Segeljahr 2021 in Kiel: Von Kieler Woche bis Starboot-WM

„Wir gehen fest davon aus, dass wir die Kieler Woche 2021 mindestens so veranstalten können wie in diesem Jahr, und sind zuversichtlich, dass wir an Land deutlich mehr machen können“, sagt Sven Christensen, Geschäftsführer von Point of Sailing, der Marketingagentur des Kieler Yacht-Clubs. „Wir wollen grundsätzlich gern alles machen, was geht und was verantwortbar ist.“ In diesem Jahr bedeutete das „Segeln plus x“, weitreichende Hygiene-Auflagen und abgesperrte Bereiche im Olympiahafen in Schilksee, Maskenpflicht, begrenzte Teilnehmerzahlen, ein segelfreier Mittwoch, keine Buden, kein Eventzelt. Gastronomie und Sponsorenmeile könnten zurückkehren: Die Kieler-Woche-Organisatoren planen auf dieser Basis aktuell mehrgleisig. Die Teilnehmerzahlen werden zunächst ebenso wie 2020 gedeckelt, die bewährten Hygienekonzepte stecken nach wie vor im Köcher. „Wir wissen, dass das so machbar und unproblematisch ist“, sagte Christensen mit Blick auf den September, in dem die Kieler Woche zwar ungewohnt daherkam, im Endeffekt aus Segelsportevent-Sicht aber ein voller Erfolg war. Gleichzeitig werden aber auch Konzepte für ein bei etwaigen Lockerungen in Schilksee mögliches Landprogramm erarbeitet. Buden für Essen und Trinken sowie die Sponsorenmeile sollen gern zurückkehren. „Auch ein Eventzelt könnte es geben – allerdings ohne große ,Social Events’ wie Konzerte“, so der PoS-Geschäftsführer. Seglerisch dürfte auch 2021 einiges geboten sein, auch wenn in den olympischen Klassen abzuwarten bleibt, inwiefern die bevorstehenden Olympischen Spiele in Tokio Einfluss auf die Meldungen haben werden. Im besten Fall nutzen viele Nationen die Kieler Woche als letzte internationale Standortbestimmung, im schlechteren reisen bereits viele Teams in Olympiarevier von Enoshima, um sich dort vorzubereiten und einer womöglich angeordneten Quarantänezeit nach Einreise in Japan Rechnung zu tragen. Bei der Kieler Woche werden nach jetzigem Stand dieselben Klassen an den Start gehen wie in diesem Jahr, darüber hinaus wird die Weltmeisterschaft der Fareast 28R integriert. Die WM der Kielboot-Einheitsklasse sollte im August dieses Jahres vor Kiel steigen, war im Zuge der Corona-Pandemie aber abgesagt worden. Starboote auf den Spuren der legendären EM 2009: Im September steigen vor Schilksee dann zwei weitere Weltmeisterschaften: Die Starboote machen Halt in Kiel, zunächst mit der Junioren-WM (31. August bis 3. September), direkt im Anschluss mit den „großen“ Welttitelkämpfen (4. bis 11. September). 40 Boote erwarten die Organisatoren zur JWM, 80 zur WM. „Es werden wohl viele auch kommen, um Dierk Thomsen zu honorieren, der ein großer Motor hinter der Bewerbung war“, sagte Christensen. Der im Oktober im Alter von 85 Jahren gestorbene Thomsen, Kommodore des Kieler Yacht-Clubs und von 2001 bis 2005 Präsident des Deutschen Segler-Verbandes, hatte sich seit 1967 als Flottensekretär, Europapräsident, internationaler Vizepräsident und – als erster Nicht-Amerikaner – fünf Jahre lang als Weltpräsident für die Star-Klasse engagiert, unter seiner Führung war es nach den Olympischen Spielen 1976 gelungen, innerhalb nur eines Jahres den olympischen Status wiederzuerlangen. Thomsen hatte schon 2009 eine Großveranstaltung der Stare nach Kiel geholt, damals gewannen die Brasilianer Robert Scheidt und Bruno Prada den Titel bei der offenen Europameisterschaft. Das Event mit 176 Teilnehmern gilt noch immer als legendär. „Eine außergewöhnliche und herausragende Veranstaltung“, sagte etwa der Schwede Fredrik Lööf, 2012 letzter Starboot-Olympiasieger. „Es macht uns traurig, dass es Dir nicht vergönnt ist, die WM 2021 in Kiel zu erleben“, richteten die Deutschen Starbootflotten in einem Nachruf das Wort an Thomsen. Die vorgeschaltete Junioren-WM wird das erste Großevent für den Starboot-Nachwuchs in Deutschland sein. Auch Maior und Yes sollen stattfinden: Bereits im April und Mai 2021 sollen auch die in diesem Jahr ausgefallenen Maior- (30. April bis 2. Mai) und Yes-Regatta (22. bis 24. Mai) stattfinden. „Wir gehen Stand jetzt fest davon aus“, bekräftigte Christensen. Die durch die Verschiebung mehrerer Events in den April, wie etwa der weltgrößten Wassersportmesse boot Düsseldorf, entstehende Verdichtung sei eine Herausforderung. Dennoch plane man aktuell mit normalen Teilnehmerzahlen für die Seesegler der Maior und die „Kieler Woche des Nachwuchses“ bei der Yes-Regatta am Pfingstwochenende. Vom 16. bis 18. Juli gastiert zudem die Segel-Bundesliga im Olympiahafen, ausgerichtet wird der dritte Spieltag für Liga eins und zwei vom TSV Schilksee, dem Segelclub Baltic und der Segler-Vereinigung Kiel. Travemünder Woche plant mit drei Szenarien: Auch die Travemünder Woche, die in diesem Jahr der Corona-Pandemie zum Opfer fiel, soll 2021 stattfinden. „Es besteht Einigkeit über die Maxime, dass die Travemünder Woche kein zweites Mal ausfallen darf“, sagte TW-Geschäftsführer Frank Schärffe. Die Gespräche zwischen Organisatoren, Wettfahrtleitung, Vermarktern des Landprogramms und der Stadt Lübeck laufen. Aktuell plane man auf der Basis dreier Szenarien: dem Optimalfall mit Landprogramm und zumindest annäherndem Festivalcharakter, einem „Festival light“ und einer Corona-bedingten weitgehenden Absage des Landprogramms. „Organisatorisch sehen wir uns auch unter Corona-Bedingungen in der Lage, den Seglern ein volles Programm zu bieten“, sagte Gesamt-Wettfahrtleiter Anderl Denecke. Einer der sportlichen Höhepunkte soll die Europameisterschaft der Laser 4.7 werden.