Duell der Kieler Abwehr-Spezialisten

Die Voraussetzungen vor dem wohl wichtigsten Hauptrunden-Spiel der deutschen Nationalmannschaft (Sonnabend, 20.30 Uhr) sind klar. „Es geht um sehr viel. Wir können alle rechnen“, sagte Bundestrainer Christian Prokop und nahm seine Spieler in die Verantwortung. „Ich kann vieles fordern und vorgeben, aber die Jungs müssen selber wissen, was sie für eine EM-Geschichte schreiben wollen. So viele Möglichkeiten gibt es in der Karriere nicht.“ Traum vom Halbfinale kann platzen: Denn verliert Deutschland, ist der Traum vom Halbfinale geplatzt. Mit einem Sieg hingegen könnten Patrick Wiencek und Co. nach Punkten mit den Kroaten gleichziehen und ins Rennen um die beiden Tickets für Stockholm einsteigen. Vor der entscheidenden Partie verbreitete Prokop Optimismus. „Wenn unsere Teamgeist-Maschinerie funktioniert, wird es für alle anderen ganz schwer“, sagt er. „Das ist uns gegen Weißrussland bewusst geworden.“ Weißrussland hat "richtig Spaß gemacht": Im ersten Hauptrunden-Spiel, das Deutschland mit 31:23 souverän gewann, fand die Mannschaft erstmals im bisherigen Turnierverlauf auf Basis einer sicheren Abwehr in ihr effektives Tempospiel. „Der Sieg und die beiden Punkte waren wichtig. Aber noch viel wichtiger war das Gefühl, das wir aus dem Spiel mitgenommen haben. Das hat richtig Spaß gemacht“, sagte Prokop, der nun gegen Kroatien eine „intensive und heiße Partie“ erwartet. So war es zumindest in den drei Spielen, in denen Kroaten und Deutsche sich im vergangenen Jahr gegenüberstanden. Bei der WM-Hauptrunde in Köln erlebten die Fans einen Krimi, den Deutschland knapp mit 22:21 für sich entschied. In den beiden Testspielen im Oktober hatte Prokops Mannschaft ebenfalls denkbar knapp mit einem Tor die Nase vorn. Duvnjak: "Deutschland ist Favorit": Drei Spiele, die Kroatiens Kapitän Domagoj Duvnjak zum Anlass nimmt, seine Mannschaft als Underdog darzustellen. „Deutschland ist Favorit“, sagte der Kapitän des THW Kiel gestern im Brustton der Überzeugung. Eine Rollenverteilung, die die Deutschen gelassen hinnehmen. „Wir haben uns für die Hauptrunde viel vorgenommen“, sagt Wiencek. Auf den Abwehrchef wird es heute besonders ankommen. Starke Kreisläufer und ein schlagkräftiger Rückraum mit Anführer Duvnjak werden ein neuer Prüfstein für die neu formierte deutsche Defensive um Wiencek und seinen Kieler Teamkollegen Hendrik Pekeler, in die sich der nachnominierte Johannes Golla gegen Weißrussland gut einfügte. „Wir hatten gar nicht so viel gemeinsam im Innenblock trainiert, aber das hat blind geklappt“, sagte Wiencek. „Da merkt man, dass Abwehr Herzenssache ist.“ Abwehrschlacht erwartet: Es ist also angerichtet für eine erneute Abwehrschlacht. „Ich glaube, es werden wenige Tore fallen“, prognostiziert Domagoj Duvnjak, der als Spitze der 5+1-Abwehr eine wichtige Säule dieser kroatischen Defensiv-Formation ist. „Für uns wird das das wichtigste Spiel des Turniers“, betont der Welthandballer 2013. „Wenn wir gewinnen, sind wir schon fast im Halbfinale.“ Das wollen Wiencek und Co. unbedingt verhindern. „Dule bekommt man vielleicht gut in den Griff, aber abstellen kann man ihn nie“, weiß der Kieler Kreisläufer. Sticheleien vor der Partie habe es aber nicht gegeben, auch wenn beide Mannschaften in Wien im selben Hotel wohnen. „Wir hatten noch gar keine Zeit, über das Turnier zu reden“, sagt Wiencek. „Das machen wir vielleicht mal nach dem Spiel.“ Mehr zur Handball-EM lesen Sie hier.

Deutschland vs. Kroatien - Duell der Kieler Abwehr-Spezialisten