Holstein Kiel: Personallage entspannt sich vor Spiel in Darmstadt

Vorbei ist diese Pandemie noch lange nicht. Und das Virus bleibt gefährlich. Wenn es dafür noch eines Beweises bedurft hätte, lieferte ihn Holstein Kiel am Donnerstagnachmittag: Wie der Fußball-Zweitligist bekanntgab, wird Mittelfeldspieler Philipp Sander vorerst ausfallen. Der Grund: eine leichte Herzmuskelentzündung, festgestellt bei umfangreichen medizinischen Nachuntersuchungen nach überstandener Corona-Infektion. „Der Fall von Philipp Sander zeigt“, so KSV-Sportchef Uwe Stöver, „wie wichtig eine vollumfängliche medizinische Begleitung nach einer Corona-Infektion ist. Wir wissen um die Gefahren und sind uns unserer Verantwortung gegenüber jedem Einzelnen bewusst.“ Marcel Rapp über Philipp Sander: „Er hat sich topfit gefühlt“: Das Tückische im Fall Sander: Der Spieler selbst hat von einer möglichen Herzmuskelentzündung gar nichts geahnt. „Er hat sich topfit gefühlt, hatte während der Infektion auch gar keine Symptome“, sagte sein Trainer Marcel Rapp am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei Darmstadt 98 (Sbd., 13.30 Uhr). Der 24-Jährige hat nun erst einmal vier Wochen Sportverbot. Danach, so Rapp, müsse man schauen, wie es weitergeht. Die Kieler Reisegruppe bricht also ohne Sander auf nach Hessen. Dafür ist der eine oder andere zuletzt angeschlagene Profi wieder mit an Bord. Die personelle Notlage der Vorwoche, als zeitweise 16 Spieler nicht einsatzfähig waren und das Testspiel gegen Silkeborg abgesagt werden musste, gehört der Vergangenheit an. „Es hat sich ein bisschen entspannt. Es kommen immer mehr Jungs zurück auf den Trainingsplatz“, sagte Rapp, der neben Sander „nur“ noch auf Hauke Wahl, Mikkel Kirkeskov, Finn Porath, Joshua Mees, Marcel Benger und Noah Awuku verzichten muss. Lesen Sie auch Sterner über Marktwert-Plus: „Habe dem nicht entgegengefiebert“ Darmstadt-98-Sportchef Wehlmann gegen Holstein Kiel unter speziellem Druck Einen Ausfall gibt es indes auf der Trainerbank: Fabian Boll, beim 1:0 gegen den FC Ingolstadt vor der Länderspielpause noch für die Mannschaft verantwortlich wegen der Corona-Infektion von Rapp, ist nun selbst vom Virus betroffen, wird in Darmstadt zwangspausieren müssen. Die Zeiten bleiben eben besondere, auch wenn das Land am Wochenende wieder öffnet, am Böllenfalltor wie anderswo sämtliche Corona-Regelungen wegfallen. Ein bisschen Normalität inmitten des Abnormalen. Dass sich das Virus nicht wegverordnen lässt, davon können auch die Lilien ein Lied singen. Auch wenn sie den Text dieses Liedes für sich behalten: Nach dem Corona-Ausbruch bei den Darmstädtern in der vergangenen Woche ist weiter nicht klar, wer betroffen ist, wer am Wochenende zur Verfügung steht, wer möglicherweise ausfällt. Das einzige, was der Klub am Donnerstag verlautbarte, war, dass es ab sofort im Stadion vegane Bockwurst gibt. Ans dürre Personalthema kommt indes weiter kein Fleisch. Viererkette? Fünferkette? Rapp hat noch keine Entscheidung getroffen: „Darmstadt ist eine Wundertüte“, sagte denn auch Rapp. Auf einen Trainingsspion habe man verzichtet. Stattdessen gehe die KSV davon aus „dass die vermeintlich beste Elf spielt“. Ohnehin, so Rapp: „Ihre Spielweise wird sich nicht ändern.“ Heißt: Wucht im Sturm um Ex-Storch Aaron Seydel, Gefahr bei Standards, guter Teamspirit. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Aber Holstein will bestehen beim Tabellendritten. Um etwas mitzunehmen. Denn das, was die Störche haben, ist noch nicht genug. „Wir wissen um die Situation. Wir haben 34 Punkte – das reicht nicht, um die Liga zu halten“, betonte Rapp. Nicht nachlassen, ans nicht immer schöne, aber eben erfolgreiche Spiel gegen Ingolstadt nach zuvor vier Niederlagen anknüpfen. Rapp: „Wir wollen griffig sein.“ Womöglich wie zuletzt in einer Viererkette. Oder eben mit fünf Mann in letzter Linie. „Das halten wir uns“, so der Chefcoach, „noch ein Stück weit offen.“ Vieles in der Schwebe also im Vorfeld. Da hilft es, dass es zumindest bei der Kaderplanung erneut Handfestes zu vermelden gibt: Nico Carrera erhält seinen ersten Profivertrag bei den Störchen. Der Verteidiger, 2020 aus Dallas an die Förde gekommen, unterschreibt bis 2025 bei der KSV. Das gab der Klub am Donnerstag bekannt. Nägel mit Köpfen – aus Kieler Sicht gern dann auch am Sonnabend auf dem Platz.