Mannschaft zu sein. Und ich bemühe mich, den Jungs am Spieltag ein gutes Gefühl zu geben. So, wie es früher Rafael Kazior gemacht hat, wenn er mal ausgefallen ist. Ein Schulterklopfen, ein aufmunternder Satz – das hat mir immer gut getan.“ Moralische Unterstützung, die trotz der aktuell angespannten Personallage mit ihm als Speerspitze des Lazaretts auf dem Weg zum sicheren Klassenerhalt der Störche helfen soll. Wahls Credo: „Wir haben schon bei den letzten Corona-Fällen bewiesen, dass wir in der personellen Not noch enger zusammenrücken. Ich bin für die restlichen sieben Spiele guter Dinge.“