Holstein Kiel als Tabellenführer: "Bis Weihnachten Vollgas geben"

Der 3:1-Sieg von Fußball-Zweitligist Holstein Kiel gegen den VfL Bochum am Freitagabend schrieb einige Geschichten. Die einer gefestigten Truppe etwa, die innerhalb weniger Minuten gnadenlos zuschlagen kann. Die eines sicheren Rückhalts und eines starken Rückkehrers, der nach 13 Jahren wieder für die KSV trifft. Und die einer Tabellenführung, die nicht nur eine Nacht, sondern mindestens eine Woche Bestand hat. Denn die Konkurrenz patzte am Sonnabend geschlossen. Greuther Fürth (0:1 gegen Heidenheim), der VfL Osnabrück (1:2 gegen Karlsruhe) und der Hamburger SV (0:1 gegen Hannover) verloren allesamt ihre Heimspiele und machten aus einem Kieler One-Night-Stand einen längeren Flirt mit Platz eins. Bartels trifft erstmals seit 2007 in einem Liga-Spiel für die KSV: „Eine schöne Momentaufnahme“, sagte Fin Bartels, der den Kieler Sieg eingeleitet hatte. Der 33-jährige Rückkehrer vollstreckte nach Serra-Pass trocken zum 2:1, erzielte den ersten Liga-Treffer für seinen Jugendklub seit 2007, damals noch in der Regionalliga. „Es wurde auch mal wieder Zeit, dass ich treffe“, sagte ein glücklicher Bartels. Nach dem 3:1 durch Jae-Sung Lee gab es kein Heidenheim-Déjà-vu: „Wie wir weiter Fußball gespielt haben, war sehr gut. Und daher waren wir uns auch sicher, dass wir das gewinnen und nicht aus der Hand geben werden“, so Bartels. Und weiter: „Die Bilanz nach zehn Spielen fällt wirklich gut aus, wir sind richtig gut dabei. Aber wir müssen bis Weihnachten weiter Vollgas geben, erst dann kann man ein richtiges Fazit ziehen.“ Lesen Sie auch: Nachspielzeit - mit Glück, Gnadenlosigkeit und Gelios Kieler Bodenhaftung – ohne Reibungsverluste. Gegen starke Westfalen hatten die Störche auch das nötige Quäntchen Glück. „Wir haben in der ersten Halbzeit nicht das auf den Platz bekommen, was wir uns vorgestellt hatten und sind relativ glücklich in Führung gegangen“, gab Bartels unumwunden zu. Am Handelfmeter nach Videobeweis vor der Pause hatte es zwar keine Zweifel gegeben, dennoch: „Mit der ersten Halbzeit waren wir nicht zufrieden“, sagte KSV-Chefcoach Ole Werner. „Wir hatten viel zu wenig Aktivität im eigenen Ballbesitz, teilweise so, dass der Ballführende gar keine klaren Angebote bekommen hat, haben gewonnene Bälle viel zu schnell wieder verloren und es gegen den Ball zu selten geschafft, hoch Druck zu geben.“ Hannover lässt grüßen: Störche schlagen eiskalt zu: Auch die zweite Halbzeit begann mit klaren Vorteilen für die Gäste. Dann aber griff die Kieler Halbzeitanalyse, und Holstein schlug wie in Hannover innerhalb weniger Minuten eiskalt mehrfach zu – im Stile einer Spitzenmannschaft. „Wir haben in der Pause klar angesprochen, dass es besser werden muss, dass sich jeder mehr zutrauen muss“, sagte Bartels. „Und das haben wir gut umgesetzt.“ Auch, weil sich die Störche in dieser Saison auf ihren Torhüter verlassen können. Ioannis Gelios, seit der Covid-19-Erkrankung von Neuzugang Thomas Dähne die Kieler Nummer eins, zeigte einmal mehr eine tadellose Leistung, bewahrte die KSV mehrfach vor Rückstand oder Bochumer Anschluss. „Ob es nun Janni ist oder Tom war in den ersten Spielen – wir haben durch die Bank weg gute Torwartleistungen in dieser Saison, und das ist auch ein Erfolgsfaktor“, lobte Trainer Werner. "Bilanz kann sich absolut sehen lassen": Nach zehn Spieltagen grüßt Holstein Kiel von der Zweitliga-Spitze. Und das soll so bleiben. „Unsere Bilanz kann sich absolut sehen lassen“, sagte Mittelfeldspieler Alexander Mühling. „Wir haben in dieser Saison bisher in zwei, drei Spielen das Glück auf unserer Seite, das wir im vergangenen Jahr nicht hatten. Und auch wenn wir uns das absolut erarbeitet haben, können wir im einen oder anderen Spiel unsere Stärken noch besser auf den Platz bringen.“ Auch Ole Werner denkt nicht daran, sich auf komfortablen 19 Punkten auszuruhen. „Es geht jetzt darum, Richtung Weihnachten den Fuß auf dem Gas zu lassen und weiter Punkte zu holen“, so der Coach. Damit bis zum Fest der Liebe aus dem lockeren Flirt mit der Tabellenspitze etwas Festes wird.