So steht es im Rennen um die Stammplätze

Die Tür ist noch nicht zu. "Wir haben jetzt noch ein paar Trainingseinheiten, in denen jeder noch die Möglichkeit hat, sich zu zeigen", sagte Holstein Kiels Cheftrainer Ole Werner nach dem 3:1 im finalen Testspiel gegen Hansa Rostock am Sonnabend. "Auf einigen Positionen ist es eng beisammen." Der eine oder andere Storch hat also noch die Chance, sich auf den letzten Metern der Vorbereitung in die Startelf zu spielen. Das Gros der Stammplätze scheint aber bereits vergeben zu sein vor dem Auftakt am Sonntag im DFB-Pokal gegen den 1. FC Rielasingen-Arlen und eine Woche später in der Zweiten Liga gegen den SC Paderborn. Werner sprach von einem Gerüst von "sechs bis sieben Positionen", auf denen weitgehend Klarheit herrsche. Vor allem in der vordersten Reihe konnte das gegen Rostock aufgebotene Personal für sich werben. "Ich fand unsere Offensive sehr umtriebig", sagte Werner. Im Sturmzentrum agierte Janni Serra, der nach langer Verletzungspause allmählich wieder auf sein Leistungsniveau kommt und erst einmal gesetzt sein dürfte. Lion Lauberbach und Benjamin Girth haben in den Wochen der Vorbereitung zwar hin und wieder gute Ansätze gezeigt. Dass das reicht, um Serra zu verdrängen, ist aber unwahrscheinlich. Bartels und Reese wirbeln sich dem Stammplatz entgegen: Auf den Flügeln verbesserten Fin Bartels und Fabian Reese ihre ohnehin schon guten Karten. Bartels demonstrierte in der Vorbereitung eindrucksvoll, weshalb er in den vergangenen Jahren in der Bundesliga unterwegs war und auch mit 33 Jahren noch nicht abgeschrieben werden sollte. Der Rückkehrer dürfte, wenn er fit bleibt, das Offensivspiel der Störche nachhaltig bereichern. Reese, dem es nach seiner Verpflichtung im Winter in der Rückrunde noch etwas an Konstanz gemangelt hatte, scheint endgültig angekommen bei Holstein, machte gegen Rostock ein gutes Spiel – gekrönt von seinem Treffer zum 1:0 nach einem Solo über das halbe Feld. "Die Geradlinigkeit ist seine große Stärke", lobte Werner den 22-Jährigen, der seinen Platz sicher haben dürfte. Im Mittelfeld scheinen die Planstellen auch vergeben. An Jonas Meffert führt auf der Sechs ebenso kein Weg vorbei wie an Alexander Mühling auf der Acht. Die zweite Achter-Position gehört aktuell Jae-Sung Lee, der – so er denn bleibt – ein Startelf-Abonnement hat, zudem auch ohne Qualitätsverlust in der Spitze und auf den Flügeln spielen kann. "Wenn er auf dem Platz steht, will er Fußball spielen", schwärmte Werner nach dem abermals überzeugenden Auftritt des Südkoreaners am Sonnabend. "Es macht Spaß, ihm zuzuschauen." Lesen Sie auch: "Holstein Hundertzwanzig", Teil IV: Die legendären Fänger von der Förde Weniger Spaß hatte man zuletzt beim Betrachten der Abwehrarbeit. Die Viererkette ist die Achillesferse der KSV. Und diese Ferse ist weiterhin wund. Rechtsverteidiger Jannik Dehm hat nahezu die gesamte Vorbereitung wegen eines Mittelhandbruchs verpasst. Sein erster Vertreter ist Phil Neumann, der aber im ersten Ligaspiel wegen einer Rotsperre fehlen wird. Gegen Rostock gab Aleksandar Ignjovski den soliden, aber nach vorne weitgehend farblosen Rechtsverteidiger. Auf links war Dauerbrenner Johannes van den Bergh zuletzt mit Oberschenkelproblemen raus. Sollte es fürs Pokalspiel nicht reichen, wird wohl Neuzugang Marco Komenda auflaufen, der eine stabile Vorbereitung gespielt hat. Offensivspieler Daniel Hanslik, der gerade erst seine ersten Schritte als Linksverteidiger macht, wäre die Risiko-Variante. Und damit in einem K.o.-Spiel wohl zunächst zweite Wahl. Stichwort Wahl: Der Kapitän ist im Moment der einzig gesetzte Verteidiger. Zwar hatte Hauke Wahl in den vergangenen Wochen wiederholt Schwächen gezeigt, sich aber rechtzeitig zur Generalprobe enorm gesteigert. "Man hat gemerkt, dass er uns guttut im Aufbau", sagte Werner, "vor allem, wenn um ihn herum ein paar Jungs spielen, die neu sind." Einer dieser Neuen, Nebenmann Simon Lorenz, Vertreter des ebenfalls mit Mittelhandbruch außer Gefecht gesetzten Stefan Thesker, konnte nur bedingt für sich werben. Solange die Personallage jedoch so angespannt wie jetzt ist, hat er Einsatzchancen. Reimann ist raus, Gelios ist noch drin: Bleibt noch der Kampf um die Nummer eins. Hier zeichnet sich eine hauchdünne Entscheidung ab. Klar ist nur, dass Dominik Reimann nicht zum Zug kommt. Es läuft auf das Duell zwischen Ioannis Gelios und Neuzugang Thomas Dähne hinaus. "Ich werde mich zwischen Ioannis und Thomas entscheiden", sagte Werner, der sich dazu noch einmal in dieser Woche mit Torwarttrainer Patrik Borger beraten will. Dähne zeigte, dass er als mitspielender Torhüter ein Upgrade sein kann, ihm unterlief aber auch ein folgenschwerer Fehler im Test gegen Twente Enschede (2:3). Gelios wiederum hat die Dähne-Verpflichtung im Wortsinne sportlich genommen und ist bereit, um den Nummer-eins-Status zu kämpfen. Er habe "eine stabile Vorbereitung gespielt", so Werner. Nicht ausgeschlossen, dass sie sich am Ende die Arbeit teilen. Einer in der Liga, einer im Pokal? "Grundsätzlich kann ich mir so etwas vorstellen", erklärte Werner dazu. Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.

Holstein Kiel vorm Saisonstart - So steht es im Rennen um die Stammplätze