Hier hat Holstein noch Transferbedarf

Wird Daniel Hanslik zum neuen Ashley Young (Inter Mailand)? Oder Finn Porath zum neuen Jesus Navas (FC Sevilla)? Wird Philipp Sander gar zum neuen Joshua Kimmich (Bayern)? Am Sonnabend wandelte das Störche-Trio auf den Spuren großer, prominenter Beispiele für eine gelungene Umschulung von deutlich offensiver oder zentraler in die Karriere gestarteten Fußballern zu Außenverteidigern. Sander, eigentlich zentraler Mittelfeldspieler, agierte im Test von Holstein Kiel gegen den Zweitliga-Konkurrenten FC St. Pauli (2:1) hinten links, wurde dort nach 45 Minuten von Hanslik, im Hauptberuf Stürmer, abgelöst. Porath, sonst auf der Acht oder auf dem offensiven Flügel zu Hause, versuchte sich in der zweiten Hälfte auf der rechten defensiven Außenbahn für Phil Neumann, der dort im ersten Durchgang aufgelaufen war. Experimente, „aus der Not heraus geboren“, wie Trainer Ole Werner nachher sagte. Zu diesen wurde er aus gleich doppeltem, eigentlich sogar dreifachem Grund gezwungen. Auf rechts fehlte ihm mit Jannik Dehm, der an einem Mittelhandbruch laboriert und noch einige Wochen ausfallen wird, ein potenzieller Stammspieler. Auf der gegenüberliegenden Seite fiel der etatmäßige Linksverteidiger Johannes van den Bergh mit Trainingsrückstand aus. Aber selbst wenn sie dabei gewesen wären: Strukturell ist der Kader auf den defensiven Außenbahnen unterbesetzt. Die Achillesferse einer in ihrer momentanen Gestalt ansonsten äußerst konkurrenzfähig erscheinenden Mannschaft. Dehm verletzt, Neumann gesperrt, Todorovic weg: Auf rechts ist Holstein mit Dehm und Neumann einigermaßen gut besetzt. Beide haben Startelf-Format. Dehm allerdings kam gerade erst aus einer zehnmonatigen Verletzungspause nach Schienbeinbruch. Und Neumann ist eigentlich gelernter Innenverteidiger, der Dehm zwar über weite Strecken der abgelaufenen Saison zufriedenstellend vertreten hatte, aber nach vorne eben auch nur selten Akzente setzen konnte. Zudem fehlt er zum Saisonauftakt gegen den SC Paderborn (19. bis 21. September) noch rotgesperrt. Der in der vergangenen Spielzeit ausgeliehene Rechtsverteidiger Darko Todorovic wird ihn schon einmal nicht vertreten. Der Bosnier steht seit Kurzem bei Hajduk Split in Kroatien unter Vertrag, steuerte bei seinem Debüt am Sonntag gegen NK Istra (2:0) nach Einwechslung direkt eine Vorlage bei. Auf links sollte einer Rückkehr von van den Bergh bis zum Plfichtspielauftakt eigentlich nichts im Wege stehen. Das Problem ist vielmehr: Der Routinier, der im November bereits 34 Jahre alt wird, ist praktisch konkurrenzlos. Er ist nach dem Abgang des Südkoreaners Young-Jae Seo der einzige nominelle Linksverteidiger. Marco Komenda, Neuzugang aus Meppen, könnte im Zweifel auch hinten links spielen. Seine Stammposition ist aber, ähnlich der Neumann-Situation, die Innenverteidigung. Sie können es. Ideal ist aber anders. Lesen Sie auch: Nach Wechsel-Wirbel - Jetzt spricht Holsteins Neuzugang Ahmet Arslan Gerade auf links müsste etwas passieren. Und es soll, so haben es sowohl Werner als auch Sportdirektor Uwe Stöver zuletzt wiederholt betont, auch etwas passieren. Allerdings nur, wenn es qualitativ passt und wirtschaftlich darstellbar ist. Hier ergeben sich direkt zwei Probleme: Der Markt kommt weiterhin nur schleppend in Bewegung, gerade auf der Linksverteidiger-Position steht der Nachfrage kaum Angebot gegenüber. Zudem will Holstein Kiel tendenziell keine Ablöse bezahlen. Leihgeschäfte oder eben vertragslose Spieler stehen bei der KSV in diesem Sommer hoch im Kurs. Die Riege der interessanten Linksverteidiger ohne Kontrakt verkleinert sich aber gerade zusehends: Am Freitag gab der VfL Osnabrück etwa die Verpflichtung des erfahrenen Ken Reichel bekannt. Leart Paqarada, zuletzt Sandhausen, steht seit Anfang August in Diensten des FC St. Pauli. Der Markt gibt zwar noch Optionen wie Matthias Ostrzolek oder Miiko Albornoz (beide zuletzt Hannover 96) her, möglicherweise auch Edgar Prib (ebenfalls Hannover). Ob einer der ihren aber den Kader qualitativ klar nach vorne bringt, darf angesichts ihrer jüngeren sportlichen Vergangenheit zumindest bezweifelt werden. Oder macht es Holstein am Ende doch ganz anders – und schließt die Baustelle mit eigenen Bordmitteln? Für einen wie Hanslik wäre es die Chance, doch noch seinen Platz bei den Störchen zu finden. Wahrscheinlich ist das zwar nicht. Den Fußball haben Wahrscheinlichkeiten aber noch nie groß gekümmert. Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.

Problemzone Außenverteidigung - Hier hat Holstein Kiel noch Transferbedarf