Holstein Kiel gegen Bayern München: So bringen die Greenkeeper den Rasen in Form

Vor jeder Partie im Holstein-Stadion legen die Greenkeeper Sven Ukleja und Rouab Lakhdar auf dem Feld Hand an: Vier Stunden mähten die Fachleute der Firma Gartenbau Rumpf aus Nortorf die Halme auf der 7140 Quadratmeter großen Fläche auf exakt 2,8 Zentimeter Länge. 8,7 Kilometer legten die beiden dabei hinter ihren Spindelrasenmähern zu Fuß zurück. Eine Walze an der 175 Kilogramm schweren Maschine legt die Halme in jeweils eine Richtung und erzeugt so das Querstreifen-Kontrastmuster auf dem Platz. Optischer Anreiz zur Erbauung der Spieler sind die Rasenmuster nicht, die Linienrichter orientieren sich an den deutlich erkennbaren Farbkontrasten. Die Muster werden Millimeter genau mit per GPS ausgemessenen Markierungen hergestellt, sogenannten Plifix. Von ihnen aus werden für jeden Mähabschnitt neu Bänder quer über den Platz gezogen. Entlang der Bänder verläuft die gerade Route für den Mäher. Sechs Meter breit sind die Kontrastflächen neben der Mittellinie, in Richtung Tor werden sie schmaler. Eine Kontrastgrenze verläuft über die 16-Meter-Linie, eine über den Elf-Meter-Punkt. Lesen Sie auch: Holstein Kiel: Mit großer Leistung zur Sensation gegen Bayern München? Deshalb reist der FC Bayern erst am Spieltag nach Kiel Tippspiel: Wer gewinnt das DFB-Pokalspiel? Vor Spiel Kiel gegen Bayern: Rasenschnitt wie beim Friseur: Das Liga-Feld „wird im Prinzip wie mit einer Friseurschere geschnitten“, sagt Firmenchef Felix Rumpf. Spindelrasenmäher übernehmen den Faconschnitt. Seine Messer kappen Halmspitzen glatt. Für eine optimale Kante werden die Spindelmesser und sein starrer Gegenpart regelmäßig scharf geschliffen. Eine glatte Schnittkante nützt der Pflanze, sie verringert das Risiko auf einen Pilz- oder Bakterienbefall. Aber mit dem Präzisionshalmschnitt vorab ist die Arbeit der Rasenkümmerer noch nicht getan, für sie steht im normalen Spielbetrieb extra eine Kabine am Spielfeldrand. Die Grashalmexperten sind immer vor Ort. „Während Corona-Pandemie sind wir allerdings außerhalb des Stadions untergebracht“, erzählt Sven Ukleja. Entscheiden die Trainer anderthalb Stunden vor dem Anpfiff, dass der Platz bewässert werden soll, damit er schneller wird, stellen die Rasenprofis die Beregnungsanlage an. Nach dem Aufwärmen der Spieler glätten die Greenkeeper dann das Grün nochmal. In der Halbzeitpause und nach dem Schlusspfiff werden per Hand Löcher im Rasen ausgebessert. Kiel gegen Bayern: Der Platz im Holstein-Stadion muss makellos sein: Dass nun die Triplegewinner aus München „ihren“ Kieler Rasen betreten, erzeugt bei den erfahrenen Greenkeepern zwar ein bisschen Aufregung, aber „genauso wichtig ist bei jedem Spiel, dass der Platz makellos ist“, meint Sven Ukleja. 17 seiner 33 Jahre beim Gartenbaufachbetrieb arbeitet er schon schon Greenkeeper, Kollege Rouad Lakhdar ist seit sieben Jahren dabei. Platzpflege ist eine Standardaufgabe. Über den Sommer halten sie drei Mal pro Woche den Stadionrasen kurz und in einem Fünferteam weitere sieben Fußballfelder von Holstein Kiel in Schuss. „Nervös werd‘ ich immer, wenn mein Lieblingsverein spielt,“ erzählt Sven Ukleja. Welcher das ist? Er schweigt und lächelt.