THW Kiel zurück an der Liga-Spitze

Handball-Bundesliga als Tagesausflug: Um 11.15 Uhr hebt der Zebra-Charterflug in Kiel-Holtenau gen Stuttgart ab, von dort geht es nach der Landung mittags mit dem Bus weiter. Noch einmal durchpusten bei einem gemeinsamen Spaziergang am Schloss Filseck. Hoch oben mit Blick auf den Hohenstaufen. Platz an der (kalten Winter-)Sonne sozusagen. Temperaturen unter dem Gefrierpunkt: Der Platz an der Sonne in der Liga ist das Ziel des Tages, er soll von den Rhein-Neckar Löwen zurückerobert werden. Als der Anpfiff um 16 Uhr näher rückt, sinken die Temperaturen in der Modelleisenbahn-Metropole am Rand der Schwäbischen Alb unter den Gefrierpunkt. Wird den Kielern auch das Blut in den Adern gefrieren, wie es schon zehnmal seit der ersten Auswärtsniederlage bei Frisch Auf 1977 - zuletzt am 20. März 2013 beim 29:33 oder besonders beim desaströsen 21:29 des THW Kiel am 23. September 2015 - der Fall war? Göppingens Kraft liegt im Kollektiv. "Zamma stark, zamma eins, zamma wir", lautet das Motto des Altmeisters, der besonders im Abwehrzentrum einiges an Zentnern auf die Waage bringt. Doch dazu später mehr. Bis zum 5:2 trifft Göppingen nur per Siebenmeter: Zunächst einmal wirkt die mittägliche Frischzellenkur, scheinen die Kieler Zebras alle Müdigkeit ihres Winter-Ultramarathons aus den Beinen geschüttelt zu haben. Die Abwehr steht, bis zum 5:2 für den THW (10.) trifft Göppingen nur vom Siebenmeter-Strich, tut sich im Positionsangriff schwer. Erst mit zunehmender Spieldauer kann sich das Team um Spielmacher Janus Dadi Smarason besser auf die Kieler Defensive einstellen, hinter der Niklas Landin im Tor wieder mal einen phänomenalen Job macht. Lesen Sie auch: Schiller: "Der THW Kiel ist das Nonplusultra" THW-Coach Filip Jicha stellt kurzfristig auf eine 3:2:1-Formation um. Im Rückraum zieht zunächst Domagoj Duvnjak zwischen Sander Sagosen und Harald Reinkind die Fäden. Doch dann bricht sich doch Müdigkeit Bahn, mit ihr Unkonzentriertheiten in Form von technischen Fehlern. Schnell ist die 11:7-Führung (21.) dahin, holt Göppingen zum 10:11 auf (23.), kommt ins Tempo und hat nun mit Kresimir Kozina, Nemanja Zelenovic und Jacob Bagersted einen robusten Abwehr-Riegel. Schon wieder sind es neun Fehlwürfe bis zur Pause, darunter zwei vergebene Siebenmeter von Niclas Ekberg. Immerhin, die Zebras stabilisieren sich bis zum 15:12-Halbzeitstand, greifen - nun mit Pavel Horak in der Defensive - weiter beherzt zu in einem Match ohne Samthandschuhe. Nach der Pause setzen sich die Gäste sukzessive ab: 17:13 (34.), 21:15 (39.). Was bleibt, sind Schwächen im Abschluss. Sander Sagosen (42.), Niclas Ekberg (43.) und Harald Reinkind (48.) scheitern nacheinander beim Strafwurf an Frisch-Auf-Schlussmann Daniel Rebmann, komplettieren den Reigen aus fünf verworfenen Bällen aus sieben Metern. Was bleibt, sind technische Schludrigkeiten. Was bleibt, ist aber auch Niklas Landin im Kieler Tor als Mann für die wichtigen Momente. Beim sehenswerten Kempatrick von Sander Sagosen und Niclas Ekberg (23:18/43.) wirkt der THW auf der Siegerstraße. Beim 23:25 (49.) sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Nach einem übermütigen Fehlwurf von Oskar Sunnefeldt in der zweiten Welle (55.) ist Göppingen beim 27:28 wieder dran. "Wir mussten uns neu sortieren", resümiert Filip Jicha, der bis zum 28:29 (58.) sorgenvoll bleibt. Dann sind Domagoj Duvnjak (Schlagwurf zum 28:30/59.) und Niklas Landin (Parade gegen Schiller) zur Stelle. Der THW gewinnt mit 31:28. "Verdient", findet Göppingen-Linksaußen Schiller. "Aber wir können Selbstbewusstsein aus der Partie ziehen." "Die Jungs haben die Reise super weggesteckt. Wir hatten einen Riesenrespekt, und ich freue mich sehr über die zwei Punkte. Wir haben momentan so wenig Training, eher Theorie. Da können wir eben nicht einfach durchmarschieren", sagt Filip Jicha.

31:28-Sieg in Göppingen - THW Kiel zurück an der Liga-Spitze