Das sagt Lee zu seiner neuen Rolle

Die Hinrunde ist vorbei. Und es war eine rasante, in Teilen sogar abenteuerliche. Holstein Kiel hat in 17 Spielen in der Zweiten Fußball-Bundesliga Dramen, Triumphe, Rückschläge, Krisen und Kantersiege erlebt. Eine Trainerentlassung, ein neuer Sportdirektor, Abstiegsangst und Höhenflüge – und unterm Strich ein Tabellenplatz, der dem Auf und Ab gerecht wird: Zehnter. Auf der Suche nach den prägenden Darstellern des Hinrunden-Spielfilms landet man schnell bei Hauke Wahl. Der zum Kapitän aufgestiegene Innenverteidiger hat als einziger Kieler keine Minute verpasst. Und dann? Spieler wie Janni Serra oder Stefan Thesker blühten erst mit der Installation von Trainer Ole Werner so richtig auf. Wer aber seit dem ersten Spiel auf den Punkt da ist: Jae-Sung Lee. Der vielleicht wichtigste Spieler der KSV. Der X-Faktor mit den O-Beinen. Auch wenn für die Treffer zuletzt andere zuständig waren – beim 2:2 in Nürnberg etwa Serra und Thesker: Jae-Sung Lee ist mit sechs Toren und zwei Vorlagen so gut wie nie seit seiner Verpflichtung im Sommer 2018. In der gesamten Vorsaison hatte er fünf Tore erzielt und neun vorbereitet. Dabei kommt er derzeit, anders als noch in seiner Premieren-Spielzeit, vorwiegend über den Flügel. Werner hat ihn zum Linksaußen umfunktioniert. Mit durchschlagendem Erfolg. Fernöstliche Vielseitigkeit: „Unter Ole Werner habe ich etwas Neues gelernt, ich spiele viel konsequenter auf Außen. Eigentlich hatte ich immer das Zentrum oder sogar die rechte Seite bevorzugt, aber mittlerweile habe ich mich komplett daran gewöhnt, Linksaußen zu spielen“, sagt Lee, der aber auch das Spiel aus der Zentrale nicht verlernt hat: In Nürnberg zog Werner den 27-Jährigen nach gut einer Stunde vom Flügel in die Mitte. Qualitätsverlust? Nicht bei Lee. „Als Fußballer ist es erstens sehr attraktiv, auf mehreren Positionen zum Einsatz zu kommen“, sagt er. „Zweitens ist es schon eine meiner Stärken, denke ich, dass ich flexibel bin und mehrere Positionen spielen kann.“ Fernöstliche Vielseitigkeit an der Förde. „Wichtig ist immer, die Situation anzunehmen, zu lernen und sich weiterzuentwickeln.“ Und das hat Jae-Sung Lee getan. Vor allem körperlich. Zu seiner ausgezeichneten Technik, seinen filigranen Richtungswechseln auf engstem Raum und seiner Übersicht ist eine neuerliche Physis gekommen, die Lee im Vorjahr noch gefehlt hatte. Er ist deutlich robuster im Zweikampf – und ein echter Dauerläufer. Erste Gespräche über die Zukunft in Spanien? Mit 194 Kilometern hat er die fünftmeisten aller Zweitliga-Spieler abgerissen. 11,4 sind es pro Spiel – Platz zwölf ligaweit, mannschaftsintern noch vor Jonas Meffert (11,39) auf Platz eins. Und das in 1523 Einsatzminuten. Nur eine Auswechslung in Fürth nach 83 Minuten brachte ihn um den Maximalwert. So viel Lee war noch nie. Bleibt die Frage: Wie lange noch können sich die Störche-Fans an diesem Ausnahmespieler erfreuen? Lees Vertrag endet 2021. Mit Start der kommenden Spielzeit wird er 28. Welche Ziele hat er noch? Und was will der Verein? Großes Geld ließe sich mit Lee nur noch im Sommer verdienen. Erste Gespräche dürfte es im Wintertrainingslager im spanischen Oliva Nova geben. Lee jedenfalls lässt derzeit nicht den Eindruck aufkommen, unbedingt das Weite suchen zu wollen. „Ich bin sehr zufrieden in Kiel, habe mich gut eingelebt“, sagt er. „Nach mehr als einem Jahr kenne ich mich schon gut aus, ich fühle mich sehr wohl.“ Das zeigt er Spieltag für Spieltag auf dem Platz. Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.

Koreaner auf dem Flügel - Das sagt Lee zu seiner neuen Rolle