Die wichtigsten Fragen zum Corona-Alarm

Nach 24 Stunden war der Corona-Spuk bei den Störchen vorerst vorbei. Fußball-Zweitligist Holstein Kiel konnte nach den Ereignissen vom Dienstag am Mittwoch um zehn Uhr wieder das Training in Vorbereitung auf das Auswärtsspiel bei den Würzburger Kickers (So., 13.30 Uhr) aufnehmen. Tags zuvor war der Betrieb zum Erliegen gekommen wegen eines positiven Corona-Tests bei einer der 45 regelmäßig getesteten Personen aus dem Mannschafts- und Funktionskreis. Die sofort in die Wege geleitete Nachtestung beim Betroffenen und zwei möglichen Kontaktpersonen fiel negativ aus. Der am Dienstagnachmittag noch einmal getestete Rest der Gruppe erhielt am Morgen das Ergebnis: negativ. Es geht also weiter – doch es bleiben Fragen. Um wen handelt es sich? Die zunächst positiv getestete Person befindet sich vorläufig in Quarantäne. Der Verein wollte keine Angaben dazu machen, ob es sich um einen Spieler handelt oder um ein Mitglied aus dem Funktionsteam. Bei der gestrigen Trainingseinheit waren alle Profis anwesend bis auf die verletzten Störche Fin Bartels und Noah Awuku – und bis auf Thomas Dähne. Der Torhüter hatte am Montag noch normal trainiert, bei der gestrigen Einheit fehlte er. Zu den Gründen wollte die KSV auf Nachfrage nichts sagen. Wie lange muss die Person nun in Quarantäne? Das zuständige Gesundheitsamt hat eine zehntägige Quarantäne angeordnet – trotz des negativen Nachtests. Es liegen aktuell keine Informationen vor, ob die Quarantäne für die betroffene Person abgekürzt werden kann und diese dann möglicherweise die Reise nach Würzburg doch noch mit antritt. Einen ähnlichen Fall hatte es allerdings vor Kurzem beim Zweitligisten Erzgebirge Aue gegeben, dessen für den 3. Oktober geplantes Auswärtsspiel beim Hamburger SV wegen zweier positiver Testergebnisse kurzfristig abgesagt worden war. Ein Nachtest am Tag darauf fiel negativ aus. Nach weiteren Negativtests am 6. Oktober wurde die Quarantäne aufgehoben. Erst positiv, dann negativ – wie ist das möglich? Eine Infektion mit SARS-CoV-2 kann über mehrere Wege festgestellt werden. Der gängigste ist der sogenannte PCR-Test, bei dem aus Rachen und Nase Abstrichmaterial entnommen und im Labor auf Erbgutsequenzen des Virus untersucht wird. Der Test ist anerkannt und zuverlässig – aber eben nicht zu 100 Prozent. Vereinzelt kann es zu falsch positiven Ergebnissen kommen. Verlässliche Daten dazu gibt es nicht, aber die Falsch-Positiv-Rate der PCR dürfte bei deutlich unter einem Prozent im Nachkommabereich liegen. Das ist aber immer noch genug, um bei engmaschigen Tests wie im Profifußball auch mal einen „Irrläufer“ dabei zu haben. Zuletzt hatten sich Berichte über solche Fälle gehäuft, unter anderem bei der irischen Nationalmannschaft im Rahmen der Nations League. Wie wird bei Holstein getestet? Seit Anfang Mai testen die deutschen Profiklubs auf Grundlage des von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) erstellten medizinisch-hygienischen Konzepts ihre Spieler sowie das Personal, das Zugang zur Mannschaft hat, regelmäßig auf das Coronavirus. Vor dem Start der laufenden Saison hatte die DFL dieses Konzept noch einmal aktualisiert und eine Klassifizierung in drei Stufen der Pandemie-Aktivität vorgenommen. Nach den Leveln „hoch“ (35 oder mehr Neuinfektionen pro Woche pro 100000 Einwohner), „mittel“ (fünf oder mehr) und „niedrig“ (unter fünf) richtet sich die Häufigkeit der Testung. Bei den Leveln „hoch“ und „mittel“ sind mindestens zwei Testreihen pro Kalenderwoche vorgesehen, bei „niedrig“ mindestens eine. Für Kiel lag der Inzidenzwert am Dienstag laut Robert-Koch-Insititut bei 4,5. Trotzdem wird in der Praxis bei der KSV meist häufiger getestet – in dieser Woche etwa am Montag, Dienstag und Freitag. Der Montagstest wurde wegen der drei freien Tage anberaumt, der Test am Freitag ist obligatorisch, weil am Sonntag das Spiel in Würzburg ansteht und frühestens 52 Stunden vor dem Anstoß ein letzter Test durchgeführt werden muss. Die Abstriche werden für gewöhnlich vor Ort von der medizinischen Abteilung durchgeführt und von einem Speziallabor aus Geesthacht zur Auswertung abgeholt. Die Kosten für eine Saison liegen für die KSV etwa bei 260000 Euro. Zum Schluss: Ist oder war das Spiel in Würzburg gefährdet? Nein. Da das Gesundheitsamt nur die betroffene Person in Quarantäne geschickt hat und die Nach- sowie die vorgezogenen Tests negativ ausgefallen sind, kann Holstein Kiel den Trainings- und Spielbetrieb aufrechterhalten. Selbst eine größere Gruppe in Quarantäne sorgt zudem nicht automatisch für eine Spielabsage: Solange eine Mannschaft noch 15 Spieler zusammenbekommt, muss gespielt werden. Die Ukraine etwa musste in der Nations League gleich auf ein halbes Dutzend Spieler verzichten. Beim 1:7 in Frankreich rückte sogar der 45 Jahre alte Torwarttrainer Alexander Schowkowski in den Kader. Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.

Holstein Kiel zurück im Training - Die wichtigsten Fragen zum Corona-Alarm