Torwart-Duell bei Holstein Kiel: Gelios gegen Dähne "Wie ein Boxkampf"

Die Antwort von KSV-Cheftrainer Ole Werner auf diese Frage kommt schnell, und irgendwie ist sie eine erwartete: „Einer von beiden!“, sagt der 32-Jährige und lacht. Insgesamt betrachtet hat der Coach auch gut Lachen. „Wir haben nicht nur zwei gute Torhüter, sondern sogar drei, die alle den Anspruch haben, in der Zweiten Liga im Tor zu stehen“, sagt Werner. „Das ist eine Situation, die für uns als Gruppe leistungsfördernd ist, solange sie von allen positiv angenommen wird. Und das ist aktuell der Fall.“ Zu Saisonbeginn war Thomas Dähne die Nummer eins im Kieler Tor: Vor der Saison legte sich der Kieler Trainerstab auf eine Reihenfolge fest: Neuzugang Thomas Dähne (26) wurde zur Nummer eins auserkoren, Ioannis Gelios (28) zur Nummer zwei, Dominik Reimann (23) blieb nur die Nummer drei. Die Entscheidung fiel „aufgrund der Eindrücke aus der Vorbereitung und einer Einschätzung des Leistungsvermögens“, sagt Werner im Nachhinein. Nicht zuletzt das Spiel mit dem Ball am Fuß gab den Ausschlag. Dreimal stand Dähne dann auch im Tor, spielte gut – und erkrankte an Covid-19. Gelios rückte nach und machte seine Sache fünfmal gut bis überragend (Aue). Seit gut zwei Wochen ist Dähne wieder im Mannschaftstraining, gegen den HSV erhielt Gelios den Vorzug. Und nun? Derzeit gibt es keine klare Nummer eins. Das Rennen um den dauerhaften Platz in der Startelf ist wieder offen. Nur eins ist sicher: Dominik Reimann ist ein Stück weg von den Konkurrenten. „Dommes Trainingsleistungen sind richtig gut. Dennoch ist es so, dass es für zu viel Unruhe sorgt, wenn du in der laufenden Saison noch zwischen drei Torhütern hin und her wechselst“, erklärt Werner. „Und es ist auch aufgrund der guten Leistungen der anderen beiden aktuell auch nicht gerechtfertigt, das in Frage zu stellen oder zu verändern.“ Entscheidung von Woche zu Woche statt klarem Stammtorwart? Die Entscheidung für die Partie gegen die Schwaben am Sonnabend im Holstein-Stadion (13 Uhr im Liveticker ) fällt kurzfristig. „Ich werde für das Heidenheim-Spiel entscheiden aufgrund der Leistungen der Trainingswoche“, sagt Werner. Und gibt dann doch einen kleinen Hinweis, wer die Nase vorn hat: „Auf der Torhüterposition ist es ein wenig wie bei einem Boxkampf: Der Herausforderer muss vielleicht ein bisschen mehr anbieten als derjenige, der es zuletzt gut und keinen Fehler gemacht hat.“ Vorteil Gelios – auch für den weiteren Saisonverlauf? „Wir werden es zwar nicht immer von Woche zu Woche entscheiden, aber ich werde die Leistungen von beiden weiter beobachten“, so Werner. Unsicherheit für seine Torhüter befürchtet er dadurch nicht: „Wenn ich das Gefühl hätte, es wäre an einem dieser Punkte, an denen wir Entscheidungen treffen mussten, ein Problem für einen von beiden gewesen, würde ich es anders machen.“ Das heißt: Weder Dähne noch Gelios stört es, dass es keine zementierte Hackordnung gibt. Sehen Sie auch: Video-Talk - freies und banges Wochenende bei Holstein Kiel Das vordringlichste Problem ist die T-Frage angesichts der stabilen Leistung beider Torhüter wohl ohnehin nicht. Die Defensive, mit sechs Gegentoren die beste der Liga, steht bislang in allen Besetzungen bombensicher. Ein Lohn der Vorbereitung. „Wir haben das Thema Balance in den Vordergrund gestellt und uns gewisse Dinge gegen den Ball ganz gewusst gemacht“, erklärt Werner und skizziert seine Grundidee, die sich durchaus von der jüngeren Vergangenheit abhebt: „Ich bin überzeugt: Wenn du über ein Jahr konstant punkten willst, musst du dich darauf verlassen können, dass du nicht immer drei Tore brauchst, um ein Spiel zu gewinnen“, sagt er. „Das war in den letzten Jahren so – auch wenn es zu spektakulären Spielverläufen geführt hat und etwas ist, das uns als Verein auszeichnet, steht es dauerhaftem Erfolg hier und da im Weg, wenn du nur diesen Hurra-Stil präferierst.“ Und doch kann Werner mit der Angriffskraft der Störche – mit acht Toren die viertschwächste Offensive der Liga – nicht glücklich sein. „Wir sind nicht ganz zufrieden mit dem, was wir uns an Torchancen, vor allem ganz klaren Chancen, erspielen“, sagt der KSV-Coach. „Was das letzte Drittel und die Zentrumsbesetzung angeht, was Bälle von außen, was Genauigkeit betrifft, können und müssen wir uns steigern.“