Diese Hürden müssen Sportvereine nehmen

Sieben Werktage – von der Verkündung am Freitag bis zum kommenden Mittwoch – haben Gemeinden, Städte, Kreise oder Sportvereine Zeit, um ihre Bewerbung beim Innenministerium einzureichen. „So viel Zeit ist das nicht“, sagt Christof Rapelius, Vorsitzender des Kieler MTV. Eine milde Formulierung angesichts der Anforderungen: IT-gestützte Kontaktnachverfolgung, wissenschaftliche Begleitung, umfassende Teststrategie. Der KMTV will es versuchen, sich bei der Bewerbung auf den Indoor-Sport konzentrieren. Innen würde das Modellprojekt die Sportausübung mit Kontakt in Gruppen mit bis zu zehn Personen und zwei Betreuern erlauben. Draußen dürften bis zu 22 Personen Kontaktsport betreiben. Auch Vereins- und verbandsgebundenes Schwimmen soll erstmals wieder möglich sein. Modellprojekt Sport: Finanzierungsfrage bei geforderten Tests: „Der größte Knackpunkt“ seien laut Rapelius die geforderten Testungen. Alle Sportlerinnen und Sportler müssen einen tagesaktuellen PCR-Test, Antigen-Schnelltest oder einen Selbsttest vorweisen, der unter Aufsicht vorgenommen wird. „Durch ein Jahr Pandemie haben wir bereits viel erprobt – Hygienekonzepte, die IT-Unterstützung bei der Kontaktnachverfolgung“, sagt Rapelius. Tests gehören nicht dazu. Eine offene, bedeutende Frage, die weder der KMTV noch die Stadt Kiel beantworten können: Wer übernimmt die Finanzierung der Teststrategie, die „nicht allein auf Bürgertestungen“ gründen darf? Aus dem Innenministerium heißt es auf Anfrage: Die Initiatoren der Bewerbung müssen zahlen – im Falle des KMTV wohl die Stadt. Die hatte mit dem KMTV Kontakt aufgenommen, eine Bewerbung angeregt und unterstützt, ist zudem mit dem KTB und dem Kreissportverband im Gespräch. "Erkenntnisse müssen auf jeden Verein übertragbar sein": „Notwendig sind personelle Strukturen, mit denen die Vereine in der Lage sind, die Hygienekonzepte umsetzen zu können“, begründet die Stadt die Auswahl. Der KMTV mit 5400 Mitgliedern, hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern könne die Anforderungen eher umsetzen als kleinere Vereine. „Das Ziel muss aber sein, die Erkenntnisse auf jeden einzelnen Verein, der ehrenamtlich geführt wird, übertragen zu können“, sagt Rapelius. Das soll eine wissenschaftliche Begleitung sicherstellen. Vermittlung und Kosten will das Land übernehmen. „Von entscheidender Bedeutung für ein Gelingen der Modellprojekte wird in der Bewerbungsphase der enge Schulterschluss zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten mit deren Gesundheitsämtern und den Sportvereinen vor Ort sein“, wurde Hans-Jakob Tiessen, Präsident des Landessportverbands, am Freitag in einer Mitteilung zitiert. Ein Schulterschluss, der bis gestern offenbar nicht überall vollzogen wurde. TuS Wakendorf-Götzberg will sich für Modellprojekt bewerben: In Segeberg ist der TuS Wakendorf-Götzberg, 650 Mitglieder, einer von zwei Vereinen, der bislang Interesse an einer Bewerbung bekundet hat. Das Problem: Es gebe keinen Ansprechpartner beim Kreis, der sich für das Thema zuständig fühlt, sagt Medienwartin Andrea Wolgast. Aus dem Kreissportverband ist zu hören, dass die Sportvereine im Kreis mit der höchsten Inzidenz im Land (122,3; Stand 31. März) andere Anliegen und Sorgen hätten, als eine Bewerbung für ein Projekt vorzubereiten, das ohnehin nur bei einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 starten könnte. Lesen Sie auch: Fragen und Antworten zu Modellprojekten in Schleswig-Holstein Wolgast ist sich der Inzidenz-Grenze bewusst, die ihr Verein kaum beeinflussen kann. Doch sie sei optimistisch, dass die restlichen Anforderungen in Wakendorf erfüllt werden könnten. Die Sparten Gymnastik, Faustball und Fußball sollen in das Projekt integriert werden. „Dafür bräuchten wir etwa 100 Selbsttests in der Woche. Eine Größenordnung, die wir mit unseren Sponsoren wohl bewältigen könnten.“ Noch keine Bewerber in Plön und Rendsburg-Eckernförde: In Neumünster hat die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Kreissportverband am Dienstag in die Ratsversammlung eine Dringlichkeitsvorlage für ein Modellprojekt Sport eingereicht, der mit großer Mehrheit zugestimmt wurde. Zentrale Themen sind Außensport und Schwimmen. Mit dem SV Tungendorf, SC Gut Heil Neumünster und PSV Union Neumünster sind drei Großvereine mit im Boot. Bis zu drei Modellprojekte pro Kreis oder kreisfreier Stadt können sich bewerben. Lesen Sie auch: Testpflicht für Lehrer und Schüler nach Ostern In Plön gibt es laut Kreis noch keine Interessenbekundungen für das Modellprojekt. Genau so im Kreis Rendsburg-Eckernförde, wo man eher „ein vorsichtiges Abwarten“ registriert. Viele Vereine dürften sich die Frage stellen: Wofür die Arbeit? Schließlich kann aktuell niemand absehen, wie sich die Infektionslage bis zum Projektstart am 19. April entwickelt. Liegt die Sieben-Tage-Inzidenz über 100, kommen die Pläne in die Schublade. Statt einer neuen Perspektive könnten sich die Modellprojekte Sport als Papiertiger entpuppen.

Schleswig-Holstein: Modellprojekte Sport - Kreise und Vereine abwartend