Wegen Corona: Quarantäne-Training für Tokio

Dass ihre Vorbereitung auf die Olympischen Spiele nicht wie geplant laufen würden, merkten die deutschen Ruderinnen um die Kielerin Frieda Hämmerling am Wochenende im Trainingslager im spanischen Ourense. Aufgrund der schnellen Verbreitung des Coronavirus mussten sie in der Nacht zu Sonnabend abreisen - einen Tag früher als geplant. Ihre Trainings-Zwangspause fällt verglichen mit anderen Sportlern aber kurz aus. Auch in Berlin gilt zwar: Sportstätten sind bis auf Weiteres gesperrt. Doch für den Olympia-Kader soll der Olympiastützpunkt in den kommenden Tagen ein schützendes Nest werden. Mit Sonderantrag und Namenslisten ziehen am Mittwoch die Athleten aus ganz Deutschland dort ein, sind auch angehalten, dort zu schlafen, um möglichst wenig Kontakt zu anderen Menschen zu haben. „Noch wissen wir nicht ganz genau, was auf uns zukommt. Details werden wir am Donnerstag besprechen“, sagt Frieda Hämmerling. Die 23-Jährige von der RG Germania Kiel zog extra nach Berlin, als sie den Sprung ins Nationalteam schaffte, um nah am Stützpunkt zu wohnen. Olympia-Absage oder Verschiebung Thema bei Athleten: Der Rudersport ist einer, der mit Vier-Jahres-Trainingsplänen vollkommen auf den olympischen Rhythmus ausgerichtet ist. Entsprechend groß ist die Sorge der Athleten, dass ihr großes Ziel Tokio ins Wackeln geraten könnte – auch wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) immer wieder betont, dass es an der Eröffnung der Spiele am 24. Juli festhalten will. „Ob Olympia stattfindet und wenn ja, wann – darüber wird bei uns relativ viel gesprochen“, sagt Hämmerling, die für ihren Sport eine Verschiebung von bis zu einem Jahr für machbar hält. „Das wäre schon hart, aber ich glaube, vom Trainingsaufbau könnte man das hinkriegen. Man hat drei Jahre darauf hingearbeitet. Dann würde man das eine Jahr mehr wahrscheinlich auch noch auf sich nehmen.“ Sie selbst sei „noch relativ entspannt“. „Ich gehe davon aus, dass Olympia stattfindet.“ Lesen Sie auch: Corona in Schleswig-Holstein: Das müssen Sie wissen Coronavirus: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Covid-19: Wer im Land getestet wird Pressekonferenz: Landesregierung gibt weitere Maßnahmen bekannt Von Helgoland bis Sylt: Schleswig-Holstein riegelt die Inseln ab Restaurants in Schleswig-Holstein ab Mittwoch geschlossen Keine Veranstaltungen, Zugangsbeschränkungen, kein Kino, uvm.: Das sieht der Erlass der Landesregierung vor Ämter und Behörden beschränken Zutritt für Besucher: Das müssen Sie wissen Kammer sucht zusätzliche Ärzte Land SH gibt Beschäftigten Sonderurlaub für Kinderbetreuung Corona in Schleswig-Holstein: So ist die Lage in den Firmen Coronavirus: Das ändert sich alles bei der Landespolizei Wie geht es den ersten Covid-19-Patienten aus Schleswig-Holstein? 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Da merkt man oft erst, ob eine Mannschaft funktioniert oder nicht“, sagt Hämmerling, die Bundestrainer Marcin Witkowski nach den Ausscheidungsrennen zu Beginn des Jahres zusammen mit Franziska Kampmann (RV Waltrop), Carlotta Nwajide (Deutscher Ruder-Club von 1884 e.V.) und Michaela Staelberg (Crefelder RC) für den Frauen-Doppelvierer nominierte. „Die Rennen braucht man einfach zum Üben. Wir haben auch noch andere Boote ausprobiert und wollten beim ersten Weltcup testen, ob das gut funktioniert“, sagt die Kielerin. Dafür bleibt nun nach derzeitigem Stand nur die Europameisterschaft (5.-7. Juni) im polnische Poznan, die noch nicht abgesagt wurde. „Die Grundlagen haben wir hinter uns, jetzt geht es eigentlich damit los, Rennfrequenzen zu fahren oder Strecken, die einem Rennen ähneln“, erklärt Hämmerling die Marschroute. Eigentlich. Denn ein kleines Fragezeichen schwingt in Corona-Zeiten immer mit. Nach der Schließung des Olympiastützpunkts Hamburg/Schleswig-Holstein zur Eindämmung des Coronavirus herrscht nach Auskunft von Leiterin Ingrid Unkelbach große Unsicherheit unter den Olympia-Kandidatinnen und -Kandidaten. "Wenn sie sechs Wochen lang nicht trainieren, brauchen wir sie nicht mehr zu entsenden", sagte sie. Unkelbach hat daher einen Antrag auf eine Sondergenehmigung gestellt, damit die Athletinnen und Athleten wieder ihr Training für die Olympischen Spiele im Sommer in Tokio aufnehmen können. Betroffen von der Schließung in Hamburg sind unter anderen zehn Beachvolleyballer, 15 Hockeyspieler und fünf Schwimmer, dazu kommen einige weitere potenzielle Olympia-Starter aus anderen Sportarten. Die schleswig-holsteinische Außenstelle Ratzeburg (Rudern) ist indes noch in Betrieb, die Möglichkeiten in Kiel (Segeln) sind hingegen massiv eingeschränkt. Die Behörden in Hamburg hatten am Sonntag mitgeteilt, dass wegen der Coronavirus-Pandemie bis zum 30. April unter anderen alle Sportstätten gesperrt sind. Neben der Trainings-Zwangspause werden die Sportlerinnen und Sportler laut Unkelbach zudem durch die Ungewissheit belastet, ob die Olympischen Spiele überhaupt im Juli und August stattfinden. Auch sind ihnen durch Absagen von Wettkämpfen die Qualifikations-Möglichkeiten weggefallen. "Einige stellen sich schon die Frage: Wofür trainiere ich eigentlich?", sagte die OSP-Leiterin. Es wäre für die Athletinnen und Athleten sinnvoller, wenn eine klare Entscheidung fallen würde. "Das ist besser als die Hängepartie." Mehr über Frieda Hämmerling lesen Sie hier.

Frieda Hämmerling - Wegen Corona: Quarantäne-Training für Tokio