Nachspielzeit zum Spiel gegen Osnabrück: Ein kleiner Schuss vor den Bug

Es bleibt dabei: Seit mehr als 14 Jahren kann Holstein Kiel gegen den VfL Osnabrück nicht gewinnen. Eigentlich also folgerichtig, dass es die Veilchen waren, die den Kieler Höhenflug von fünf Siegen am Stück und sogar acht Spielen in Folge ohne Niederlage stoppten. Oder? Kieler Schwächen gegen Osnabrücker Konter: Osnabrück präsentierte sich gegen die Störche zwar wie immer zielstrebig, konsequent und schlussendlich erbarmungslos - doch waren es Kieler Schwächen, die den auch nicht in voller Gänze überragenden Niedersachsen die Auswärtspunkte 13, 14 und 15 bescherten. Vor allem in Durchgang eins fehlte der KSV die in dieser Saison schon so eindrucksvoll bewiesene defensive Stabilität, passte die Abstimmung zwischen Innen- und Außenverteidigung sowie defensivem Mittelfeld vor allem in der Restfeldverteidigung des Osnabrücker Umschaltspiels so gar nicht. Beide Gegentore entstanden in derselben Art und Weise: Ballverlust Holstein, Konter Osnabrück, schnelles Spiel in die Spitze. Den Störchen gelang es zum Jahresauftakt nicht, die Balance zwischen spielfreudiger Offensive und defensivem Bollwerk zu errichten, die den (bis Sonntag amtierenden) Tabellenführer bis dato ausgezeichnet hatten. Im Gegenteil: Auf beiden Seiten des Balles schlug das Pendel an diesem Sonntag in die falsche Richtung aus. Denn anders als in Spielen wie etwa gegen den 1. FC Nürnberg präsentierten sich die Kieler auch mit Ball harmlos. Gegen einen VfL, der mit Viererkette und zwei Sechsern den klaren Plan verfolgte, das Zentrum so kompakt und dicht wie möglich zu machen, blieben die Störche über weite Strecken ideenlos, ohne Tempo und Power und ohne die nötige Präzision. Starke Schlussphase macht Mut fürs Millerntor: Das Aufbäumen in der Schlussphase kam zu spät, Ahmet Arslan s Tor zum 1:2 konnte keinen Punkt mehr retten. Und doch ist es vor allem die letzte Viertelstunde, die die Kieler Sorgenfalten klein hält: Als wäre ein Schalter umgelegt worden, waren die Störche voll da, den zuvor fehlenden Schritt schneller und dichter an Ball und Gegner, schwungvoll und willens, noch etwas zu reißen. Man hätte ihnen zurufen wollen: Es geht doch, warum nicht gleich so?! Die Stellschrauben, an denen Trainer Ole Werner in der kommenden Trainingswoche vor dem Auswärtsspiel beim kriselnden FC St. Pauli drehen muss, sind sichtbar, verhältnismäßig klein. Das 1:2 gegen Osnabrück zeigt, dass es in dieser Zweiten Liga stets eine starke Leistung benötigt, um zu punkten. Ein bisschen Abstimmung hier, ein bisschen Balance da, abgeschmeckt mit einer Prise Galligkeit und Tordrang - schon könnte das neue Kieler Siegmenü fertig sein. Mit Benjamin Girth und Torschütze Arslan bewiesen zwei Ergänzungsspieler, dass die Breite des Kaders keine reine Floskel ist. Ein schwächeres Spiel wirft gewachsene Störche nicht aus der Bahn. Das zeigte schon das 1:3 gegen Greuther Fürth: Im Anschluss folgte die oben angesprochene Serie aus acht Spielen ohne Niederlage.