Jetzt spricht Holsteins Ahmet Arslan

Die Vorwürfe waren heftig, die Wortwahl drastisch und unversöhnlich. Mitte Juni war es, Ahmet Arslan hatte gerade bei Fußball-Zweitligist Holstein Kiel unterschrieben, als die Ultras des VfB Lübeck zum Rundumschlag gegen ihren Bis-gerade-eben-noch-Liebling ausholten. Von Wortbruch war die Rede, vom Wechsel zum Feind, von vermeintlicher Vereinsliebe als Schauspiel Arslans. Dazu dieses Video, das auch bei einigen KSV-Fans nicht gut ankam. Er würde sich, so Arslan darin, einen Wechsel nach Kiel selbst übelnehmen. Zwei Monate später. Die Aufregung hat sich gelegt. Trotzdem hallt sie noch nach. „Es ist am Anfang viel auf mich eingeprasselt“, sagt Arslan im Rückblick. „Ich kann aufgrund der Rivalität zwischen beiden Vereinen verstehen, dass die Fans ihren Unmut geäußert haben. Aber Ziel eines jeden Sportlers ist es, so hoch wie möglich zu spielen.“ Diese Chance erhält der 26-Jährige nach zwei erfolgreichen Regionalliga-Jahren mit 29 Toren und 13 Vorlagen für den VfB Lübeck nun an der Kieler Förde. Die ersten Tage, so der gebürtige Memminger, hätten ihn in der Entscheidung für Holstein bestätigt. „Ich wurde gut aufgenommen, wir haben viel Spaß innerhalb der Truppe und die Qualität auf dem Platz ist nochmal eine Stufe höher. Das ist das, worauf man als Fußballer Lust hat“, sagt er. „Jetzt hoffe ich einfach auf eine faire Chance und freue mich, wenn das Thema abgehakt ist.“ Eine faire Chance bei den Fans. Aber auch in der Mannschaft. Die sollte er bekommen. Lesen Sie auch: Holstein Kiel testet gegen Ajax Amsterdam und den VfL Wolfsburg Arslan, der in der Jugend für den VfB, später für den Hamburger SV und den VfL Osnabrück gekickt hat, will angreifen. „Als Sportler“, sagt er, „hat man immer den Anspruch, das Bestmögliche herauszuholen. So ist es bei mir auch. Ich spüre das Vertrauen und habe nicht das Gefühl, dass ich mich hinten anstellen muss, weiß aber durchaus, dass ich hier jeden Tag Gas geben muss, um eine Chance auf Einsatzzeiten zu haben. Und natürlich möchte ich möglichst viel spielen.“ Zunächst einmal muss er aber lernen, Neues aufsaugen, sich auf die taktische Idee des Trainers einlassen. „Aber letztendlich“, sagt Arslan, „ist es Fußball und wir spielen auch in der Zweiten Liga elf gegen elf.“ Dass man ihm zutraut, Fußball auf diesem Level zu spielen, liegt auf der Hand. Der offensive Mittelfeldspieler hat den Vertrag mit der längsten Laufzeit aller KSV-Profis, hat bis 2024 unterzeichnet. Welche Ziele verfolgt er kurz-, mittel-, langfristig bei den Störchen? Er habe welche, keine Frage. Aber Arslan scheint im besten Sinne ein Teamspieler zu sein. „Wenn ich etwas im Fußball gelernt habe, dann, dass man seine persönlichen Ziele immer erst nach den gemeinsamen erreicht. Schließlich spielt man nicht alleine, sondern mit zehn beziehungsweise insgesamt 29 Mannschaftskollegen in einem Team“, sagt er. „Es ist wichtig, die persönlichen den mannschaftlichen Zielen unterzuordnen.“ Bei den gemeinsamen Zielen wird er dann doch noch konkret: „Wir wollen die Vorbereitung bestmöglich nutzen, um mit einem guten Gefühl in die Saison zu starten.“ Er selbst hat dieses gute Gefühl für sich bereits zurückgewonnen. Das Gewitter ist verzogen. Ahmet Arslan ist jetzt, wie es sein Kapitän Hauke Wahl formuliert, ein echter Kieler. Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.

Nach Wechsel aus Lübeck - Jetzt spricht Holstein Kiels Neuer Ahmet Arslan