Mühling vertraut der zweiten Reihe

Enttäuschung? Nein, Enthusiasmus. Vom Last-Minute-Kater beim 2:2 gegen den 1. FC Heidenheim war am Mittwoch im Training von Fußball-Zweitligist Holstein Kiel nichts mehr zu spüren. Die Störche trotzten der vormittäglichen Kälte in Projensdorf mit guter Laune und harter Arbeit. Auch Alexander Mühling konnte wieder lächeln. Nachdem er sich am Sonnabend noch, spürbar genervt, über die Rückkehr der „Krankheit der letzten Saison“ – späte, unnötige Punktverluste – aufgeregt hatte. Aber das Bild ist dann doch differenzierter, wie Mühling nach der Einheit betonte. „Das war ein kleiner Schritt zurück. Grundsätzlich sind wir da aber schon vorangekommen. Wir haben diese Abgezocktheit, diese Kaltschnäuzigkeit in dieser Saison schon oft genug gezeigt“, sagte der beste Kieler Torschütze, der gegen Heidenheim vom Elfmeterpunkt seinen vierten Saisontreffer erzielt hatte. Sehen Sie auch: Folge 9 des Video-Talks "Holstein eins zu eins" - VAR-Frust beim Mittelfeldklub Ob die KSV in der Lage ist, Rückschläge wie diesen nachhaltig abzuschütteln, wird sich nun am Sonntag zeigen – bei Hannover 96 (13.30 Uhr). Ein vermeintlicher Riese der Zweiten Liga, die beste Heimmannschaft im Unterhaus. Auf die Störche kommt also eine veritable Reifeprüfung zu. Und das mit einer Viererkette, von der noch nicht ganz klar ist, wie sie am Ende aussehen wird. Auch im Mittwochstraining ließ sich nur in Ansätzen erahnen, wer den nach seiner Roten Karte für zwei Spiele gesperrten Linksverteidiger Johannes van den Bergh vertreten wird. Mit einiger Sicherheit lässt sich lediglich sagen: Für Marco Komenda, in der Vorbereitung regelmäßig hinten links aufgeboten, reicht es eher nicht. Der an der Seite von Kapitän Hauke Wahl in der Innenverteidigung so stark in die Saison gestartete Neuzugang ist nach seinem Ermüdungsbruch im Fuß zwar zurück auf dem Platz, arbeitet aber noch überwiegend im individuellen Bereich. Hannover dürfte nach Lage der Dinge zu früh für Komenda kommen. Zweikampf zwischen Ignjovski und Porath: Es läuft daher auf einen Zweikampf zwischen Aleksandar Ignjovski und Finn Porath hinaus, die sich in letztmaliger Abwesenheit des ebenfalls noch gesperrten Phil Neumann um die Rechtsverteidiger-Position duellieren. Jannik Dehm wird dann wohl, wie gegen Düsseldorf und in Aue, von der rechten auf die linke Seite wechseln. „Wir haben noch genügend Alternativen im Kader, die das ohne Probleme spielen können. Da mache ich mir keine Sorgen“, sagte Mühling zur erneut notwendigen Rochade in der Hintermannschaft. Und hob zu Recht hervor: „Gerade die, die ein bisschen hinten dran sind oder von der Bank kommen, waren in dieser Saison schon oft genug entscheidend für uns.“ Lesen Sie auch: Kapitän Wahl über sein Wut-Interview - "Hätte die Worte so nicht wählen dürfen In der Tat haben die vermeintlichen Ergänzungsspieler der Störche in den vergangenen Wochen wiederholt für Belebung gesorgt. Etwa der potenzielle Starter Finn Porath, der in Aue zunächst vorne rechts, nach dem Platzverweis gegen Neumann hinten rechts, gefragt war – und seine Sache erstaunlich gut machte. Vorne ist die KSV ohnehin immer in der Lage, Qualität von der Bank nachzulegen: Trainer Ole Werner wechselte gegen den HSV (1:1) mit Torschütze Joshua Mees den späten Punkt ein, gegen Fürth mit Fabian Reese den Assistgeber zum zumindest noch einmal Hoffnung machenden 1:3. Wohl dem, der eine so starke zweite Reihe hat. Besonders dann, wenn man sie braucht. Wie eben genau jetzt.

Holstein Kiel mit Not-Abwehr zu 96? - Mühling vertraut der zweiten Reihe