Holstein Kiel vor Spiel gegen Nürnberg: Den Geschenkesack zumachen

„Es sind drei Punkte für uns, die hart erkämpft, hart erarbeitet, sicherlich aber nicht unverdient sind“, resümierte Holsteins Cheftrainer Ole Werner nach der Partie an der Donau. Und versuchte – ganz nach Kieler Spielidee – schnell umzuschalten: „Jetzt geht es darum, möglichst schnell den Fokus auf Mittwoch zu richten.“ Am Mittwoch ab 18.30 Uhr ( hier im Liveticker ) geht es gegen Nürnberg ganz nach fußballerischer Binsenweisheit wieder bei 0:0 los, und der nächste Klub aus dem Bundesland Bayern bläst zur Punktejagd gegen den Spitzenreiter. Mit etwas Dusel durch die Schlussphase: Für die Störche gilt in der Vorbereitung auf den Traditions-„Glubb“ aus dem Frankenland: die richtigen Schlüsse ziehen aus dem 3:2 in Regensburg. Denn auch wenn das Ergebnis am Ende stimmte, zeigte die Schlussphase eine der (verhältnismäßig) großen Kieler Baustellen. So hart es klingt: „Es war klar, dass so ein Spiel mit einem Zwei-Tore-Vorsprung nicht entschieden sein wird, wenn es in die letzten paar Minuten geht“, beschrieb Werner die KSV-Realität, in der den Holstein-Fans gegen Ende eines Spiels beinahe wöchentlich die Pumpe geht. „Das haben wir hier in der vergangenen Saison erlebt, und das ist etwas, das wir in der Zukunft besser machen müssen. Du musst es vorher entscheiden – und wenn du es nicht entscheidest, musst du es aufmerksam zu Ende spielen“, forderte Werner. „Heute hat es uns nicht erwischt, es hat gereicht.“ Dass das freilich auch mal anders sein kann, musste Holstein schon im Spiel gegen Heidenheim (2:2) erleben. Eine eindrucksvolle Warnung schickte am Wochenende auch der kommende Gegner aus Nürnberg an die Förde: Nach einer Ecke köpfte FCN-Innenverteidiger Asger Sørensen den Club in der Nachspielzeit zum 2:1-Erfolg gegen Aufsteiger Würzburger Kickers. Nürnberg und die starke erste Halbzeit: Nun sind die Franken anders als die KSV in dieser Saison nicht unbedingt Heroen der zweiten Hälfte, zielen andersherum mit ihrer großen Stärke allerdings genau in einen weiteren wunden Kieler Punkt: 13 ihrer bislang 20 Tore erzielten die Nürnberger im ersten Durchgang, so auch die 1:0-Führung gegen Würzburg. Also eben dann, wenn sich Holstein immer wieder schwer tut – auch in Regensburg. „In der ersten Halbzeit hatten wir eine viel zu hohe Fehlerquote. Wir haben den Gegner zu seinen Chancen eingeladen“, sagte Werner. Und der überragende Fin Bartels ergänzte: „Gerade am Anfang haben wir uns schwer getan und zu viele Fehler gemacht, haben Regensburg ins Spiel kommen lassen.“ Gemeinsam mit Jae-Sung Lee war Bartels an diesem Sonnabend ein Sieggarant, das kongeniale Duo bestätigte Werner in seiner Idee, der falschen Neun den Vorzug gegenüber Mittelstürmer Janni Serra zu geben. „Wir haben uns für Lee entschieden, weil wir da vorne jemanden haben wollten, der sehr beweglich ist, sich auch immer wieder weit ins Zentrum fallen lassen kann“, erklärte der 32-jährige Übungsleiter. „Darüber hinaus wollten wir ,Haupe’ (Niklas Hauptmann, d. Red.) die Möglichkeit geben, von Beginn an im Zentrum zu spielen, weil er sich das über einen langen Zeitraum im Training verdient und erarbeitet hat.“ Lesen Sie auch: Nachspielzeit - Die kleine Herbstmeisterschaft ist drin Endgültig aufgehen konnte der Matchplan, als Serra nach seiner Einwechslung genau das tat, was Werner von ihm erwartete: „Unsere Hoffnung war, dass wir einen ähnlichen Spielverlauf haben würden, wie wir ihn dann auch erlebt haben, dass wir in Führung liegen und gegen einen aggressiven und hoch pressenden Gegner auch Bälle in der letzten Reihe sichern können. Janni hat ein super Spiel nach seiner Einwechslung gemacht und das Spiel beruhigt, insofern ist das heute aufgegangen“, sagte Werner. Wohl dem, der solche Optionen hat, umso mehr in einer Englischen Woche. An deren Ende die „kleine Herbstmeisterschaft“ unter dem Weihnachtsbaum liegen könnte – sofern es den Störchen zusätzlich zur defensiven Stabilität und offensiver Effektivität gelingt, den Geschenkesack rechtzeitig zuzumachen. Dann kann auch das Holstein-Herz nach wöchentlicher Schlussphasen-Hochspannung deutlich ruhiger schlagen.