Darum findet der Super Globe in Saudi Arabien statt

Der Aufschrei war groß, als die Saudis für 90 Millionen US-Dollar den Schwergewichts-WM-Boxkampf zwischen Andy Ruiz jr. und Anthony Joshua im Dezember "einkauften". Kritische Töne aus dem Handball-Kosmos waren nicht zu vernehmen. Ein Boykott kam für den THW Kiel nicht infrage. Super Globe: Katar hatte kein Interesse, den Ausrichtervertrag zu verlängern: Neun Jahre lang hatte Ausrichter Katar den Löwenanteil aller Reise- und Unterbringungskosten der teilnehmenden Teams ebenso übernommen wie die Bereitstellung des Preisgeldes in Höhe von 800.000 US-Dollar. Zusätzlich floss pro Jahr eine Million US-Dollar an die IHF. Nach Angaben der IHF hatte Katar allerdings kein Interesse daran, den Ausrichtervertrag zu verlängern. Lesen Sie auch: Das müssen die THW-Spieler in Saudi-Arabien beachten Auf Anfrage von KN-online ließ der Weltverband am Mittwoch mitteilen: "Da es nur einen Bewerber gab, der den Super Globe zu den gleichen Bedingungen wie zuvor Katar ausrichten konnte, wurde die Veranstaltung an Saudi Arabien vergeben mit der Erwartung, dass die Organisation des Events auf gleichbleibend hohem Level stattfindet und die Entwicklung des Handballs in Saudi Arabien gefördert wird." Lesen Sie hier auch den Kommentar von Tamo Schwarz. IHF kümmert sich "hauptsächlich um den sportlichen Aspekt": Eine einfache Gleichung: Da es nur einen zahlungswilligen und damit offenbar geeigneten Bewerber gab, spielten Themen wie Menschenrechte, Pressefreiheit, der Mordfall Kashoggi, die kriegerischen Auseinandersetzungen im Grenzgebiet zum Jemen, die Rolle der Frau oder die Terrorgefahr im Allgemeinen keine Rolle. Nach Angaben von Amnesty International wurden allein 2018 in Saudi-Arabien 149 Menschen hingerichtet. Auf Anfrage von KN-online, ob es Erwägungen zu diesen Aspekten gegeben habe, hieß es von Seiten der IHF: "Es gab nur einen Bewerber, der das Event zu den gleichen Bedingungen wie Katar hätte ausrichten können." Man kümmere sich "hauptsächlich um den sportlichen Aspekt", hoffe dennoch, "dass der Sport Brücken schlagen kann", und verweise auf einen Satz von IOC-Präsident Thomas Bach: "Sport kann die politischen Probleme in der Welt nicht lösen, aber er kann Türen öffnen, damit die Politik diese Probleme lösen kann." THW-Aufsichtsratsboss Weinstock: "Der Sport kann nicht die Konflikte der Welt lösen": Eine Haltung, der sich der THW Kiel bei allen Überlegungen am Ende anschloss. "Wir wissen selbstverständlich um die Probleme in Saudi-Arabien und haben uns damit intensiv auseinandergesetzt. Im Sinne des Handballs haben wir uns für eine Teilnahme entschieden", sagte der Vorsitzende des THW-Aufsichtsrates, Marc Weinstock, gegenüber KN-online. Weinstock weiter: "Zwischen Profi-Sport und Politik sollte unterschieden werden. Was passiert, wenn Politik den Sport überlagert, hat man beim Olympiaboykott 1980 gesehen. Der Sport kann nicht die Konflikte der Welt lösen. Die weltweite Aufmerksamkeit für unsere Sportart können wir als THW Kiel beeinflussen, die Politik eines Landes nicht. Als Profi-Sportler, die in diesem Land ihrem Beruf nachgehen, werden wir nicht automatisch zu Befürwortern der Politik dieses Landes." Nach der Premiere hoffe man bei der IHF nun, dass Anlaufschwierigkeiten im nächsten Jahr behoben seien, der Weltverband attestierte dem Organisationskomitee seit Turnierbeginn allerdings "einen sehr guten Job". Frauen dürfen den Spielen übrigens beiwohnen. Auch die weiblichen Exekutivmitglieder der IHF sind vor Ort. Qualifikationsrunde: Sydney University HC (AUS) – THW Kiel 27:41 (18:23), Al Mudhar (KSA) – New York City Handball (USA) 33:13 (16:5); Viertelfinale: Al Wehda (KSA) – HC Taubaté (BRA) 30:26 (17:13), Zamalek SC (EGY) – THW Kiel 28:32 (12:18), FC Barcelona (ESP) – Al Duhail SC (QAT) 38:26 (17:10), Vardar Skopje (MKD) – Al Mudhar (KSA) 34:27 (17:12). Halbfinale, heute, 16.20 Uhr: THW Kiel – Vardar Skopje, 19 Uhr: Al Wehda – FC Barcelona; Spiel um Platz 3: Sonnabend, 13.30 Uhr; Finale: Sonnabend, 16.20 Uhr. TV: Alle Spiele des Super Globe werden als Livestream auf www.sportdeutschland.tv übertragen. Mehr zum THW Kiel lesen Sie hier.

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