Holstein Kiels erste Einheit nach Trainingslager

Gemessen an dem, was war, kann die finale Trainingswoche von Holstein Kiel vor dem Wiederbeginn der Zweiten Fußball-Bundesliga nicht mithalten. Statt Sonnenschein und milden spanischen Temperaturen gab es am Dienstag bei der ersten Einheit der Störche nach dem Trainingslager nur grau in grau. Gemessen an dem, was ist, sind die Bedingungen aber nahezu optimal. Oliva, bis Sonnabend das Kurzzeit-Zuhause der KSV, versinkt im Regen. Und Projensdorf, das Langzeit-Zuhause, hat den Rückkehrern den Teppich ausgerollt: Der neue Rasenplatz ist fertig und kann ab sofort bespielt werden. Das nutzten die Holstein-Profis direkt mit einer 75-minütigen Einheit auf dem jungfräulichen Geläuf. Nicht dabei: Ole Werner. Der Cheftrainer weilt seit Montag zum nächsten Block seiner Fußballlehrer-Ausbildung in Hennef und hat die Trainingsdurchführung in die Hände seiner Assistenten Fabian Boll, Patrick Kohlmann und Patrik Borger gelegt. Heute Abend ist er aber wieder da – rechtzeitig zum Anpfiff des finalen Testspiels im Holstein-Stadion gegen den FC Flora Tallinn (18.30 Uhr, im KN-Liveticker ). Wen er dann aufbietet? In jedem Fall Ioannis Gelios. Der vor der Saison aus Rostock gekommene Schlussmann bekommt die Gelegenheit, sich noch einmal über 90 Minuten zu präsentieren. Zum Abschluss des Trainingslagers hatte Konkurrent Dominik Reimann gegen Cluj (2:1) ein ganzes Spiel bekommen. Nun also Gelios. Lee individuell, Seo teilweise im Mannschaftstraining: Ansonsten ist alles offen. So oder so kommt es eher darauf an, wer eine Woche später am 19. Zweitliga-Spieltag gegen Darmstadt 98 (Mi., 20.30 Uhr) auf dem Platz stehen kann. Erfreulich aus Kieler Sicht: Die erkrankten und gar nicht erst ins Trainingslager mitgereisten Südkoreaner sind zurück im Training. Young-Jae Seo konnte große Teile der Einheit mit der Mannschaft absolvieren. Jae-Sung Lee, den es noch ein bisschen heftiger erwischt hatte, arbeitete individuell als Teil eines Trios mit Jannik Dehm und Janni Serra. Ob es für Serra nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel bis zum Darmstadt-Spiel reicht, ist aber genauso wie bei Lee fraglich. Unterdessen konnte auch der zuletzt an muskulären Problemen laborierende Emmanuel Iyoha weitgehend wieder ins Teamtraining einsteigen. Philipp Sander drehte derweil nach hartnäckiger Erkältung seine Runden um den neuen Rasenplatz, den Kapitän Hauke Wahl eine halbe Stunde vor Ende der Einheit verließ – nach erstem Bekunden aber ohne angeschlagen zu sein. Tallinn kennt sich mit deutschen Mannschaften aus: Am Mittwochvormittag (10 Uhr) steigt dann eine letzte Trainingseinheit vor dem Tallinn-Test. Bei dem sich die Frage stellt: Wer ist eigentlich Flora Tallinn? Und was für ein Gradmesser kann der estnische Serienmeister sein? Was den Klub mit Holstein verbindet, sind die beiden Juniorennationalspieler Mattias Männilaan und Markkus Seppik. Das Duo war im Sommer aus Tallinn ins NLZ der Störche gewechselt. Was noch? Dasselbe Meer, an dem Kiel und die estnische Hauptstadt liegen. Ein Ostsee-Derby, wenn man so will. Ansonsten ist Flora Tallinn ein Klub aus einer anderen Welt. Der Marktwert liegt nur bei einem Viertel des Kieler Kaderwertes. Top-Stürmer Erik Sorga, in der Anfang November beendeten Spielzeit 2019 mit 31 Toren in 34 Partien bester Schütze der Liga, hat den Verein gerade verlassen und sich Loudoun United in den USA angeschlossen – dem Farmteam von MLS-Klub DC United. Dass Flora gegen deutsche Mannschaften aber durchaus mithalten kann, haben die Esten in dieser Saison schon gezeigt: Zweimal unterlag Tallinn in der Qualifikation zur Europa League gegen Eintracht Frankfurt knapp mit 1:2, glich dabei zweimal zum zwischenzeitlichen 1:1 aus. Im Oktober kamen immerhin vier Tallinn-Profis für Estland gegen das DFB-Team zum Einsatz, verloren „nur“ 0:3 gegen den Weltmeister von 2014. Kicken können sie also. Genauso wie Holstein. Auf in die letzten Meter vor dem Ernst des Zweitliga-Lebens. Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.

Erstes Holstein-Training - Lee und Seo sind zurück auf dem Platz