Schwenker: "Die Lage ist sehr ernst"

Herr Schwenker, wie ernst ist die Lage? Uwe Schwenker: Sehr ernst – das sollte jetzt jedem klargeworden sein. Jeder hat angesichts des Coronavirus eine Verantwortung, seine sozialen Kontakte zu beschränken. Aber jeder macht sich auch um seinen Job, sein Unternehmen, seine Existenz Gedanken. Hier ist der Handball auch betroffen. Unsere bisherigen Beschlüsse, die Saison bis zum 22. April auszusetzen, waren gut und richtig. Es geht aber auch niemand ernsthaft davon aus, dass die Saison bis zum 30. Juni zu Ende gespielt werden kann. Gleichwohl wollen wir noch nicht sofort abbrechen, müssen das nicht heute oder morgen entscheiden. Aber die Hoffnung ist wohl größer als der Glaube. Frank Bohmann beziffert den zu erwartenden Schaden auf 25 Millionen Euro. Werden nach der Krise überhaupt noch alle Klubs am Leben sein? Das ist eine gute Frage. Das muss unser Ziel sein. Bei den meisten Sportarten – der Fußball ausgenommen – machen die Erlöse aus Zuschauereinnahmen und Sponsoren einen hohen Prozentsatz aus. Aber der Verkauf von Dauerkarten oder Verhandlungen mit Sponsoren sind momentan nicht möglich. Folgen wir der Annahme, dass ein Spielbetrieb sogar bis Ende des Jahres unklar ist, können die Vereine nicht seriös planen. Spiele, die bis zum 30. Juni nicht ausgetragen sind, werden nicht nachgeholt. Das gilt auch für Leistungen, die Sponsoren bis dahin nicht erhalten haben. Diese Erlöse sind endgültig verloren. Und: Die Partner der Vereine müssen sich zuerst um Wohl und Wehe ihrer eigenen Mitarbeiter kümmern, bevor sie im Sportsponsoring investieren. Die Klubs sind gut beraten, eine Planung vorzunehmen, die erhebliche Einnahmeverluste berücksichtigt. Was kann die HBL den Vereinen an die Hand geben? Es gibt einen guten Austausch mit den Klubs der Ersten und Zweiten Liga. Ich sehe da keinen Jahrmarkt der Eitelkeiten. Es werden Infos aus den jeweiligen Bundesländern ausgetauscht, regelmäßig von der HBL gesteuerte Konferenzen geführt. Ein Beispiel, für das wir uns im Zusammenschluss mit anderen Sportarten stark gemacht haben: Alle Klubs leisten große Zahlungen an die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG). Wir haben auf die VBG eingewirkt, und im Moment gibt es schon eine Stundung der Zahlungen. Aber das reicht nicht. Wir müssen die Liquidität der Vereine für die kommende Saison aufrechterhalten, außerdem ist ja auch die Unfallgefährdung der Spieler momentan nicht groß. Wir kämpfen an vielen Fronten – sportartübergreifend. Eine weitere Maßnahme ist, dass alle Klubs ihre Lizenz für die kommende Saison ohne weitere Prüfung erhalten. Das ist anders gar nicht möglich. Keiner kann absehen, was jetzt noch kommt. Wir führen auch Gespräche mit den TV-Sendern. Mein Gefühl: Alle rücken zusammen. Wie nehmen Sie das Thema Kurzarbeitergeld wahr? Das ist ein großes Thema. Viele Vereine haben bereits Anträge gestellt, andere werden jetzt nachziehen. Kann es ohne die Solidarität der Spieler überhaupt gehen? Es gibt keine Tarifverhandlungen. Wir tauschen uns mit der Spieler-Gewerkschaft „Goal“ von Marcus Rominger und Johannes Bitter aus, aber das ist eher eine freie Gewerkschaft. Aber das Wichtigste, was mir gespiegelt wird, ist, dass alle Klubs transparent mit den Spielern umgehen und die Spieler sehr verständnisvoll sind. Die Spieler wissen, was auf dem Spiel steht. Aber die Bandbreite der Gehälter ist groß, da sind jetzt Augenmaß und