Saisonstart am Freitag: Das erwartet Holstein Kiel in der Zweiten Liga

Zusammen kommen sie auf 177 Bundesliga-Jahre, in einer Ersten Liga mit den 18 Besten der Ewigen Tabelle wären sie alle dabei. Und doch geht es für das Traditions-Quintett Hamburger SV (55 Bundesliga-Jahre), VfL Bochum (34), 1. FC Nürnberg (33), Hannover 96 (30) und Fortuna Düsseldorf (25) mit unterschiedlichen Voraussetzungen um den vor allem in Corona-Zeiten teilweise überlebenswichtigen Aufstieg. Daniel Thioune hat beim einstigen Bundesliga-Dino HSV vielleicht den besten Kader, aber auch den größten Druck. Die Bundesliga-Rückkehr ist quasi ein Muss – mit dem Trauma von zwei verpassten Anläufen und deutlich reduziertem Etat. Und nun auch noch mit der Pokal-Pleite bei Drittligist Dynamo Dresden inklusive Fan-Rangelei von Abwehrspieler Toni Leistner. Direkt zum Auftakt empfängt der HSV Absteiger Düsseldorf. Die Fortuna tat sich nach 17 Abgängen schwer, den Aufstieg als Ziel zu benennen. Doch mit gutem Gerüst und Neuen wie Edgar Prib sollte es die Rückkehr ins Oberhaus sein. „Wenn die anderen uns lassen, wollen wir natürlich aufsteigen“, so Sportchef Uwe Klein. Für Trainer Uwe Rösler ist der HSV Favorit. „Ob wir Topfavorit sind, muss man abwarten. Wir haben noch ein paar Baustellen.“ Hannover: Präsident Kind fordert den Aufstieg: Hannover trennte sich bewusst von Stützen wie Prib und Ron-Robert Zieler. Die Ziele sind nach dem Verpassen des direkten Wiederaufstiegs im Vorjahr aber klar: „Wir müssen jetzt hoch“, sagte Präsident Martin Kind auch mit Blick auf Corona-Einbußen. Trainer Kenan Kocak war von der Vorgabe nicht begeistert, er sei „kein Freund von langfristigen Zielen“. Noch deutlicher als 96 verfehlte Nürnberg den Wiederaufstieg, am Ende trennten die Franken nur wenige Sekunden von der Dritten Liga. Mit dem neuen Sportchef Dieter Hecking – der als HSV-Trainer den Aufstieg verpasste – und Trainer-Talent Robert Klauß (35) soll es nun nach oben gehen. Man befinde sich in einem Prozess, sagte Hecking. „Sollten wir am Ende einen Lauf haben, werden wir uns nicht dagegen wehren.“ Lesen Sie auch: Interview mit Holstein-Trainer Ole Werner: "Wir müssen bei uns selbst bleiben" Für Felix Magath, als „Head of Flyeralarm Global Soccer“ der starke Mann hinter Aufsteiger Würzburger Kickers, ist der Kreis der Aufstiegs-Kandidaten damit fix. „Wer soll außer Hamburg, Hannover, Nürnberg und Düsseldorf aufsteigen? Ich kenne keinen“, sagte er in einer Talk-Runde der „Sport Bild“. Hecking aber denkt auch an die Bochumer, die nach der Corona-Pause die meisten Punkte aller Teams holten: „Der VfL erinnert mich an Arminia Bielefeld.“ Und wer könnte noch das neue Bielefeld werden? Vielleicht die ohne Niederlage in der Relegation an Bremen gescheiterten Heidenheimer? „Diese Zielsetzung kann es bei uns definitiv nicht geben“, sagte Trainer Frank Schmidt in der „Sport Bild“ mit Blick auf den Verlust wichtiger Leistungsträger: „Zaubern können wir in Heidenheim nicht.“ Trainer Steffen Baumgart von Düsseldorfs Mitabsteiger Paderborn zählt Heidenheim sehr wohl zu den Kandidaten. „Uns würde ich aber nicht zum Favoritenkreis zählen.“ Ein erster Fingerzeig könnte das Auftaktspiel des SCP am Sonntag im Holstein-Stadion gegen die KSV sein (13.30 Uhr im Liveticker ). Darmstadt mit Kieler Anstrich zum Erfolg? Überraschen könnte Darmstadt 98: Nach starker Rückrunde kommen die Lilien mit Kieler Anstrich daher: Ex-Holstein-Coach Markus Anfang und Ex-KSV-Scout Carsten Wehlmann als Sportchef führen die Geschäfte, Ex-Storch Mathias Honsak sorgte im Pokal mit seinem Tor für den 3:2-Sieg nach Verlängerung in Magdeburg. Mit Rechtsverteidiger und „Fußballgott“ Patrick Herrmann, Mittelfeldspieler Fabian Schnellhardt sowie Stürmer Aaron Seydel stehen drei weitere Ex-Kieler im Kader, die Top-Stars Victor Pálsson und Serdar Dursun – Stand jetzt – auch noch. Und unten? Während Holstein souverän in die zweite Pokalrunde einzog, flogen neben dem HSV, Nürnberg und Heidenheim mit St. Pauli, Karlsruhe, Aue und Würzburg drei Teams raus, für die das primäre Ziel das gesicherte Mittelfeld sein dürfte. Auf St. Pauli läuten die Alarmglocken: „Die Mannschaft hat uns mit der Leistung nahezu aufgefordert, über die Fragen in Bezug auf den Kader und einzelne Positionen noch mal intensiver nachzudenken“, hatte Sportchef Andreas Bornemann gesagt. Am Montag spielt das Team von Neu-Trainer Timo Schultz in Bochum. „Das Elversberg-Spiel war ein mahnendes Beispiel. So kriegen wir große Schwierigkeiten in einer starken und ausgeglichenen Zweiten Liga“, so Bornemann. Transferfenster ist bis 5. Oktober geöffnet: Zeit zum Nachzujustieren bleibt noch. Der Trend aber geht in Liga zwei eher zum Gehältersparen: 15 der 18 Klubs haben ihre Kader verkleinert, insgesamt stehen gut 140 Zugängen rund 190 Abgänge gegenüber. Nur Würzburg (14 Zugänge/12 Abgänge), Heidenheim (10/10) und Holstein (9/9) planen mit etwa derselben Zahl wie in der Vorsaison, Spieler aus dem eigenen Nachwuchs nicht eingerechnet. Die Attraktivität von Leihgeschäften ist ungebrochen, große Investitionen bleiben meist aus. Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.