In 13 Kapiteln zum Weihnachtstitel

Stop the count! 28 Punkte nach 13 Spielen bedeuten völlig zu Recht Platz eins. "Stop the count!", würde Donald Trump twittern, wenn er es mit der KSV hielte. Schluss jetzt, amtliches Endergebnis! Aber noch sind ja die Resultate von 21 weiteren Spielen auszuzählen. Kein Grund zur Panik: Spielt Holstein so weiter, könnte es was werden. Vorne gnadenlos – hinten stabil wie Stahlbeton. Offense wins games, sagt der Brite. Defense wins championships... Alte Meister Wie konnte das passieren? Mithilfe von Trainergranden wie José Mourinho oder Diego Simeone. Das Team um Chefcoach Ole Werner hat sich von den alten Meistern der Defensive inspirieren lassen, daraus Handlungsempfehlungen für die KSV-Verteidiger abgeleitet. Mit der Konsequenz, dass Hauke Wahl, Stefan Thesker und Co. kaum etwas zugelassen haben. Nur elf Gegentore – meisterlich. Phönix aus der Asche Zur Wahrheit gehört auch: Ohne Ioannis Gelios wären es wohl mehr Gegentore. Vor der Saison hatte der Deutsch-Grieche seinen Stammplatz im Tor an Thomas Dähne verloren. Dann kam Dähnes Corona-Erkrankung – und Gelios' Wiederauferstehung. Der zuvor wacklige Keeper hielt unfassbar gut, gab der Mannschaft Sicherheit. Und holte sich die Nummer eins zurück. Das C-Wort Ja, da war es. Das Wort mit dem C. Am 13. Oktober schrillten bei der KSV die Alarmglocken: ein positiver Test, zwei womöglich ebenfalls betroffene Kontaktpersonen. Holsteins Verantwortliche handelten schnell und konsequent, isolierten das Trio vom Rest des Teams, ordneten Nachtests an. Dann Entwarnung: Nur Dähne war infiziert, begab sich in Quarantäne, das Mannschaftstraining konnte schon tags darauf wieder aufgenommen werden. Puh. Die Farbe Rot Alarmstufe Rot – aber nicht beim Thema mit dem C, sondern bei den Karten. Drei Platzverweise gegen Fabian Reese (beim 1:3 gegen Fürth), Phil Neumann (beim 1:1 in Aue) und Johannes van den Bergh (beim 2:2 gegen Heidenheim). Holstein, die Hackertruppe? Kaum haltbar: Die Störche haben die wenigsten Fouls der Liga begangen (125). Die Geister von gestern Weshalb die Störche bislang selten zum Foul greifen mussten? Sie agierten zumeist hochkonzentriert. Bis, ja bis auf dieses eine Mal: Gegen Heidenheim lagen die Störche 2:0 in Front – und ließen sich den Sieg noch in den letzten fünf Minuten nehmen. Ein Rückfall in alte Muster der Vorsaison. Waren die bösen Geister der Vergangenheit wieder da? Die Antwort gab die KSV auf dem Platz, gewann die nächsten fünf Spiele – Rekord. Wahl wählt Wut-Worte Nach dem 2:2 gegen Heidenheim war einer so richtig angefressen: Hauke Wahl. Der Kapitän hatte einen äußerst umstrittenen Handelfmeter verursacht, der zum 1:2 führte. Danach polterte er im TV-Interview: „Da sitzen vier Leute im Keller, die haben noch nie Fußball gespielt, die wissen gar nicht, was Bewegungssport ist, und entscheiden so ’ne Kacke.“ Teure Ehrlichkeit: Dem DFB war diese Wort-Wahl 2000 Euro Geldstrafe wert. Sehen Sie auch: Holstein eins zu eins, Folge 13: Hochfliegende Störche und das KN-Orakel Die Sache mit der Hand Wahls Handelfmeter war nur die Spitze eines Eisbergs, in den die Regelhüter mit ihrer Auslegung hineingekracht sind. Jedes Wochenende gab und gibt es Diskussionen. Dabei hat Holstein bislang bei der Sache eher ein gutes „Händchen“ gehabt: Gegen Düsseldorf (2:1), Hannover (3:0), Bochum (3:1) und Sandhausen (2:0) bekam die KSV Handelfmeter zugesprochen – und verwandelte immer. Geschlossene Gesellschaft Vor so einem Elfmeter wird es normalerweise ganz still im Stadion. Aber in diesen Zeiten ist gar nichts normal – es bleibt auch still, wenn der Ball im Netz zappelt. Die Fans sind seit November bundesweit wieder ausgeschlossen. Vorher durfte auf Grundlage strenger Hygienekonzepte zumindest eine kleine Minderheit erstmals seit März in den Genuss von Live-Fußball im Stadion kommen, auch in Kiel. 500 Fans im Pokal gegen Rielasingen-Arlen (7:1), 1709 zum Liga-Auftakt gegen Paderborn (1:0), 1973 gegen Düsseldorf, 2239 gegen Fürth. Und dann: Rolle rückwärts. Ciao Fans, bis bald. Hoffentlich. Nimbus des Nordens Die Rückkehr der Geisterspiele war auch deshalb so bitter, weil als nächstes Kieler Heimspiel ausgerechnet das Derby gegen den HSV vor der Tür stand. Kein würdiger Rahmen. Trotzdem verteidigte die KSV ihren Ruf und vertiefte das Hamburger Trauma: 1:1 durch ein Tor von Joshua Mees in der Nachspielzeit. In fünf Zweitliga-Spielen ungeschlagen gegen den Ex-Dino. Der Nimbus lebt. Einfach magisch Der späte Ausgleich war einer dieser magischen Momente, in denen die Zeit stehen zu bleiben scheint. Und die Zeit blieb zuletzt häufiger stehen. Die Two-Man-Show von Fin Bartels und Jae-Sung Lee beim 3:2 in Regensburg, die One-Man-Show gegen Nürnberg (1:0), als Bartels per Seitfallrückzieher möglicherweise das Tor des Jahres gelang („Wir haben einen Lauf, dann geht so ein Ding halt auch mal rein. Wenn es anders läuft, hau ich den übers Dach und mach mir noch den Rücken kaputt“). Zum Abschluss wollte dann auch noch Jannik Dehm mithexen: Freistoß-Brandbombe zum 1:0 in Sandhausen. Ein Tor des Monats. Wäre da nicht Bartels. Kurzer Prozess Geduldig bleiben – und dann kurzen Prozess machen. Eine der neuen Kieler Qualitäten. Drei Tore in vier Minuten gegen Hannover, zwei Tore in zwei Minuten gegen Bochum, zwei Tore in fünf Minuten gegen Regensburg, zwei Tore in vergleichsweise üppigen elf Minuten gegen Sandhausen – Holstein erledigte seine Gegner in schöner Regelmäßigkeit mit der Blitzschlag-Taktik. Wo Licht ist, ist auch Schatten Die KSV hat sich zum Aufstiegskandidaten entwickelt. Die erste Elf glänzt, die Bank ist stark wie nie. Aber mancher ist auf der Strecke geblieben: David Atanga spielt keine Rolle, Makana Baku ist Lichtjahre von einer Kadernominierung entfernt. Auch Lion Lauberbach hat es in den letzten vier Spielen nicht einmal mehr auf die Ersatzbank geschafft. Wie es für sie weitergeht? Am 2. Januar öffnet das Transferfenster.

Holsteins Kiels Teil-Hinrunde - In 13 Geschichten zum Weihnachtstitel