Neue Corona-Regeln: Sport in Schleswig-Holstein geht wieder in den Lockdown

Was am Freitag in der verschriftlichten Fassung einer ab Sonnabend gültigen neuen Landesverordnung steht, hat Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) am Dienstag angekündigt: Nicht mehr als zehn Sportler dürfen gemeinsam auf dem Platz oder in der Halle stehen, sofern sie dabei nicht den Mindestabstand einhalten können. Somit kommt der Spielbetrieb in allen Mannschaftssportarten und deren Spielklassen, die nicht über die Landesgrenzen hinausreichen, zum Erliegen. Die landesweite Regelung betrifft aber auch Heimspiele schleswig-holsteinischer Teams in in den überregionalen, nichtprofessionellen Klassen. Der Trainingsbetrieb muss da anknüpfen, wo er im April und Mai nach den Corona-bedingt abgebrochen Spielzeiten beim Wiedereinstieg schon einmal stand – Gruppen- statt Mannschaftstraining mit maximal zehn Personen. Das wiederum bedeutet, dass man nach drei Wochen ohne vollen Übungsbetrieb entweder nicht sofort in den Wettkampfmodus übergehen könnte oder in überregionalen Spielen auf Gegner trifft, die – sofern die dortigen Landesregierungen nicht dem Schleswig-Holstein-Weg folgen – zu deutlich besseren Bedingungen vorbereitet sind. Volleyball: Kieler TV hofft auf Wettkampfbetrieb: Der Kieler TV, Tabellenführer der Zweiten Volleyball-Bundesliga, hofft, seinen Trainings- und Wettkampfbetrieb fortsetzen zu können. „Natürlich hat die Zweite Liga nicht nur Berufsspieler. Aber die gesamte Organisationsstruktur im Verein und in der Liga grenzt sich deutlich vom Amateursport ab. Darum gehen wir davon aus, dass wir dem Profisport zugerechnet werden“, sagte KTV-Teammanager Jörg Pelny. Auch beim 200-Millionen-Hilfsprogramm der Bundesregierung für den Profisport waren die Adler berücksichtigt worden. Von einem Verbot wäre man in eigener Halle erst am 14. November im Heimspiel gegen USC Braunschweig betroffen. Am jetzigen Wochenende ist der KTV spielfrei, am 7. November steht ein Auswärtsspiel bei Humann Essen auf dem Spielplan. Die Drittliga-Vertretungen des KTV unterliegen sicher der neuen Corona-Verordnung: Die für Sonnabend angesetzten Heimspiele der Damen (gegen SC Magdeburg) und zweiten Herrenmannschaft (Potsdam) müssen abgesagt werden. Fußball: Spielbetrieb in Schleswig-Holstein kurzfristig eingestellt: Das prestigeträchtige Regionalliga-Duell der Jungstörche von Holstein II gegen den Hamburger SV II (Sonntag, 14 Uhr) muss verlegt werden, ebenso das zweite Landesderby zwischen Norderstedt und Heide. Stand Dienstagabend wären aber die Auswärtsspiele von Phönix Lübeck (in Lüneburg) und Spitzenreiter Flensburg Weiche 08 bei Teutonia Hamburg durchführbar. Alle Ligen darunter pausieren ab sofort. Der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) entschied am Dienstag: „Auch wenn die neue Landesverordnung erst ab Sonnabend gelten soll, stellt der SHFV den Spielbetrieb in seinen Spiel- und Altersklassen mit sofortiger Wirkung zunächst bis zum 22. November ein. Dies entschied das Präsidium des SHFV in einem kurzfristig anberaumten schriftlichen Umlaufverfahren. Alle Spiele, die bis zum Wochenende hätten stattfinden sollen, fallen aus.