Werner: "Wir wollen oben dabei bleiben"

Für Abende wie diese wurde das Flutlicht erfunden. Zwei Mannschaften, die auf intensiven, technisch starken Fußball stehen, die sich nichts schenken werden, die beide heiß sind auf Platz eins, der mit einem Sieg über den anderen für mindestens eine Nacht errungen werden kann. Holstein Kiel, aktuell Vierter, empfängt am Freitag den zweitplatzierten VfL Bochum (18.30 Uhr, im KN-Liveticker ). Zweitliga-Topspiel im gleißenden Schein der Masten – da müsste es eigentlich schon im Vorfeld knistern. Eigentlich. „Die Atmosphäre wäre eine andere, wenn Zuschauer dabei sein dürften“, sagt KSV-Trainer Ole Werner. „Jetzt sind nur die Lampen an.“ Aber es nützt ja nichts. Und es ist auch ohne Fans noch immer ein Spiel, auf das sich die Augen der Liga richten werden. Zu Recht. „Man kann von einem Spitzenspiel sprechen“, sagt Werner. „Wir wollen mit einem guten Ergebnis möglichst oben dabei bleiben. Für uns geht es darum, gegen eine richtig gute Bochumer Mannschaft zu zeigen, was wir draufhaben.“ Sehen Sie auch: Folge 10 des Video-Talks "Holstein eins zu eins" - Vom 3:0 ins Spitzenspiel Bei dieser Mission muss er aber möglicherweise auf einen seiner Wichtigsten verzichten: Alexander Mühling droht auszufallen. Mühling, mit fünf Toren bester Kieler Torschütze, hatte beim 3:0-Sieg gegen Hannover 96 einen Schlag abbekommen, musste vorzeitig vom Platz und hat seitdem mit Schmerzen und Instabilität im betroffenen Sprunggelenk zu kämpfen. Beim Anschwitzen soll der Mittelfeldspieler einem letzten Test unterzogen werden. „Danach werden wir eine Entscheidung in Absprache mit ihm treffen“, sagt Werner. Als erster Ersatzkandidat gilt Niklas Hauptmann, der zu seinem vierten Startelfeinsatz kommen könnte – auch wenn die Hoffnung bei Mühling noch da ist. Deutlich weniger Sorgen bereitet Werner die Defensive. Marco Komenda könnte nach Ermüdungsbruch im Fuß die Rückkehr ins Aufgebot feiern. „Er hat gute Fortschritte gemacht“, sagt Werner. „Wir schauen, ob es für den Kader reicht.“ Zu dem wird nach seiner Drei-Spiele-Sperre wieder Rechtsverteidiger Phil Neumann gehören. „Er ist auch eine Option für die erste Elf“, sagt Werner, der sich mehr aber nicht entlocken lassen will. „Die Entscheidung“, so der Trainer, „präsentieren wir erst am Freitagabend.“ Interessant wird zudem sein, welche taktischen Entscheidungen er gegen den starken, zuletzt mit 5:0 gegen Düsseldorf siegreichen VfL präsentiert. Dessen Cheftrainer Thomas Reis hatte sich am Mittwoch auf der Spieltags-PK verbal vor der Kieler Mittelfeldzentrale verneigt. Was er nicht sagte: dass er diese kaltzustellen gedenkt. Fürth war das beim 3:1 in Kiel gelungen, auch Hannover machte das eine Halbzeit lang gut. Holstein wiederum hat natürlich eine Gegenreaktion auf etwaige Bochumer Pläne erarbeitet. Hier der schlafende Riese, da die gewachsene Truppe: „Wir haben unsere Lösungen, um sowohl auf dem Flügel als auch im Zentrum Räume freiziehen zu können“, sagt Werner. „Wir wollen schon variabel darin sein, welche Räume wir anspielen. Und wir haben ein relativ klares Verständnis davon, welche Räume das am Freitag für uns sein können.“ Da begegnen sich, das zeichnet sich ab, am Freitagabend also zwei Mannschaften, die reif sind. Reif für da oben, reif für mehr. Der VfL Bochum, dieser schlafende Riese von der Ruhr, der unter Reis den besten Fußball seit Langem spielt, hinten stabil, vorne gnadenlos zielstrebig. Holstein Kiel, diese gewachsene Truppe, die Dominanz und Balance immer besser unter einen Hut bekommt. Reis und Werner, zwei Trainer, die eine klare Vorstellung vom Fußball haben, ihre Teams merklich entwickelt haben. Werner "mahnt" Reservisten zum Abstandhalten: Jetzt geht es ins direkte Duell. Wer die Oberhand behält, wird sich wohl bis ins neue Jahr vorne festsetzen können. „Es wird ein Duell auf Augenhöhe, ein offener Schlagabtausch“, prognostiziert Werner. Wissend, dass solche Spiele durch Kleinigkeiten entschieden werden können. Oder durch Absurditäten. Unvergessen: der wohl kurioseste Elfmeter der Geschichte des deutschen Profifußballs im Oktober 2019, als Holstein-Reservist Michael Eberwein den ins Aus trudelnden Ball vor Überschreiten der Linie mit dem Fuß stoppte – und Referee Timo Gerach auf den Punkt zeigte. Bochums Silvere Ganvoula traf zum Ausgleich, Janni Serra konnte das Spiel dann noch zu Kieler Gunsten drehen (2:1). „Wir wissen alle Bescheid“, sagt Werner grinsend, „dass wir diesmal zur Auslinie möglichst Abstand halten.“

Holstein Kiel vor VfL Bochum - Ole Werner: "Wir wollen oben dabei bleiben"