Boris Herrmann bei Weltumseglung Vendée Globe: Außenposten der Menschheit

Herrmann hatte am 18. Tag auf See mit seiner Jacht „Seaexplorer – Yacht Club de Monaco“ im Südatlantik den Franzosen Kevin Escoffier („PRB“) zwischenzeitlich überholt und lag auf Rang vier, mittlerweile (Stand Donnerstagabend) fiel er wieder hinter Escoffier zurück und ist Fünfter. Drei Boote auf nur 2,3 Seemeilen: Herrmann ist Teil eines Trios hinter den drei Führenden Charlie Dalin („Apivia“), Thomas Ruyant („LinkedOut“) und dem 61 Jahre alten Rekordteilnehmer Jean Le Cam. Herrmann, Escoffier und Yannick Bestaven („Maître Coq IV“) befinden sich aktuell auf ihrem Weg in Richtung des afrikanischen Kap der Guten Hoffnung innerhalb von nur 2,3 Seemeilen. „Es ist toll, dass Yannick nicht weit hinter mir ist, so können wir uns über den UKW-Seefunk unterhalten“, sagte Herrmann. Mitten auf dem riesigen Atlantik ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem jeder dem anderen nur das Beste gönnt – das ist die Vendée Globe. „Ich hatte einen unvergesslichen Moment letzte Nacht: Yannick und ich waren so nah beieinander, in einem wunderschönen Sonnenuntergang mitten auf dem Ozean während einer Weltumseglung – es war magisch“, sagte Herrmann. „Er war so nah, dass er mir aus seinem Cockpit beim Segelwechsel zusehen konnte.“ Eben diese Tätigkeit hielt Herrmann des Nachts vom Schlafen ab. „Der Wind drehte in alle Richtungen, ich musste die Segel wechseln, habe nicht viel Schlaf bekommen“, sagte er und bilanzierte: „Das Leben ist schön, aber ich bin etwas müde.“ Er nehme die Dinge momentan Stunde für Stunde, erklärte der 39-Jährige. „Ich bin über jede Minute froh, in der ich mich fortbewege und der Autopilot übernimmt.“ Entlang der Eisgrenze nach "Down Under": Mit der Ruhe dürfte es indes eher früher als später vorbei sein. Herrmann befindet sich aktuell etwa bei etwa 35 Grad südlicher Breite – das Südpolarmeer ist nicht mehr weit. Für die Flotte geht es vom Kap der Guten Hoffnung in Richtung Kap Leeuwin an der australischen Südwestspitze, entlang eines rund 1200 Seemeilen breiten Korridors nördlich der sogenannten „Exclusion Zone“, der verbotenen Eisgrenze, durch den südlichsten Teil des Indischen Ozeans nach „Down Under“. In den sturmgepeitschten Gewässern ist dann mit deutlich mehr Strapazen und Gefahren zu rechnen. Und mit noch mehr Bruch. Schon jetzt hat es einige Segler getroffen: Nicolas Troussel gab das Rennen westlich der Kapverden auf, Jérémie Beyou war nach einer Kollision mit einem unbekannten Objekt mit einem Ruderschaden zur Reparatur nach Frankreich zurückgekehrt. Er fährt dem Feld hinterher, hat aktuell knapp 3000 Seemeilen Rückstand auf den Führenden. Der lange führende Brite Alex Thomson („Hugo Boss“) ist nach den ersten rund 5000 Seemeilen nach einem Bruch an Bord und einer Blitzreparatur auf See auf den neunten Rang zurückgefallen. Der zweitplatzierte Ruyant hat seit Mittwoch mit einem gebrochenen Foil (Tragflügel) zu kämpfen. Ruyant guten Mutes - Dalin passiert Tristan da Cunha: „Thomas hat geschlafen und wurde gegen drei Uhr nachts von einem Knall geweckt. Er eilte an Deck und sah, dass sein Foil einige große Risse hatte“, berichtete Ruyants Teammanager Marcus Hutchinson. „Es ist ziemlich stark beschädigt. Thomas hat das Boot eingebremst. Er hatte einige harte Tage im Südatlantik mit einigen anderen technischen Problemen und ist ermüdet.“ Ruyant gelang es, den Tragflügel ein Stück weit ins Boot zu ziehen, er kann weitersegeln. „Er segelt mit der größtmöglichen Geschwindigkeit, und sein Boot ist in Bezug auf die Backbordwende nicht beeinträchtigt, da das Steuerbord-Foil intakt ist“, so Hutchinson, der erklärte, Ruyant sei nichtsdestotrotz sehr guten Mutes. Der Führende Charlie Dalin passierte derweil in etwa 150 Seemeilen Entfernung die Vulkaninsel „Tristan da Cunha“, mit 270 Einwohnern im einzigen Ort Edinburgh of the Seven Seas die abgelegenste bewohnte Insel der Welt und Teil des britischen Überseegebietes um Napoleons Verbannungsort St. Helena. Für Dalin und die anderen wird es von Tag zu Tag spürbar kälter – das Südpolarmeer ruft.