Holstein Kiels 1:0 gegen Düsseldorf: Zwischen "zum Vergessen" und "unvergesslich"

Buh, was war das vor allem in der zweiten Halbzeit für ein gruseliges Geisterspiel im Holstein-Stadion. Grottiges Gebolze in ungemütlichem Schmuddelwetter, keine Spielkultur, wenig Handfestes. Absolut nichts, was das Herz in der Kieler Kälte erwärmen konnte. Holstein spielte schlecht. Fortuna Düsseldorf war zwar etwas gefährlich, aber auch nicht wirklich besser. Ein Punkt war für die Störche alles Erreichbare, ein Zähler, den sie mit Kusshand genommen hätten. Bis Jonas Sterner sieben Sekunden vor Ende der Nachspielzeit auf den Plan trat – und Holstein Kiel den Sieg bescherte. Einen Sieg, der ob der Leistung unverdient ist. Für Jonas Sterner unvergesslich: Und genau dieser Fakt ist: total egal. In ein paar Wochen fragt keiner mehr danach, wie diese drei Punkte zustande gekommen sind. Oder man erinnert sich positiv daran: „Weißt du noch, wie Sterner das Ding da reingeballert hat? Was für ’ne geile Hütte!“ Für Jonas Sterner ist der Treffer Marke „Tor des Monats“ wahrscheinlich ein Moment für die Ewigkeit. Zu Recht! Und sowohl für ihn als auch für den Verein auch ein Stück weit Belohnung für die vergangenen Jahre. Lohn für Sterners Arbeit, die schon vor einigen Wochen zur Vertragsverlängerung geführt hatte. Ein Spiel irgendwo zwischen „zum Vergessen“ und „unvergesslich“. Auf der Gegenseite dürfte das anders sein – die Fortuna wird an dieser Partie zu knapsen haben. So ein Spiel darfst du nicht verlieren, wenn du aus dem Tabellenkeller raus willst. Erst recht nicht als Team, das mit Aufstiegsambitionen in die Saison gestartet ist. Das Spiel könnte das letzte unter Trainer Christian Preußer sein. Es wäre eine Entlassung mit Kieler Ansage. Wachsen den Störchen jetzt noch größere Flügel? Für Holstein ist der Erfolg Ausdruck der Entwicklung in den vergangenen Wochen. Einer Entwicklung unter Trainer Marcel Rapp, die stetig nach oben zeigte. Die in grandiose Leistungen wie beim 3:0 gegen St. Pauli kurz vor Weihnachten mündete. Die sowohl den Störchen selbst als auch den KSV-Fans Hoffnung macht. Und die ist nun auch in der Tabelle sichtbar: Der Sieg hievt die KSV aus der Abstiegszone, Holstein ist nun Zehnter, hat 13 Punkte Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz 17 und acht auf Relegationsrang 16. Der Weg ins gesicherte Mittelfeld ist mehr als frei. Dieser Sieg kann für die restliche Rückrunde noch mal mehr Energie freisetzen. Solche Spiele zu gewinnen, in denen die Leistung nicht stimmt, in denen nicht viel zusammenläuft, in denen schon ein Punkt eigentlich das Beste ist, was man mitnehmen kann – das ist Ausdruck einer Qualität. Gelingt es Holstein, diese Qualität weiter auf den Platz zu bringen und diese Erfolgswelle weiter zu reiten, wird in ein paar Wochen der Abstiegskampf nur noch eine blasse Erinnerung sein. Das Ende des Schreckens Geisterspiele: Und vielleicht brauchte es dieses Grottenspiel auch einfach. Vielleicht war es ja auch einfach ein Symbol für die Geisterspiele. Gruselig, kalt, braucht kein Mensch. Und am Ende doch irgendwie notwendig, weil etwas Gutes dabei herauskommt. Ein Schrecken mit Ende: Im nächsten Heimspiel gegen Karlsruhe kann Holstein wieder auf Fan-Unterstützung bauen. Und für zahlendes Publikum muss dann auch die Leistung besser sein.