Wie abgehärtet ist der THW Kiel?

Einbahnstraßensysteme, Abstand halten, Hände desinfizieren – all das ist den Spielern des THW Kiel längst in Fleisch und Blut übergegangen. „Im Training denkt man gar nicht mehr darüber nach“, sagt THW-Kapitän Patrick Wiencek. „Aber es ist immer noch eine spezielle Situation. Nach dem Spiel in Zagreb hoffe ich, dass man sich endlich nur noch auf Handball konzentrieren kann und nicht auf irgendwelche Dinge neben dem Feld.“ Dort war zuletzt das Zuschauer-Thema dominant. In Zagreb werden die Zebras noch vor Geister-Kulisse antreten. So wird die Reise in seine Heimat für Domagoj Duvnjak etwas weniger emotional. Der THW-Kapitän reifte bei RK Zagreb (2006-2009) zum Profi, wagte von dort als 20-Jähriger den Sprung in die Bundesliga. Zuvor stand er noch als Rookie im Finale der Heim-Weltmeisterschaft 2009, für die die 15000 Zuschauer fassende Arena Zagreb eigens gebaut worden war. Trotz der Niederlage gegen Frankreich ein denkwürdiges Erlebnis für Duvnjak. „Ich spiele sehr gerne in Zagreb. Auch wenn es ohne Zuschauer für uns alle gewöhnungsbedürftig sein wird, freue ich mich.“ Igor Vori gibt Trainer-Debüt: Ungewohnt ist auch der Blick auf den Kader des kroatischen Serienmeisters, dem der 29. Liga-Titel in Folge nur durch Corona verwehrt wurde. Einen Meister 2020 gibt es nicht. Nun befindet sich die Kaderschmiede des Balkan-Handballs einmal mehr im Umbruch. Nach dem enttäuschenden Gruppenphasen-Aus der Vorsaison verließen elf Spieler die Mannschaft. Namhaftester Abgang ist mit Abstand Zlatko Horvat. Der Rechtsaußen wechselte nach 18 Jahren im Klub zu Metalurg Skopje. Auf der Trainerposition herrscht traditionell Bewegung. Seit Juni hat mit Igor Vori ein Trainer-Neuling das Sagen an der Seitenlinie. Der 39-jährige Ex-Kreisläufer lernte in Zagreb das Handballspielen, trug in seiner erfolgreichen Karriere (Weltmeister, Olympiasieger, Champions-League-Sieger und deutscher Meister mit dem HSV Hamburg) bis 2016 insgesamt viermal das RK-Zagreb-Trikot. „In Zagreb haben wir immer großen Erfolgsdruck, aber das mag ich“, sagt Vori vor seinem Champions-League-Debüt als Cheftrainer. „Gegen den THW Kiel ist er aber nicht so groß. Wir haben keinen Sagosen, Duvnjak, Reinkind, Wiencek, Pekeler im Kader. Der THW ist der große Favorit. Aber das gute im Sport ist ja, dass jeder eine Chance hat. Und meine junge Mannschaft lernt jeden Tag.“ Alle THW-Coronatests negativ: Sein Kumpel Duvnjak warnt: „Die werden richtig um jeden Ball kämpfen. Das weiß ich sicher, weil ich diese Mentalität kenne. “ Der 32-Jährige, der 2009 gemeinsam mit Vori aus Zagreb zum HSV wechselte, ist sich auch sicher, dass der einen „sehr guten Job“ als Trainer machen wird. „Ich wünsche ihm alles Gute – nur nicht am Donnerstag“, sagt Duvnjak und lacht. Nachdem beim THW-Tross alle Corona-Tests von Mittwoch negativ ausfielen, gibt es bei den Zebras nur noch ein großes Fragezeichen: Wo stehen sie im Vergleich zur Konkurrenz? „Das ist ganz schwierig einzuschätzen“, sagt Wiencek. „Wir haben auf jeden Fall gut trainiert, auf einem hohen Niveau. Wir wollen natürlich um Titel spielen. Und ich hoffe, dass wir schnell in eine neue Routine reinfinden.“ Jicha erwartet Kampfspiel: Trainer Filip Jicha sieht seine Mannschaft „auf einem guten Weg“. Rechtzeitig zum ersten Pflichtspiel lichten sich die Reihen im Lazarett. Die zuletzt angeschlagenen Rune Dahmke, Magnus Landin und Niclas Ekberg treten die Reise mit an, ebenso Bevan Calvert und Philipp Wäger als Ergänzungsspieler. Zu Hause bleibt nur Sven Ehrig (Muskelfaserriss). Jicha hat seine Schützlinge auf einen Kampf mit harten Bandagen vorbereitet. „Zagreb wird extrem heiß in der Abwehr sein. Man muss sich darauf einstellen, dass sie ständig die Formation wechseln, von 5:1 bis hin zu 3:3. Und sie werden sehr hart spielen. Da sehen sie eine Chance, uns mit Härte in die Enge zu treiben.“ Mehr Nachrichten über den THW Kiel lesen Sie hier.

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