Pläne für Zuschauer im Profi-Sport: Rostock, Berlin

Die bundesweiten Vorreiter beobachtet man in Kiel interessiert. „Ich finde es von den Verantwortlichen mutig, einen Weg aufzuzeigen, wie es mit der Pandemie gehen kann“, sagte Kiels Sportdezernent Gerwin Stöcken. „Wir schauen, welche Erfahrungen in Rostock gemacht wurden.“ Als erster Profi-Klub seit fünf Monaten hatte der Fußball-Drittligist Hansa Rostock am Sonnabend wieder Zuschauer in sein Stadion lassen dürfen: 777 waren vom zuständigen Gesundheitsamt erlaubt, 702 kamen und verloren sich im rund 29000 Zuschauer fassenden Ostseestadion. Alle Besucher waren vor dem Einlass registriert und auf eine Corona-Infektion getestet worden, einen positiven Befund gab es nicht. Die Erfahrungen der Rostocker sollen allen interessierten Profivereinen zugänglich gemacht werden. Gehört auch Zweitligist Holstein Kiel dazu? Eine vorerst unbeantwortete Frage: Angesichts der (politischen) Entwicklungen der vergangenen Tage wolle man zu diesem Thema keine Stellung nehmen, teilte der Klub mit. Modellprojekte für eine Zeit nach dem bis 18. April verlängerten Lockdown: Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer erklärte am Dienstagvormittag via Facebook, man sei in Kiel dabei, „solche Modellprojekte zu entwickeln“. Diese seien dringend notwendig, um Erfahrungen zu sammeln, „wie wir ,mit dem Virus’ leben können“, so Kämpfer. Konkret bedeutet das für die KSV Holstein in naher Zukunft noch nichts. Doch auf Sicht könnte es auch in Kiel wieder zu Spielen vor Fans kommen. „Wir erarbeiten Modellprojekte, um vorbereitet zu sein für eine Zeit nach dem bis 18. April verlängerten Lockdown, in der die Zahlen es zulassen, sich konkret mit Zuschauern im Profi-Sport zu beschäftigen“, erklärt Stöcken, sagt aber auch: „Ich kann die Menschen verstehen, und ich würde gern etwas ermöglichen, was etwas Freude bereitet – aber nicht um jeden Preis.“ Angesichts der Verbreitung der britischen Virusvariante, die in Kiel mittlerweile für die Mehrheit der Ansteckungen verantwortlich ist, sei eine Rückkehr von Zuschauern im Sport (noch) nicht angeraten. Berliner Volleyballer vor 800 Zuschauern: Derweil soll in Berlin am Mittwoch der erste Hallen-Versuch gewagt werden: Die Berlin Volleys haben alle 800 Karten für das Playoff-Halbfinale gegen den SWD powervolleys Düren verkauft. Die Partie der Volleyball-Bundesliga in der Max-Schmeling-Halle wäre die erste Indoor-Sportveranstaltung vor Publikum seit Oktober vergangenen Jahres. Nach den jüngsten Beschlüssen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie ist die komplette Umsetzung des als Dreiklang aus Volleyball, Fußball sowie Basketball oder Eishockey geplanten Berliner Projekts aber fraglich. Auch für die Volleyballer könnte das Grüne Licht noch durch eine kurzfristige Entscheidung des Berliner Senats verlöschen. Ein wichtiges Entscheidungs-Kriterium sind wohl weiter die Inzidenzwerte. Während Rostock mit einem Wert von unter 25 im Bundesvergleich hervorragend dasteht, kratzt Berlin an der 100. Leipziger Fußball- und Handball-Bundesligisten haben Pilotprojekt beantragt: Auch in Leipzig scharren die Klubs mit den Hufen. Der Antrag des Fußball-Bundesligisten RB auf einen Modellversuch mit bis zu 999 Zuschauern im Spitzenspiel gegen den FC Bayern München am 3. April wurde jedoch zunächst abgelehnt. „Momentan ist es völlig illusorisch, in Sachsen und Leipzig vor Zuschauern zu spielen. Das ist in den nächsten Wochen nicht denkbar. Wir können uns vorstellen, dass wir im Mai oder Juni Fahrt aufnehmen“, sagte Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung. Auch Handball-Bundesligist SC DHfK Leipzig, am Mittwoch zu Gast beim THW Kiel, hat ein Pilotprojekt beantragt. „Das wäre eine unglaubliche Hilfe für uns und sehr, sehr schön“, sagte DHfK-Trainer André Haber. „Wir würden uns freuen, wenn wir beweisen können, dass man Sportveranstaltungen besuchen, in Kino oder Theater gehen kann, wenn man sich an Hygieneregeln hält und die Leute vorher getestet sind. Das wäre eine große Hilfe für viele Branchen.“ Eine Entscheidung steht hier noch aus. Lesen Sie auch: Holstein-Coach Ole Werner im Interview: "Wir holen Luft für die letzten zehn Spiele" Die Handballer vom THW Kiel und die KTV-Volleyballer müssen wohl noch länger auf Heimspiele vor Zuschauern warten. „Was geschlossene Räume etwa bei Handball und Volleyball angeht, bin ich sehr vorsichtig“, sagt Sportdezernent Stöcken. „Leider zeigt ja auch die Erfahrung mit dem THW aus dem vergangenen Jahr ( als beim Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen am 8. März 2020 eine infizierte Person anwesend war, Anm. d. Red. ), dass die Verbreitung bei nur einer infizierten Person sehr schnell gehen kann.“

Pläne für Zuschauer im Profi-Sport: Rostock, Berlin - und bald Kiel?