"Mit das beste Umschaltspiel der Liga"

Da kommt Großes auf die Störche zu. Sechs Spieler im Kader von Erzgebirge Aue messen 1,90 Meter und mehr. Aber auch abseits der Körperlichkeit, so sieht es zumindest Holstein Kiels Cheftrainer Ole Werner, sind die Sachsen Riesen. Die KSV gegen Aue – groß gegen klein? Werner winkt ab: „Wenn wir von den Rahmenbedingungen, dem Kader, den finanziellen Möglichkeiten sprechen, dann sind sie mit uns auf Augenhöhe. Insofern müssen wir auch von einem Spiel ausgehen, das auf Augenhöhe stattfinden wird.“ "Sie besitzen das, was man Schlitzohrigkeit nennt": Groß gegen groß heißt es demnach also am Sonnabend (13 Uhr, im KN-Liveticker ) in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Holstein, der Vierte mit den berechtigten Aufstiegsambitionen, empfängt den mit 32 Punkten schon nahezu aller Abstiegssorgen entledigten FCE. Dass der sich einen Namen als Favoritenkiller gemacht hat, zuletzt Bochum (1:0) besiegt und dem HSV (3:3) einen Punkt abgerungen hat, ist für Werner kein Zufall. „Die Mannschaft gehört zu den erfahrensten in dieser Liga“, sagt der Kieler Chefcoach. „Sie haben viele Spieler, die durch ihre Erfahrung das besitzen, was man Schlitzohrigkeit nennt.“ Lesen Sie auch: Erzgebirge Aue, das Schreckgespenst der großen Vier Mit allen Wassern und Abwassern gewaschen. Gegen aufkommendes „Schlitzohrensausen“, verursacht durch abgekochte Gegner wie Aue, kann sich Holstein mitterweile aber ganz gut selbst therapieren. Sie wissen, worauf es ankommt. Werner zitiert aus dem Anforderungskatalog: „Wir müssen gegen den Ball und in der Absicherung des eigenen Ballbesitzes sehr aufmerksam sein. Wir dürfen keine Situation für den Gegner liegen lassen. Das würden sie zu nutzen wissen.“ Denn: „Aue ist im offensiven Umschalten mit das Beste in dieser Liga. Sie sind unglaublich kaltschnäuzig, unglaublich geradlinig.“ Mit Umschaltmomenten, mit Konsequenz und Coolness hat auch Holstein in dieser Saison so manchen Gegner in die Knie gezwungen. Insofern weiß Werner, wovon er spricht. Er weiß aber auch: Genau diese Effektivität hatte den Störchen am Montag in Fürth gefehlt. Alles andere war geradezu glänzend. „Wir waren bei einer Spitzenmannschaft 70 Minuten lang so dominant, wie es da in dieser Saison bisher noch keine Mannschaft vor uns war“, sagt Werner. „Aber so ist das nun mal im Fußball: Es gibt solche Spielverläufe.“ Im Hinspiel gabs ein 1:1 - trotz 80-minütiger Unterzahl: 1:2 – höchst unglücklich. Aber eben, nach Kieler Lesart, idealerweise nur ein Ausreißer. Zumal Fin Bartels nach Gelbsperre zurückkehrt und wohl sogar Janni Serra trotz Muskelfaserrisses in der Wade eine Option ist. „Wir haben keine grundlegenden Probleme mit der Effektivität, sondern gehören da eher zu den besseren Mannschaften in der Liga“, sagt Werner. Beispielhaft hierfür war ausgerechnet das Hinrundenspiel im Erzgebirge. 1:1 trotz 80-minütiger Unterzahl. Expected Goals: 1,6 zu 0,8 für Aue. Dass die KSV, zuvor zu Hause Fürth deutlich 1:3 unterlegen, noch einen Punkt holte, war ein gefühlter Sieg. Und: Für Holstein war es der Auftakt in eine Serie von acht Spielen ohne Niederlage, darunter fünf Siege am Stück bis Weihnachten. Auftrieb für einen Höhenflug, der die Störche zum Aufstiegskandidaten gemacht hat. Mit einem Sieg kann dieses Gefühl, das am Montag ein wenig gelitten hat, wiederbelebt werden. Das ist die Mission – aller Augenhöhe zum Trotz.

Holstein Kiels Respekt vor Aue - "Mit das beste Umschaltspiel der Liga"