Vor 50 Jahren hat sich Ernst Först entschieden, die Landwirtschaft einzustellen und einen Pferdebetrieb aufzubauen. Trotz der beschwerlichen Anfänge entwickelte sich der Reiterhof Gläserkoppel mit Tochter Susi Först an der Spitze zu einem renommierten, in der Region etablierten Breitensportstall.
„Wir feiern zweimal 25 Jahre, also 50 Jahre Reiterhof Gläserkoppel“, erklärt Hofchefin Susanne Först. Senior Ernst Först leitete den Hof 25 Jahre, bis seine Tochter vor 25 Jahren den Reitbetrieb übernahm. Dabei sei der Schritt hin zu einem Pferdehof eher aus der Not geboren worden, erinnert sich Ernst Först.
„Ursprünglich stand hier eine Glashütte“, erzählt der 89-Jährige. „Daher der Name. Als Kind habe ich beim Pflügen mit dem Pferd an den steilen Hängen des Tals viele Scherben gefunden.“ 1935 hatte Ernst Försts Vater den landwirtschaftlichen Betrieb von Gut Wahlstorf gepachtet und seine eigene Holsteiner Zucht für die Arbeitspferde mitgebracht, 1953 wurde die Familie Eigentümerin. Das Auskommen durch die Nutztierhaltung war mühselig, und als Ernst Först 1968 den elterlichen Hof übernahm, wandelte er den Hof mehr und mehr in einen Pferdehof um. „Ich musste mich entscheiden, ob ich Zuchtstall oder Reitstall sein wollte“, sagt der Pferdeliebhaber. „Rinder und Schweine gingen, die Pferd kamen“, so die Kindheitserinnerungen von Susi Först. „Ohne Jugend keiner Reiterzukunft – ohne Ponys keine Reiterjugend“, war damals das Motto von Först.
Als erster Vorsitzender des Preetzer Reitervereins setzte er 1970 durch, dass neben den Großpferden auch Ponys zugelassen wurden und Jugendliche Mitglied werden konnten. Mit dem Breitensport-Gedanken war der geprüfte Reit- und Fahrlehrer seiner Zeit voraus.
Das Herz von Ernst Först schlägt seit jeher für das Formationsreiten. Mehr als 40 Jahre lang heimste der Quadrillen-Meister mit Schaubildern Auszeichnungen ein. Die Kostüme nähte oft seine Frau Marlene. Seine Kosakenspringquadrille von 1975 feiert mit mehr als 280 Auftritten bis heute bundesweit Siegeszüge. Nur mit Ponys und Freizeitreitern. Das war neu.
Der berittene Fanfarenzug ist in Schleswig-Holstein eine Institution. Auch beim Mounted Games leistete der Senior Pionierarbeit und gründetet 1991 im Reiterverein Preetz den ersten Mounted-Games-Verein Schleswig-Holsteins – fünfmal wurden die Mountys Deutsche Meister. „Diese jahrzehntelange Jugendarbeit hat mich jung gehalten“, so Först.
Seit 1995 führt Susi Först das Lebenswerk ihres Vaters mit Leidenschaft fort. „Dabei war das nicht geplant“, erinnert sich die Chefin. „Ich bin mit fünf Geschwistern auf dem Hof aufgewachsen und immer gerne geritten.“ Trotzdem lernt sie erst Buchbinderin im Handwerk. Zehn Jahre ist sie dann in der Welt unterwegs, leitet Reitbetriebe, bis sie als Pferdewirtschaftsmeisterin den elterlichen Betrieb übernimmt. „Das ist ein 24/7-Job“, sagt die 59-Jährige. „Aber ich liebe diesen Hof, die Menschen und die Pferde.“
Der Pferdesportverband zeichnete die Hofchefin im vergangenen Jahr für ihr breitensportliches Engagement aus. Sie stellt ihre Anlage, die Schulpferde und ihre Ausbilder kostenlos für Proben und Auftritte zur Verfügung. Mittlerweile gehören Ponyführen, Springen, Dressur, Voltigieren, Pferdefußball, therapeutisches Reiten, Themenquadrillen, Gespannfahren, Kindergeburtstage und Reiten mit den Pferden im Lanker See zum Angebot. Eine große Jubiläumsfeier wird es coronabedingt nicht geben. „Wir hoffen, dass wir das Jubiläum im nächsten Jahr nachfeiern können.“