Volleyball: Kieler TV blieb bislang von Corona verschont

Vor dem Heimspiel gegen den TV Baden ist Markus Gennermann der wichtigste KTV-Mann an der Corona-Teststation. Denn: Der Außenangreifer ist gleichzeitig Arzt, arbeitet in der Ostseeklinik Damp. Dort ist die Orthopädie sein Fachgebiet. Ähnlich gut dürfte er sich inzwischen aber auch im Nasenrachenraum seiner Mitspieler auskennen. Der 30-Jährige hat in dieser Saison auch außerhalb des Feldes einen essenziellen Job: Er führt die obligatorischen Corona-Schnelltests durch. Markus Gennermann über wehleidige Mitspieler: "Von der Tagesform abhängig": Einzeln ruft Gennermann seine Teamkollegen auf. Die gehen vor seinem Tapeziertisch, auf dem das Testequipment liegt, in die Hocke, neigen den Kopf nach hinten und lassen einen Abstrich durch den weit geöffneten Mund machen. Stellen sich die Mitspieler manchmal wehleidig an? „Das ist von der Tagesform abhängig“, sagt Gennermann. „Angenehmen findet’s keiner.“ Sprüche muss er sich von seinen Kollegen aber nicht anhören. „Die sind froh, dass wir Leute haben, die das dürfen. Entweder Arian (Söhbrandt, Co-Trainer und Arzt am UKSH, d. Red.) oder ich machen die Abstriche vor den Spielen.“ Corona-Test: Nach 15 Minuten bangem Warten kommt das Ergebnis: Der Stab kommt ins Röhrchen mit der Testflüssigkeit, die auf den Teststreifen geträufelt wird. 15 Minuten banges Warten. Das Testergebnis: negativ. So war es bisher immer beim KTV. Eine Folge ständiger Achtsamkeit oder einfach Glück? Wohl eine Mischung aus beidem. Die Adler gehen neben dem Volleyball ihren Berufen als Lehrer, Arzt oder Hotelkaufmann nach, können sich nicht in einer „Blase“ bewegen, von der unter anderem im Profifußball häufig die Rede ist. Doch genau wie Fußball-Stars dürfen sie in der Pandemie weiter ihren Sport ausüben, während der Amateursport noch immer nahezu stillsteht. KTV Adler: "Das ist eine zusätzliche Motivation in dieser Saison": Das KTV-Team ist sich dieser Sonderrolle „bei jedem Training bewusst“, sagt Gennermann. „Die Volleyball-Szene in Kiel ist groß. Dass wir die Einzigen sind, die ihrer Leidenschaft nachgehen können, ist eine zusätzliche Motivation in dieser Saison.“ Teammanager Jörg Pelny ist gleichzeitig Jugendwart beim KTV, kennt auch die andere Seite. Er sagt: „Bei den Jugendmannschaften geht gar nichts. Diese kompletten Gegensätze zu sehen, ist fies.“ Das Privileg, weiterspielen zu dürfen, ist an negative Corona-Tests gebunden. „Nach jeder Testrunde, die gut ausgegangen ist, atme ich tief durch“, sagt Pelny. Erst dann kann das morgendliche Aufschlag- und Annahmetraining am Spieltag beginnen. Lesen Sie auch: Adler-Arbeitssieg gegen TV Baden KTV-Teammanager steht vor den Spielen mit den Gegnern in Kontakt: Wenn es einen positiven Fall gäbe, setzte das eine Maschinerie in Gang. Pelny würde eine Notfall-Hotline bei der Volleyball–Bundesliga (VBL) anrufen, den Fall schildern. „Das wäre wohl gleichbedeutend mit einer Spielabsage.“ Deshalb steht der Teammanager schon in den Tagen vor einem Spiel mit dem Gegner in Kontakt. Wann soll getestet werden? Wann ist die Abreise geplant? Maximal 24 Stunden vor dem Spiel, fordert die VBL eine Testung. „Wenn was passiert, telefonieren wir so rechtzeitig, dass wir oder sie gar nicht losfahren müssen“, erklärt Pelny. Moerser SC: Ärger um Corona-Tests nach abgesagtem Auswärtsspiel: So können Fälle wie vor eineinhalb Wochen vermieden werden: Der Zweitplatzierte Moerser SC war zum Tabellenführer Lindow-Gransee, nördlich von Berlin, gereist. Weil beim Gastgeber nur zwei Stunden vor dem ersten Ballwechsel ein Spieler corona-positiv getestet worden war, wurde das Spiel abgesagt. Moers fuhr 600 Kilometer hin, 600 Kilometer zurück. Die VBL hat das Spiel inzwischen neu angesetzt, der MSC lehnt eine weitere Fahrt nach Brandenburg ab, legte Protest ein. Eine so kurzfristige Absage würde es am kommenden Sonnabend (20 Uhr) nicht geben, wenn Moers zum Topspiel nach Kiel kommt. Markus Gennermann wird schon am frühen Vormittag alle Testergebnisse seiner Mitspieler auf dem Tapeziertisch vor sich liegen haben – hoffentlich alle negativ.