Holstein Kiels Stürmer Janni Serra erzielt erstes Ligator seit Februar

Ein perfekt getimter langer Schlag von Holstein-Kapitän Hauke Wahl auf den linken Flügel und die artistische Vorarbeit von Jae-Sung Lee hatten Serras Kopfballtor in Würzburg möglich gemacht. Eine einstudierte Variante zur schnellen Überbrückung des Mittelfelds? „Einstudiert würde ich nicht sagen, aber schon Teil des grundsätzlichen Plans“, sagt Serra. „Wenn der Gegner tief steht, musst du hinter die Kette kommen. Der lange Ball war klasse, Lees Verarbeitung und Vorarbeit auch – ich musste eigentlich nur mitlaufen.“ Typisches Serra-Understatement nach einem enorm wichtigen Treffer und dem obendrein von ihm erzwungenen Dietz-Eigentor zum 2:0 eine Viertelstunde vor Schluss. Dass der 1,93-Meter-Mann für das Kieler Spiel als Anläufer, Wandspieler, Stoßstürmer enorm wichtig ist oder zumindest sein kann, zeigt er immer wieder, auch in den Spielen vor der Länderspielpause. Nun auch wieder als Goalgetter. Typische Journalistenfrage: Wie fühlt es sich an, wenn der Knoten nach so langer Zeit platzt? „Das Tor ist für mich nichts sehr Besonderes – auch wenn es natürlich schön ist, mal wieder zu treffen in der Liga, nachdem ich fünf Monate verletzt war“, meint Serra, der i m Pokal gegen Rielasingen-Arlen seinen ersten Saisontreffer verbuchte. Aber: „Wir haben gewonnen, unsere Aufgabe erfüllt, jetzt ist das Spiel vorbei, und es kommt das nächste.“ Alles wie vor einem Jahr? Und zwar am Sonnabend. Der Gegner: Greuther Fürth. Das Datum: der 24. Oktober. Ein gutes Serra-Omen? Schließlich war es vor etwas mehr als einem Jahr das Spiel beim Kleeblatt, das den Torjäger nach seit Februar andauernder Trefferflaute in die Spur brachte. Es folgten ab 25. Oktober 2019 sechs Tore und drei Vorlagen in sieben Zweitligaspielen. Eine zufällige Koinzidenz der Ereignisse? Oder Ausblick auf die nächsten Wochen? „Das wäre sehr wünschenswert“, sagt Serra lachend. „Klar wäre das schön. Ob es klappt, werden wir sehen. Ich hoffe natürlich, dass ich jetzt an das Tor anknüpfen kann. Ich fühle mich fit und gut.“ Der gebürtige Hannoveraner ist gut drauf, die Form stimmt. Und er scheint auch die Ruhe und das Wohlgefühl wiedergefunden zu haben, das der Kopfmensch Serra zum erfolgreichen Arbeiten braucht. Auch weil das Transferfenster erst einmal wieder geschlossen, die Gerüchte um einen vorzeitigen Wechsel des bis Sommer 2021 an der Förde gebundenen Profis vorläufig verstummt sind? „Das war auch im Sommer nie ein großes Thema“, sagt Serra. „Durch die Corona-Pandemie ist es in diesem Jahr ohnehin für alle ganz, ganz komisch. Bei mir ging es zuallererst darum, wieder fit zu werden.“ "Froh, wie alles gelaufen ist": Ihm habe viel Spritzigkeit gefehlt, sagt er. „Ich war fünf Monate raus, dazu kam ein Monat etwa, in dem ich für mich allein was machen musste, das war nicht einfach. Und dann musste ich über die Spiele erst wieder reinkommen.“ In Sachen Corona kommt Serra übrigens eine Sonderstellung zu: „Ich war als einziger hier im März nicht in Quarantäne, weil ich mit Stefan Thesker mehr als zwei Wochen keinen Kontakt hatte“, sagt der 22-Jährige. „Es war wichtig, dass ich in der Zeit operiert werden konnte, sonst würde ich heute vielleicht nicht auf dem Platz stehen. Daher bin ich insgesamt froh, wie alles gelaufen ist.“ Gut gelaufen ist auch der Kieler Saisonstart. Vier Spiele, zehn Punkte, 5:1 Tore – „ein Super-Start“, sagt Serra, mahnt aber auch: „Wir müssen dranbleiben, jetzt zu einem frühen Zeitpunkt weiter viele Punkte sammeln. Denn man hat es in der letzten Saison gesehen, wie schnell es gehen kann: Wir haben in der Rückrunde zehn Punkte aus den ersten vier Spielen geholt – danach ging es bergab.“ Die Störche haben die Qualität, um sich dauerhaft im oberen Tabellendrittel festzusetzen, davon ist der Stürmer überzeugt: „Die Liga ist relativ ausgeglichen, auch die vermeintlichen Top-Teams tun sich schwer“, sagt Serra. „Es gibt für niemanden einen Durchmarsch, wir werden nicht jedes Spiel gewinnen. Aber wir müssen so weiter machen wie jetzt, auch wenn es mal nicht gut läuft, Punkte holen. Wir geben alles dafür.“ Warum also nicht auch wieder ein paar Tore? Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.