Laufwunder, Zweikämpfer, Passmaschine

Endlich Füße hoch. Runterfahren. Fußball-Zweitligist Holstein Kiel schaltet in der Länderspielpause in den Leerlauf. Aus Vernunft. Denn gerade macht es eigentlich so richtig Spaß. „Am liebsten spiele ich natürlich Woche für Woche“, sagt Jonas Meffert mit ein wenig Bedauern nach dem starken Auftritt beim 1:1 am Montagabend gegen den Hamburger SV, „aber natürlich wird es guttun, einmal durchzupusten. Es ist auch wichtig, mental zur Ruhe zu kommen und sich ein paar Tage mit anderen Dingen als Fußball zu beschäftigen.“ Meffert und seine Kollegen starten ins lange Wochenende. Am Montag versammelt man sich wieder in Projensdorf, um die Vorbereitung auf den 1. FC Heidenheim aufzunehmen, der dann am Sonnabend nach Kiel kommt. Zu einer ausgeruhten KSV mit einem ausgeruhten Jonas Meffert – der dann auch endlich wieder in den Duracell-Modus übergehen darf. Denn der 26-Jährige ist in dieser Spielzeit so richtig on fire. Das belegen seine beeindruckenden Zahlen. Sehen Sie auch: Video-Talk "Holstein eins zu eins" - Ist der FC Bayern ein Horror- oder Traum-Los? Meffert hat bislang die zweitmeisten Ballkontakte bei den Störchen nach Kapitän Hauke Wahl gesammelt, hat die beste Passquote seiner Mannschaft (93 Prozent, ligaweit Platz neun), ist einer der zweikampfstärksten Mittelfeldspieler der Liga (58 Prozent Erfolgsquote), spult pro Spiel irre 11,26 Kilometer ab – die sechsthöchste Laufleistung im Unterhaus. Meffert brennt. Und ist dabei wichtig wie eh und je. Nicht nur als Scharnier zwischen den Mannschaftsteilen im Aufbau – sondern auch als unermüdlicher Lückenschließer, als unangenehmer Pressingspieler, als Fighter. Mit dieser Attitüde, gepaart mit seiner hohen Spielintelligenz, ist Meffert einer der Anker der neuen Stabilität der Kieler Defensive. Als Teil eines Bollwerks, das in dieser Saison erst sechs Gegentore in sieben Spielen kassiert hat. Ligaspitze. Zum Vergleich: Im Vorjahr hatte man zum gleichen Zeitpunkt schon zwölf Gegentreffer schlucken müssen, in den beiden Spielzeiten davor jeweils zehn. Fürth? "Das war eines der unangenehmeren Spiele": Was ist das Erfolgsrezept? „An den Abläufen gegen den Ball hat sich grundsätzlich nichts geändert“, sagt Meffert. „Wie schon in der Vorsaison überlegen wir uns vorher, wie wir gegen den jeweiligen Gegner anlaufen und verteidigen wollen, wobei wir unser System nicht komplett vom Gegner abhängig machen.“ Das Geheimnis sei ein anderes: „Wir haben einen enormen Willen entwickelt, kein Gegentor zu bekommen und gemeinsam alles wegzuverteidigen.“ Nur einmal hat das nicht wirklich geklappt. Am fünften Spieltag schlug es gegen die starke SpVgg Greuther Fürth (1:3) gleich dreimal hinten ein. Dass ein Zusammenhang mit der engen Bewachung Mefferts, der fast schon penetranten Manndeckung durch die Franken bestehen könnte, liegt auf der Hand. „ Das war eines der unangenehmeren Spiele, aber das gilt nicht nur für mich, sondern für uns alle“, sagt Meffert. „Es war nicht unser bester Tag. Wichtig war deshalb, die Dinge, die nicht funktioniert haben, anschließend aufzuarbeiten, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Das haben wir getan und gegen Aue eine gute Reaktion gezeigt.“ Lesen Sie auch: Joker stechen gegen den HSV - Holstein Kiels Bank ist eine Bank Auch beim 1:1 im Erzgebirge kam Meffert eine besondere Rolle zu. Durch die frühe Rote Karte für Phil Neumann musste die KSV umstellen, agierte zunächst mit einer Doppelsechs aus Meffert und Alexander Mühling, dann zunehmend mit einem Jonas Meffert, der sich immer tiefer in die letzte Kette fallen ließ, das Abwehrzentrum verdichtete, sich mit Verve in die Zweikämpfe warf. „In der Halbzeit hat der Trainer nochmal unsere Sinne geschärft, wie wir die gegnerischen Angriffe am besten verteidigen können. Man hat gemerkt, dass jeder, der danach bei uns auf dem Platz stand, diese Vorgaben umsetzen wollte und alles dafür getan hat, den Punkt mit nach Hause zu nehmen“, sagt Meffert. „Alles in allem war es ein gefühlter Sieg.“ Das gilt auch für das Unentschieden gegen den HSV. Die Stimmung war nach dem Last-Minute-Treffer gegen den Tabellenführer gelöst. Die Erkenntnis, dass Holstein Kiel – derzeit Vierter – zu Recht da vorne mitmischt, hat sich noch einmal gefestigt. Als nächstes kommt nun Heidenheim, dann geht es zu Hannover 96 (29.11.). Zwei vermeintliche Topteams. Ob man danach abschätzen könne, wo es tabellarisch hingeht? „Jedes Spiel ist wichtig – egal, wer der Gegner ist“, sagt Meffert „Ich halte mich weiterhin daran, von Spiel zu Spiel zu schauen. Natürlich wollen wir so viele Punkte wie möglich holen. Am Ende wird man sehen, ob man in dieser extrem engen Liga, in der jeder jeden schlagen kann, oben dabei sein kann.“ Schön die Füße still halten, also. Die Länderspielpause ist dafür eine gute Übung.

Holstein Kiels Meffert in Topform - Laufwunder, Zweikämpfer, Passmaschine