Deutsche Nationalmannschaft bricht nach Ägypten auf

„Das ist eine sehr gute Nachricht für den Handballsport und gut für die Außenwirkung in den nächsten Wochen“, sagte Torwart-Oldie Johannes Bitter nach der 34:20 (19:5)-Generalprobe zur gemeinsamen Entscheidung des Weltverbandes IHF und der WM-Organisatoren, keine Zuschauer in den Austragungshallen der Handball-WM zuzulassen. Keine Zuschauer in den WM-Hallen: Nach einem Gespräch zwischen IHF-Präsident Hassan Moustafa und dem ägyptischen Premierminister Mostafa Madbouly sowie weiteren hochrangigen Regierungsvertretern des nordafrikanischen Landes wurde das geplante Zuschauerkonzept mit einer Auslastung von 20 Prozent der Hallenkapazitäten am Sonntagabend auch auf Drängen von Europas Top-Nationen endgültig verworfen. Ursprünglich hätten bis zu 1040 Zuschauer die Vorrundenspiele der DHB-Auswahl in Gizeh gegen Uruguay (Freitag, 18 Uhr), Kap Verde und Ungarn verfolgen können. Bei den Partien in Ägyptens Handball-Tempel, der Cairo Stadium Sports Hall, hätten sogar 3400 der 17000 Plätze belegt werden dürfen. Dieser gewagte Plan ist nun vom Tisch. Lesen Sie auch: Andreas Wolff kritisiert Kieler Ex-Kollegen Der Weltverband reagierte damit auch auf einen dringlichen Appell von 14 Kapitänen europäischer WM-Teilnehmer, darunter Uwe Gensheimer, die in einem Brief an IHF-Boss Moustafa mit deutlichen Worten auf die Risiken eines Turniers mit Zuschauern mitten in der Corona-Pandemie hingewiesen hatten. Initiiert hatte die letztlich erfolgreiche Aktion unter anderen Johannes Bitter. „Wir wollten kein Ultimatum stellen, sondern auf das Problem aufmerksam machen“, sagte der 38-Jährige. „Die Entscheidung ist eine weitere Steigerung der Sicherheit. Darüber freuen wir uns sehr“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. „Wir haben die Initiative der Spieler unterstützt. Die haben die richtigen Worte gefunden.“ Erleichterung beim DHB-Team: Bei den Spielern löste der IHF-Beschluss Erleichterung aus. „Das ist in der aktuellen Lage die richtige Entscheidung und gibt zusätzliche Sicherheit. Auch wenn wir normalerweise natürlich am liebsten in einer pickepackevollen Halle spielen würden“, sagte Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer. „Zuschauer in der Halle wären kontraproduktiv gewesen“, ergänzte Torwart Andreas Wolff. Und auch Bundestrainer Alfred Gislason äußerte sich zufrieden. „Ich finde es sehr, sehr positiv, dass so entschieden wurde. Das erhöht die Sicherheit, dass die WM-Blase hält und sich niemand mit Corona infiziert“, sagte der 61 Jahre alte Isländer. „Die Sorge war groß.“ Wolff legt mit Kritik nach: Alle Baustellen sind damit noch längst nicht geschlossen. Während die WM-Organisatoren den Ernst der Pandemie-Lage offenbar erkannt haben, legte Andreas Wolff am Montag im „Kicker“ mit seiner Kritik an den WM-Absagen zahlreicher Nationalspieler aus familiären Gründen nach. Zuvor hatte auch Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), kritische Töne geäußert. Beides wurde von vielen Seiten in der aktuellen Pandemie-Lage als „deplatziert“ wahrgenommen. Und auch den WM-Organisatoren droht ein erster Rückschlag, denn mehr als zehn Corona-Fälle werden aus dem tschechischen Team gemeldet, das am Donnerstag sein erstes Gruppenspiel gegen Schweden absolvieren soll. Muss schon vor dem WM-Start das erste Spiel verlegt werden? Firnhaber: "Nicht zu träumen gewagt": Immerhin, sportlich haben die beiden Qualifikationsspiele gegen Österreich Mut gemacht. Die defensiven Hoffnungen ruhen nach den Absagen der etatmäßigen Innenblockspieler Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek nun auf Ex-Zebra Sebastian Firnhaber (Erlangen) und dem Flensburger Johannes Golla. „Flamme“ Firnhaber (26) zeigte sich am Sonntag voller Vorfreude: „Ich hätte nicht zu träumen gewagt, dass ich eine WM spiele. Das macht mich stolz. Es waren super intensive Tage, ich habe viele coole Leute kennengelernt. Für die kurze Zeit passt schon echt viel. Wenn wir die Intensität beibehalten, kann etwas Großes entstehen.“

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