“ Handball: Spiele werden nicht angesetzt: Im Handball-Verband Schleswig-Holstein (HVSH) war der drohende „Lockdown-Light“ schon am Montagabend Thema einer Präsenz-Besprechung in Neumünster. Dabei war man sich im erweiterten Präsidium in den wesentlichen Verhaltensmaßnahmen des Handballs einig. „Wir folgen der Poltik. Solange wir spielen dürfen, wird gespielt. Und wir warten darauf, wann was wieder erlaubt ist“, sagte HVSH-Präsident Dierk Petersen. Unterm Strich heißt das, dass der Spielbetrieb in allen Handball-Landesklassen unterhalb der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein ab Sonnabend an drei Wochenenden ruhen wird. Das gilt auch für Heimspiele in den nicht-professionellen überregionalen Ligen, zum Beispiel der Dritten Liga. Das bedeutet aber auch, dass für diesen Freitagabend geplante Partien, unter anderem das Landesderby der Frauen in der Dritten Liga zwischen Wattenbek und MTV Heide, nicht vom Verband abgesetzt werden. Lesen Sie auch: Wattenbek-Trainer Mannhard Bech im Interview: "Ich bin sicher nicht der Wunschtrainer" In Wattenbek hat man dazu seine eigenen Ideen. „Es wäre absurd, am Freitagabend zu spielen, wenn es ab Sonnabend verboten ist“, sagt Wattenbeks Abteilungsleiter Kolja Bustorf, der aber noch Rücksprache mit den Dithmarschern und dem DHB halten will. Coach Mannhard Bech wollte am Dienstagabend mit seinem Team erörtern, wie in den kommenden Tagen trainiert werden soll. HVSH-Präsident Petersen betont, dass die Handballer „der Situation gerecht werden“ wollen: „Wir wissen, dass wir eine ethisch-moralische Verpflichtung haben, und werden die Füße stillhalten. Aber unsere satzungsgemäße Aufgabe ist es auch, Handball grundsätzlich zu ermöglichen.“ Die Drittliga-Frauen der HSG Mönkeberg/Schönkirchen sollen dagegen spielen. Die Spielleitende Stelle des Nordostdeutschen Handballverbands teilte den Möschö-Frauen am Dienstag mit, dass sie zur Partie bei SC Alstertal-Langenhorn (Hamburg) am Sonntag um 16 Uhr anzutreten haben. Lesen Sie auch: Ab Sonnabend nur noch 10 Personen, Sperrstunde: Weitere Einschränkungen für Schleswig-Holstein Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein So hoch ist der Inzidenzwert für Ihren Kreis bzw. Ihre kreisfreie Stadt An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Hier gibt es 2020 in Schleswig-Holstein Weihnachtsmärkte Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Unverständnis in Altenholz, Zurückhaltung beim LSV: Beim Handball-Drittligisten TSV Altenholz stößt das Vorgehen des Landes auf wenig Verständnis: „Wir haben viel Einsatz in Hygienekonzepte investiert, das interessiert urplötzlich keinen mehr“, sagt TSVA-Geschäftsführer, Matthias Fehrke, der nun prüfen lassen will, ob die Wölfe als Drittligist unter die Kategorie der Profiteams schlüpfen können. Coach Andre Lohrbach lässt sein Team vorerst weiter trainieren: „Es gibt kein Szenario, das undenkbar ist. Möglich ist auch, dass wir das Heimrecht tauschen und auswärts spielen.“ Der Landessportverband (LSV) hält sich dagegen mit Kritik am von der Landesregierung verhängten faktisch Sport-Lockdown zurück. LSV Präsident Hans-Jakob Tiessen: „Grundsätzlich können wir das von der Landesregierung angekündigte strengere Regelwerk nachvollziehen und tragen es mit. Über die konkreten Regelungen, die den Sport betreffen, und deren Auswirkungen, stehen wir mit der Landesregierung, zusammen mit einigen unserer Mitgliedsverbände, in einem engen und intensiven Austausch.“ Von Jens Kunkel, Tamo Schwarz und Jan-Phillip Wottge