Holstein Kiel: Stefan Thesker will mit Holstein Kiel oben angreifen

Wilde Tage liegen hinter den Störchen. Corona-Alarm am Dienstag, Entwarnung am Mittwochmorgen, Wiederaufnahme des kurzzeitig unterbrochenen Trainingsbetriebs. Die Szenerie bei Fußball-Zweitligist Holstein Kiel erinnerte an die düstere Phase im März, als erst das Spiel bei Jahn Regensburg wegen der aufflammenden Corona-Krise abgesagt, wenig später die ganze Saison unterbrochen werden musste – und Stefan Thesker als einer der ersten Profis in Deutschland positiv auf das Virus getestet wurde. Nach Lage der Dinge steht dem Auswärtsspiel bei den Würzburger Kickers (So., 13.30 Uhr) allerdings nichts im Wege – und Thesker selbst vor seinem Kader-Comeback. Der Innenverteidiger hatte sich zum Start ins Trainingslager in den Niederlanden im August einen Mittelhandbruch zugezogen, ist jetzt aber wieder einsatzbereit. Beim Test gegen den FC St. Pauli (0:1) am Donnerstag vergangener Woche spielte er durch, hinterließ einen guten Eindruck. „Es hat wieder Spaß gemacht, auf großem Feld über 90 Minuten auf dem Platz zu stehen“, sagt der 29-Jährige, der unter Trainer Ole Werner in der vergangenen Saison zum unumstrittenen Stammspieler geworden war. Rückkehr in die Startelf? Thesker: Sollte nicht verbal, sondern durch gute Leistung Ansprüche stellen: Aber dieser Stammplatz ist jetzt in Gefahr. Nicht, weil sich Thesker sportlich etwas zuschulden gekommen lassen hätte. Vielmehr ist sein Vertreter, Neuzugang Marco Komenda, im Moment einfach in bestechender Form. Teamplayer Thesker zieht seinen Hut, will den Konkurrenzkampf gar nicht erst mit markigen Worten eröffnen: „Man sollte nicht verbal, sondern durch gute Leistungen Ansprüche stellen. Marco hat es wirklich gut gemacht und seine Fähigkeiten mit eingebracht“, sagt er. „Wir sind im Zentrum gut besetzt und werden als Mannschaft nur davon profitieren. Wer dann schlussendlich wie oft auf dem Platz steht, wird man dann sehen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle.“ Die Dreierkette könnte so ein Faktor sein. Gegen St. Pauli hatte Werner in der zweiten Hälfte drei zentrale Verteidiger aufgeboten, Holstein damit direkt mehr Zugriff auf die Hamburger verschafft. „Das ist auf jeden Fall eine Option, die uns noch variabler macht. Das ist der nächste Schritt für uns als Mannschaft“, sagt Thesker, der aber betont, dass diese Variante wohl nur vereinzelt zum Einsatz kommen wird: „Es wird abhängig davon sein, gegen wen wir spielen und in welchen Räumen wir unsere Möglichkeiten sehen.“ Thesker sieht sich links in der Viererkette nur als Notlösung: Grundsätzlich dürfte es bei der Viererkette bleiben. Und in der wird Thesker – genau wie Komenda – als Linksfuß auch immer mal wieder als Vertreter für den einzigen Linksverteidiger im Kader, Johannes van den Bergh, gehandelt. „Ich habe die Position schon öfter gespielt und kann sie auch ganz ordentlich ausfüllen“, sagt Thesker, „aber es wäre mehr eine Notlösung. Ein waschechter Linksverteidiger ist bei unserer Spielidee sicherlich besser.“ Diese Spielidee funktioniert in dieser Saison im Übrigen nicht nur offensiv, sondern zündet auch in der Defensive: Holstein ist stabil wie lange nicht. Weshalb? Thesker macht dafür keine veränderten Abläufe, sondern das Abstellen von Unaufmerksamkeit und unnötigen Ballverlusten verantwortlich, die in der Vergangenheit häufig zu späten Gegentoren geführt hätten. „Wir spielen viel reifer und bringen uns somit nicht unnötig in die Bredouille“, sagt er. Thesker: „Wir wollen uns weiterentwickeln und dazu gehört es auch, das Spiel gegen Würzburg zu gewinnen“: Mit dieser neuen Reife ist die KSV vorläufig an die Tabellenspitze gestürmt. Jetzt geht es nach Würzburg. Ist ein Sieg beim Aufsteiger Pflicht? Thesker hat dazu eine klare Meinung. „Wir wollen uns weiterentwickeln und dazu gehört es auch, das Spiel gegen Würzburg zu gewinnen“, sagt er. „Das sind die Spiele, die nachher ausschlaggebend sein werden, um zu sehen, wo man sich einzuordnen hat.“ Das Selbstbild der Mannschaft hat sich mit dem Erfolg spürbar verändert. Die Störche merken, dass in dieser Runde etwas gehen kann. „Wenn wir uns stetig weiterentwickeln und das Niveau an Bereitschaft und Konzentration über einen längeren Zeitraum auf diesem Level auch in schwierigen Phasen aufrechterhalten können, dann sind die oberen Regionen der Tabelle eigentlich die logische Schlussfolgerung“, sagt Thesker mit Überzeugung. „Natürlich gehört hier und da auch ein bisschen Glück dazu, aber ich glaube fest an unsere Qualitäten als Team.“ Und zu diesen Qualitäten gehört ein breiter, ausgewogener Kader. Härtefälle wie der des wieder fitten, aber nicht zwingend wieder gesetzten Stefan Thesker sind da eingepreist. Er kann damit umgehen. Denn Thesker weiß: Auch er wird wieder wichtig werden. Lesen Sie hier mehr über Holstein Kiel auf KN-online.