"Niveau wird höher sein als in Polen"

Da ist er also, der neue Storch. Mikkel Kirkeskov, erster und bislang einziger Wintertransfer von Holstein Kiel. Seit etwas mehr als einer Woche ist der Däne, von Beruf Linksverteidiger, mittendrin beim Fußball-Zweitligisten. Musste er beim Heimspiel gegen den VfL Osnabrück (1:2) wegen der fehlenden Spielgenehmigung noch von der Tribüne aus zusehen, steht Kirkeskov nun auch in der Liga vor seinem Einstand: Am Sonnabend könnte er am Millerntor gegen den FC St. Pauli (13 Uhr) erstmals zum Kader gehören. Ein neues Kapitel beginnt. Dass dieses Kapitel nahe seiner Heimat geschrieben wird, nimmt Kirkeskov gerne so mit. „Ich werde in Zukunft meine Eltern und meine Freunde häufiger sehen können. Darauf freue ich mich“, sagt der 29-Jährige, in Aarhus geboren und zuletzt drei Jahre im fernen Oberschlesien beim polnischen Erstligisten Piast Gliwice beschäftigt. Für ihn und seine Freundin, ebenfalls Dänin, sei das ein netter Nebeneffekt. Mehr aber auch nicht. „Der Hauptgrund, weshalb ich hierhergekommen bin“, sagt Kirkeskov, „ist natürlich ein anderer. Holstein Kiel ist ein Klub, der weiter vorankommen will. Diese Ambitionen habe ich auch.“ Sehen Sie auch: Folge 14 des Video-Talks "Holstein eins zu eins" - Erst Schwarzbrot, dann Sahnehäubchen Dass der freundlich lächelnde Abwehrmann mit den auffälligen roten Haaren für seine Ambitionen aus der Ersten Liga Polens in die Zweite Liga Deutschlands geht, ist nur auf den ersten Blick ein Rückschritt. Vielmehr erwartet Kirkeskov, „dass das Niveau der Zweiten Bundesliga höher sein wird als das der Ekstraklasa. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung. Ich möchte ein neues Umfeld, eine neue Liga kennenlernen. Ich mag Herausforderungen. Daran wächst man.“ Seine primäre Herausforderung wird es nun erst einmal sein, sich ins Team zu spielen. „Ich weiß, dass ich dafür sehr hart arbeiten muss. Ich möchte natürlich immer spielen, aber die Mannschaft hat es bis jetzt sehr gut gemacht, sodass es nicht einfach wird“, sagt Kirkeskov, der um den Posten hinten links mit Routinier und Platzhirsch Johannes van den Bergh konkurriert. Der Neue, er spricht respekt- und hochachtungsvoll über die Von-nun-an-Kollegen. Kampfansagen scheinen, bei allem Anspruch, nicht seine Sache zu sein. Auch bei seinen Plänen im und mit dem Team denkt Kirkeskov pragmatisch. „Ich stecke mir erst einmal kleinere Ziele. Ich möchte es in die Mannschaft schaffen, möchte Spiele gewinnen“, sagt er. „Die langfristigen Ziele“, so Kirkeskov, „hängen davon ab, wie wir uns entwickeln.“ Überraschungsmeister 2019 mit Piast Gliwice: Wie Erfolg geht, weiß er zumindest. Ausgebildet bei seinem Heimatklub Aarhus GF, debütierte Kirkeskov im November 2010 im Profibereich, wurde mit 19 zum Stammspieler und schaffte den direkten Wiederaufstieg mit AGF in die Superliga. Auch in der Erstklassigkeit gelang ihm der Durchbruch, ehe er 2014 zu Odense BK wechselte, 2016 den Schritt ins Ausland nach Norwegen zu Aalesunds FK wagte und schließlich Anfang 2018 in Polen bei Piast Gliwice landete. Mit Piast schaffte er dann auch die große Überraschung: 2019 holte der Außenseiterklub den ersten Meistertitel seiner Vereinsgeschichte. Eine Sensation. „Keiner hatte uns für den Titel auf dem Zettel“, sagt Kirkeskov. „Aber wir sind schnell zusammengewachsen, hatten einen sehr starken Zusammenhalt. Das war der Schlüssel.“ Aus Gemeinschaft kann Großes entstehen. Auch bei Holstein Kiel ist dieser Zusammenhalt, dieser Spirit zu spüren. Auch für die Störche kann das der Schlüssel sein, mit dem am Ende die Tür zur Bundesliga aufgeht. Kirkeskov hätte nichts dagegen, auch wenn er so weit noch gar nicht denken mag. Die Rahmenbedingungen sind zumindest da beim Tabellenzweiten. „Wir haben eine sehr starke Mannschaft“, sagt Kirkeskov. „Ich hoffe, dass ich meinen Teil zum Erfolg beitragen kann.“ Dänemark-Comeback? "Naturlich denkt man darüber nach": Woraus dieser Teil besteht? Aus nicht enden wollenden Läufen, aus Lust am Zweikampf, aus Liebe zur Flanke. „Ich mag es, die Außenbahn auf- und abzurennen“, sagt Kirkeskov über das Komplettpaket Mikkel Kirkeskov, das sich Holstein Kiel mit seinem ablösefreien Transfer gesichert hat. Und auch er hat sich damit etwas gesichert: das Blickfeld aus Dänemark. Kirkeskov ist wieder auf dem Radar. Raus aus der Peripherie, rein in die Nationalelf? Für die ist er bisher zweimal aufgelaufen, hat gegen Kanada und Mexiko je 90 Minuten gespielt – auch wenn das fast acht Jahre her ist. Gibt’s noch ein spätes Comeback? „Natürlich denkt man darüber nach“, sagt Kirkeskov. „Das Thema ist derzeit aber ganz weit im Hinterkopf. Wenn es so kommt, wäre ich natürlich sehr glücklich. Aber ich habe da aktuell keine Erwartungen.“ Die hat er dafür umso mehr an seine neue Mission: Holstein Kiel. Das Kapitel beginnt.

Neuzugang Mikkel Kirkeskov - "Holstein Kiel will vorankommen - ich auch"