Sieg gegen Österreich: Deutsche Handballer erreichen Spiel um Platz fünf

„Jogi, Jogi, Jogi!“ Die deutschen Fans in der vollbesetzten Wiener Stadthalle wussten genau, wer zum Spieler der Partie gekürt werden musste und forderten es lautstark ein. Mit überragenden 15 Paraden hatte DHB-Torwart Johannes Bitter ab Mitte der ersten Halbzeit den zunächst offenen Schlagabtausch entschieden. Schon vor dem Anpfiff der Partie war auch das letzte Fünkchen Hoffnung aufs Weiterkommen verglüht, nachdem Spanien sich mit dem 37:28 (17:16)-Sieg über Weißrussland den zweiten Halbfinal-Platz neben Kroatien gesichert hatte. Bitter verkörperte das Motto „weiter Vollgas geben“ nach der 24:25-Niederlage gegen Kroatien wie kein anderer deutscher Spieler auf dem Feld. Bilyk startete entfesselt: Gas geben mussten die deutschen Handballer auch gegen das vom heimischen Publikum angetriebene Gastgeber-Team. Österreichs Kapitän Nikola Bilyk startete wie entfesselt, trug drei Treffer zur 5:3-Führung der Gastgeber (10.) bei, die von den Fans frenetisch gefeiert wurde. Deutschland offenbarte zunächst ähnliche Probleme wie in der Schlussphase der Kroatien-Partie: Der Rückraum mit Philipp Weber auf der Mitte und Kai Häfner sowie Paul Drux auf den Halbpositionen wirkte überfordert vor der eifrigen Deckung der Gastgeber, so dass Österreich knapp 20 Minuten in Führung blieb. Bitter brachte Emotionen und Paraden: Eine Verschnaufpause für Bilyk nutzten die Deutschen, um durch Hendrik Pekeler auszugleichen 10:10 (20.). Dann sorgte Bitter für die Initialzündung, als er einen Siebenmeter von Robert Weber parierte. Ein Urschrei als Jubel – da waren sie die Emotionen, ohne die das DHB-Team bei diesem Turnier nie ins Spiel fand. Anschließend war Bitter nicht mehr zu stoppen und riss seine Vorderleute mit. „Ich glaube, er hat 70 Paraden“, sagte Teammanager Oliver Roggisch später. In den zehn Minuten vor der Pause gelangen Österreich nur noch drei Tore, während Timo Kastening Gegenstoß um Gegenstoß lief. Fabian Böhm brachte Leben in den Rückraum, in dem Bundestrainer Christian Prokop viel durchwechselte. Ohne Österreichs Keeper Thomas Eichberger, der in der ersten Halbzeit ein gutes Spiel machte, hätte die 16:13-Pausenführung der Deutschen noch höher ausfallen können. Wienceks Knie wurde geschont: Dennoch: Weber und Co. hatten sich ins Spiel gekämpft, nutzten die Gelegenheit, sich Selbstvertrauen für das Olympia-Qualifikationsturnier im April zu holen. Nach Wiederanpfiff durfte Johannes Golla, bis dahin lediglich Pekelers Nebenmann im Innenblock, auch im Angriff ran, erhöhte mit seinem zweiten Treffer beim 19:13 (35.) erstmals auf sechs Tore. Patrick Wiencek wurde bereits nach wenigen Minuten wegen leichten Kniebeschwerden geschont. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, beteuerte der Kreisläufer vom THW Kiel. Die Abwehr funktionierte ohnehin auch ohne ihn: Vor allem gegen die 3:2:1-Formation mit Pekeler an der Spitze fand Österreich nun kaum noch Lösungen. Mannschaft und Fans schienen sich spätestens in ihr Schicksal zu ergeben, als Timo Kastening mit seinem sechsten Treffer das 26:18 (44.) erzielte. Der Rest waren Tempospiel, Tore und immer wieder Bitter-Paraden. Wolff: "Mannschaft will Trainer behalten": „Überragend“ fand Keeper-Kollege Andreas Wolff dessen Leistung und gab die Antwort auf die Frage, die DHB-Vizepräsident Bob Hanning gestellt hatte („Was macht diese Mannschaft mit ihrem Trainer heute Abend?“) „Ich denke, dass die Mannschaft den Trainer behalten will, wenn sie mit zwölf Toren gewinnt“, sagte er. Mehr zur Handball-EM lesen Sie hier. Mehr zum Thema: Der Liveticker zum Nachlesen

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