Fingerspitzengefühl gefragt. Signale gibt es auch von der Politik. Es geht um die gesamte Wirtschaft – da gehört auch der Sport dazu. Es gibt eine Vielzahl von Menschen, die mit dem Handball ihre Familie ernähren. Was glauben Sie persönlich, wie es weitergeht? Ich glaube nicht, dass in dieser Saison noch gespielt wird. Wir machen uns jetzt Gedanken, wie man damit umgeht. Es gibt eine Arbeitsgruppe, die eine Lösung für den gesamten deutschen Handball finden will. Dabei überdenken wir auch ein, zwei mögliche Szenarien für den Ausgang der Ersten Liga. Eines ist aber klar: Es wird Härtefälle geben, wie auch immer wir entscheiden. Auch Olympia wird eine Rolle spielen. Olympische Spiele in diesem Sommer – das wäre doch ein Fest für das Virus. Würden die Spiele um ein Jahr verschoben, wäre unsere Saison erneut verkürzt, da müsste man eine mögliche Aufstockung der Liga also weiterdenken. Wir werden jetzt ruhig und besonnen mit der Situation umgehen. Ich denke, dass wir zwei Spielzeiten brauchen werden, um uns wieder zu stabilisieren. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Corona: Die wichtigsten Telefonnummern für Schleswig-Holstein Heiner Garg: Ausgangssperre für Schleswig-Holstein ist denkbar Neue Regelung: Nur noch fünf Menschen pro privater Feier Ausgangssperre: Was bedeutet das? Blick nach Mitterteich Eltern in Sorge: Sohn lief mit Stefan Thesker (Holstein Kiel) auf, der Covid-19 hat Corona-Krise: Wie es ist, ohne Gäste zu heiraten So wird die Kieler Woche neu geplant Diese Nachrichten machen Hoffnung Halten sich Menschen an Corona-Bestimmungen? Corona-Ausnahmeregelung: Welche Geschäfte öffnen am Sonntag, welche nicht? Keine Veranstaltungen, Zugangsbeschränkungen, kein Kino, uvm.: Das sieht der Erlass der Landesregierung vor Schleswig-Holstein: Landtag rüstet sich für die Corona-Krise Corona-Krise: Die Regierungserklärung von Daniel Günther im Wortlaut Ämter und Behörden beschränken Zutritt für Besucher: Das müssen Sie wissen Coronavirus: Das ändert sich alles bei der Landespolizei Einkaufen in Zeiten von Corona: Plexiglas, Abstand halten, Lieferservice Krankenschwester kritisiert hohe Hürden für Corona-Test Was Tierhalter beachten sollten Kammer sucht zusätzliche Ärzte IfW: Wirtschaft bricht wegen Corona ein Tourismus: Stornierungen sorgen für viel Arbeit hinter verschlossenen Türen Restaurants kämpfen um ihre Existenz Zusammenhalt in Zeiten von Corona: Applaus aus dem Fenster Forscher: Was hilft gegen die Angst vor einer Ansteckung? Wie geht es den ersten Covid-19-Patienten aus Schleswig-Holstein? Coronavirus: Kitas fünf Wochen geschlossen - Gebühren werden erstattet Pflegekammer fordert regelmäßige Corona-Tests für Personal Betreuungsnot: Welche Rechte haben Arbeitnehmer? Wahlkampf während der Corona-Pandemie THW-Profis in Quarantäne: Gespräch mit Steffen Weinhold Unterricht per Video: Olzeborchschule vermittelt Lernstoff im Internet Coronavirus: Wer zahlt, wenn Konzert oder Urlaub ausfallen? Wie es ist, mit Ausgangssperre zu leben Wie gefährlich ist das Coronavirus? Experte im Interview Coronavirus: So können Sie Desinfektionsmittel selbst herstellen So schützen Sie sich vor dem Coronavirus Coronavirus: Was passiert bei einer Quarantäne Coronavirus: Expertenrat empfiehlt Impfung gegen Pneumokokken Erste Grippe-Tote in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Mehr zum THW Kiel lesen Sie hier.

Handball-Bundesliga - Schwenker: "Die Lage ist sehr ernst"