Nach EM-Absage keine große Regatta 2020: 470er-Segler hängen in der Luft

Auch im Kieler-Woche-Programm fehlt die Zweihandjolle in diesem Jahr, nachdem die Konkurrenzen 2019 bereits wegen ausbleibender Meldungen (insgesamt fünf in Männer- und Frauenkonkurrenz) abgesagt worden war. „Insgesamt ist das natürlich eine sehr besondere Olympia-Vorbereitung“, sagt die Kieler Vorschoterin Anna Markfort, die seit 2014 mit Steuerfrau Frederike Loewe im 470er sitzt. „Es ist sehr schwierig, wir haben eine komplette Saison ohne Wettkämpfe. Wir sind sehr froh, dass wir im Januar den Weltcup in Miami mitgenommen haben, andere Teams hatten ihren letzten großen Wettkampf vor mehr als einem Jahr.“ Die Weltmeisterschaft auf Mallorca fiel im März kurzfristig aufgrund der Corona-Pandemie aus, wurde auf Oktober verschoben. Nachdem sie Anfang August zu einer Europameisterschaft herabgestuft worden war, folgte nun die Absage. Keine Regatta im Risikogebiet. "Überlegen, ob und wie das überhaupt machbar ist": „Das wird nochmal einige Teamkonstellationen durcheinanderrütteln, denke ich, auch international wird sich da noch einiges ändern“, sagt Markfort, die mit Steuerfrau Loewe und den Trainingspartnerinnen Theres Dahnke und Birte Winkel „ganz gut durchgekommen ist“. „Aber viele Teams werden sich überlegen, ob und wie das in Richtung Tokio 2021 überhaupt machbar ist.“ Schon die Olympia-Verschiebung bedeutete Unsicherheit ob eines zusätzlichen Jahres, das finanzielle Belastung bedeutet. Ohne Wettkämpfe verschärft sich die Situation weiter. Lesen Sie auch: Loewe/Markfort - mit Konstanz nach Tokio? Frederike Loewe und Anna Markfort beißen auf die Zähne, ziehen durch. „Wir versuchen das Beste daraus zu machen, auch wenn wir natürlich keine Erfahrungswerte haben, auf denen wir einen Plan aufbauen könnten, sondern nach unserem Gefühl gehen müssen“, sagt Markfort. „Unsere Motivation ist immer noch groß. Wir müssen uns jetzt halt noch länger gedulden, können so noch länger an den Grundlagen feilen und uns noch mehr kleine Stellen suchen, an denen wir arbeiten können, um im nächsten Jahr eine Top-Performance abzuliefern.“ Fokus auf Athletiktraining - und das Studium: Nach einem zweiwöchigen Trainingslager im nordspanischen Santander mit deutschen und internationalen Männer- und Frauenteams liegt der Fokus aktuell auf dem Athletikbereich – und dem Studium. „Wir treiben die Uni ein bisschen voran, die uns immer noch etwas im Nacken sitzt“, erklärt die Pädagogik- und Anglistikstudentin Markfort, die aktuell an ihrer Bachelor-Arbeit schreibt – und auch ohne 470er-Konkurrenz zur Kieler Woche auf dem Wasser sein wird: Für das Kieler Woche TV übernimmt die 27-Jährige einen Reporterjob. „Nach der Kieler Woche werden wir dann wieder auf der Förde trainieren und dann schauen, wo wir im Herbst und Winter mit internationalen Trainingsgruppen trainieren können.“ Mit Lanzarote haben Loewe/Markfort im vergangenen Jahr gute Erfahrungen gemacht. „Aber die Planung ist sehr grob. Wir müssen abwarten, wie sich die Gesamtsituation mit Corona entwickelt, denn darauf müssen wir alles abstimmen“, sagt Markfort. Ein Jahr vor Olympia hängen die 470er mehr denn je in der Luft. Das Nationenticket für die letzten Spiele haben die Frauen bereits in der Tasche. Nun heißt es: durchhalten. Mehr zum Segelsport lesen Sie hier.