Jetzt spricht Holsteins Stefan Thesker

Endlich frei – und doch gefangen. Die Quarantäne ist aufgehoben, aber trotzdem hängen die Fußballer von Holstein Kiel in der Corona-Dauerschleife fest. Trainiert wird weiter nur in den eigenen vier Wänden. Die kennen sie mittlerweile gut. Für ihren Geschmack möglicherweise zu gut nach 14 Tagen der behördlich verordneten Isolation, die nach dem positiven Test auf das Coronavirus bei Innenverteidiger Stefan Thesker nötig geworden war. Später werden sie vielleicht einmal davon erzählen wie das alles war, damals, am 14. März 2020, der eigentlich ein gewöhnlicher in einer ungewöhnlichen Zeit zu werden scheint. Am Freitag, den 13. – und ja, es wird ein Unglückstag –, soll die KSV eigentlich in Regensburg spielen. Und zwar vor leeren Rängen. Ein fauler Kompromiss der DFL, die den Spieltag auf den letzten Drücker cancelt. Da befinden sich die Störche aber schon nahezu im Luftraum über Bayern. Landung, Schubumkehr, ab nach Hause. Da steht am Folgetag ein Regenerationstraining auf dem Programm, Behandlungen, Kraftraum. So weit, so normal. Aber dazu wird es nicht kommen. "Ich war nur leicht erkältet": Denn Stefan Thesker fühlt sich nicht gut. Eine Ahnung, dass sein Name wenige Stunden später als Corona-Fall Nummer fünf im deutschen Profifußball bundesweit durch die Medien geht, hat er zu diesem Zeitpunkt nicht. „Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich mich mit dem Virus angesteckt habe“, sagt Thesker rückblickend und irgendwie noch immer ziemlich verwundert. „Ich war nur leicht erkältet.“ Vielleicht ist das die Botschaft dieser kurzen, aber bedeutenden Episode, die in die Vereinsgeschichte der KSV eingehen wird: Corona kann jeden treffen, auch die Starken, die Gesunden. Ohne dass sie es überhaupt merken. So werden sie – unbeabsichtigt – zum Überträger, zum Rädchen im perfiden System einer neuartigen Krankheit. Wohl dem, der eine aufmerksame medizinische Abteilung hat wie die Störche: Die Teamärzte lassen die Kieler Nummer fünf umgehend testen. Dann das Ergebnis: positiv. Corona-Alarm bei Holstein. Alle raus, schnellstmöglich in Quarantäne. Spieler, Trainer und Teile des Funktionsteams allein zu Haus für zwei quälend lange Wochen. Bleibt die Frage: Wo hat sich der 28-Jährige, der nie den Eindruck vermittelt, leichtfertig zu sein, denn bloß angesteckt? Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns: Weder den Ärzten noch ihm sei es möglich gewesen, den Ursprung der Infektion zu rekonstruieren, sagt Thesker. „Die Nachricht, dass der Test positiv ist, kam für mich überraschend, da ich mich bereits frühzeitig an die vorgegebenen Verhaltensregeln gehalten hatte“, betont er, der zwar zwölf Tage vor dem Bekanntwerden seiner Ansteckung mit dem Coroanvirus 90 Minuten gegen Hannover 96 spielt, wo eine Woche später Timo Hübers und Jannes Horn als Corona-positiv gemeldet werden. Aber dort könne er sich unmöglich angesteckt haben, sagen die Mediziner. Die Inkubationszeiträume passen nicht zueinander. Newsletter der Kieler Nachrichten Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. So oder so: Er hat es. Und andere in seiner Mannschaft, das legen die folgenden Tage nahe, offenbar nicht. Glück im Unglück, das er zumindest körperlich nicht als solches verspürt. „Ich hatte die ersten beiden Tage leichte grippeähnliche Symptome und danach nicht mehr“, sagt Thesker, erwähnt dann aber doch etwas, das auch den Laien auf die Corona-Fährte führt: „Das einzige, was ich mehrere Tage hatte, war der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.“ Man hat es oft genug in den vergangenen Wochen gehört. Zeit für Dinge, die sonst zu kurz kommen: Was man auch oft, gefühlt zu oft gehört hat: Die Saison soll irgendwie noch über die Bühne gebracht werden. Trotz des Falls Thesker. Trotz der Fälle Hübers, Horn, Nürnberger, Kilian, Mittelstädt. Trotz allem. „Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es bestimmt ein Muss, die Saison zu Ende zu spielen – ich denke dabei vor allem an die vielen Jobs, die von dieser Entscheidung maßgeblich abhängig sind“, sagt Thesker. „Allerdings steht der gesundheitliche Aspekt über allem.“ Das hat ihn spätestens jene Episode im März 2020 gelehrt, auf die er hoffentlich eines Tages mit einem Schmunzeln zurückschauen kann. Und ein Gutes hatten die 14 Tage, die er gemeinsam mit seiner Freundin durchgestanden hat, ja: „Wir haben uns um Sachen gekümmert, die vorher immer zu kurz gekommen sind.“ So banal. Und doch so wichtig. Fußball ist nicht alles. Auch wenn es schon schön wäre, wenn es ihn irgendwann bald wieder gibt Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Corona: Die wichtigsten Telefonnummern für Schleswig-Holstein Kontaktsperre: Abstand halten - aber wie? 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