1:3-Niederlage gegen Fürth: Das lief bei Holstein Kiel falsch

Am Ende wurde Stefan Leitl geradezu großmütig. „Ole, viel Erfolg weiterhin“, sagte der Chefcoach der SpVgg Greuther Fürth am Sonnabend auf der Pressekonferenz nach dem hochverdienten 3:1 bei Holstein Kiel in Richtung seines Trainerkollegen Ole Werner. „Es macht Spaß, euch Fußball spielen zu sehen“, schob ihm Leitl ein aufrichtiges Lob herüber. Und: „Macht weiter so.“ Nur: Wenn die Störche so weitermachen wie in den vorangegangenen 90 Zweitliga-Minuten gegen das Kleeblatt, wird vom Erfolg nicht viel übrig bleiben. Holstein, für viele Beobachter leicht favorisiert ins Spiel gegangen, war klar unterlegen, hatte dem cleveren Matchplan der Gäste aus Franken nichts entgegenzusetzen. „Wir haben gegen den besten Gegner gespielt, den wir in diesem Jahr hatten“, sagte Werner im Nachgang. „Dass es so sein würde, war uns klar.“ Trotzdem fanden die Störche keine Lösungen. Weder individual- noch mannschaftstaktisch. Das Pressing? Nicht verpufft, sondern schlicht kaum existent. Die Raumbesetzung? Irgendwie schräg – im Wortsinne. Punkte, für die auch ein Trainer zuständig ist. Auch wenn Werner sagte: „Die Tagesform hat heute den Unterschied gemacht.“ Lesen Sie auch den Nachspielzeit-Kommentar: Holstein Kiel hat sich verzockt Der Spielaufbau der KSV aus einer asymmetrischen Viererkette mit dem hochschiebenden Linksverteidiger Johannes van den Bergh, der mit seiner Rolle in der gegnerischen Hälfte nichts anzufangen wusste, und einem in die Mitte ziehenden Rechtsverteidiger Jannik Dehm klappte nicht. Jonas Meffert auf der Sechs wurde mit Manndeckung seiner Wirkung beraubt. Die Achter Alexander Mühling und Niklas Hauptmann standen tendenziell zu hoch für Anschlussaktionen, wenn doch einmal die erste Reihe überspielt wurde. Dort wähnte Werner mit seinem Trainerteam die Räume in der Fürther Raute. Aber da waren sie nicht. Oder sie wurden schlecht genutzt. Den Störchen fehlte im Mittelfeld ein pressingresistenter Antreiber, ein Tempoverschärfer. Ein Spieler wie Jae-Sung Lee. Der Südkoreaner spielte nominell auf dem linken Flügel, wirkte dort dem Kombinationsspiel entzogen. Durch den hochschiebenden van den Bergh agierte Lee zwar etwas mittiger als Bartels auf der anderen Seite, kam aber nur selten in die Räume, die ihn stark machen. "Das würde ich wieder so machen": Werner verteidigte seine Maßnahme nach dem Spiel dennoch. „Das würde ich wieder so machen. Daran hat es nicht gelegen“, sagte der Trainer. Auch im Falle von Bartels würde er „wieder so entscheiden“. Der 33-Jährige stand gerade einmal etwas mehr als zwei Wochen nach seinem Muskelfaserriss von Beginn an auf dem Platz, wirkte aber deplatziert. Kam das Comeback zu früh? „Ich habe seine Leistung als sehr engagiert und laufstark wahrgenommen“, entgegnete Werner. „Er war noch am ehesten jemand, der in Zweikämpfen präsent war, auch mal wehgetan hat.“ Dabei gewann Bartels nur 29 Prozent seiner Duelle, jeder dritte seiner Pässe landete beim Gegner. Vielleicht hätte Werner früher wechseln müssen. Vielleicht hätte er früher umstellen müssen. Die Statik des Spiels aktiv verändern. Auch wenn die KSV es mit der Aktivität an diesem Tag einfach nicht hatte. Sie war nicht aggressiv, war aufreizend nachlässig in einigen Situationen, nicht in der Lage, sich dagegenzustemmen. Beim 2:0 gegen Würzburg, schon ein recht passiver Auftritt, war das noch gutgegangen. Nun ging es schmerzhaft nach hinten los. Holstein ist zwar immer noch Zweiter, hat nach fünf Spielen starke zehn Punkte auf dem Konto, hat gezeigt, offensiv wie defensiv eine Idee entwickeln und umsetzen zu können. Kein Grund für Schwarzmalerei. Aber ins schöne Gesamtbild haben sich ein paar graue Tupfer eingeschlichen. Stefan Leitls gut gemeintes „Macht weiter so“ ist daher nur bedingt ratsam.

Holstein Kiels 1:3-Pleite - Das lief falsch gegen die SpVgg Greuther Fürth