Sagosen: "Will ersten Titel mit dem THW"

Es gehört zu den Wirren der Corona-Pandemie, dass Handball-Star Sander Sagosen nun mit dem THW Kiel seinen ehemaligen Teamkollegen von Paris St. Germain den größten Titel im Vereinshandball streitig machen kann, obwohl er mit 64 Toren für Paris in der Saison 2019/20 dazu beitrug, dass der französische Top-Klub im Halbfinale steht. Weil das ursprünglich im Mai angesetzte Final Four pandemiebedingt nicht stattfinden konnte und mitten in die neue Saison verlegt wurde, läuft Sagosen nach seinem Vereinswechsel im Sommer nun quasi für die „falsche“ Mannschaft auf. Sagosen schwärmt vom Zebra-Teamgeist: Für den Norweger aber fühlt sich das überhaupt nicht mehr falsch an. „Es ist eben einiges anders in diesem Jahr. Ich fühle mich längst als Kieler und freue mich darauf, das Final Four im THW-Trikot zu spielen“, sagt er, schwärmt vom Teamgeist bei den Zebras. „Wir verstehen uns richtig gut, machen auch privat viel gemeinsam, essen zum Beispiel zusammen.“ Das sei in der Großstadt Paris mit den weiten Wegen anders gewesen. „Hier in Kiel hat man das Gefühl, dass der ganze Verein, ja eigentlich fast die ganze Stadt, eine Handball-Familie ist.“ Und auch wenn es den Rückraumspieler schmerzt, dass er noch immer kein Heimspiel in einer ausverkauften Wunderino-Arena erleben konnte und auch die Spiele in Köln ohne Zuschauer stattfinden werden, ist sein Ehrgeiz ungebrochen. Traum vom Finale gegen Mikkel Hansen: „Es wäre für mich ein Traum, im Finale gegen Paris zu spielen.“ Wetten mit seinem ehemaligen PSG-Kollegen und Freund Mikkel Hansen darüber, wer von ihnen zuerst den noch in ihrer jeweiligen Sammlung fehlenden Champions-League-Titel gewinnen wird, habe er noch nicht abgeschlossen. „Aber vielleicht kommt das noch“, sagt er lachend. Auf dem Weg dorthin gilt es für die Kieler im Halbfinale am Montag (20.30 Uhr) zunächst Telekom Veszprém zu schlagen. Jene Mannschaft, gegen die sie in der aktuellen Champions-League-Gruppenphase zu Hause 31:31 spielten, in Ungarn bei der 33:41-Niederlage chancenlos waren. Sagosen sieht Gewohnheits-Vorteil für THW Kiel: Damals machte sich die Termin-Hatz der deutschen Top-Klubs in den Köpfen und Beinen der Zebras bemerkbar. Doch Sagosen sieht vor der Endrunde in Köln in der hohen Belastung des Bundesligisten keinen Nachteil. „Wir sind es gewohnt, auch in der Liga gegen Coburg oder Ludwigshafen alles geben zu müssen. Das ist in Veszprém, Barcelona oder Paris anders. Für diese Mannschaften ist es ungewohnt, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen voll da sein zu müssen“, sagt er. Zum Vergleich: THW-Halbfinalgegner Veszprém hat seit dem 17. Dezember kein Spiel mehr absolviert, der FC Barcelona und Paris St Germain mussten am 19. Dezember zuletzt in den heimischen Ligen ran, während die Kieler am 23. noch ihr Top-Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen absolvierten. In Sagosens Augen kein Problem: „So haben wir nicht so viel Zeit, über diese großen Spiele nachzudenken.“ Quarantäne-Pause könnte Kielern helfen: Und auch in Sachen Regeneration haben die Kieler nicht mehr den befürchteten Nachteil. Die Corona-Quarantäne sorgte für eine zwar unfreiwillige Spiel-Pause von 14 Tagen, in denen die Zebras sonst drei weitere Partien absolviert hätten. „Aber jetzt sind wir körperlich fit und physisch bereit für das Final Four. Vielleicht war die Pause am Ende sogar gut“, sagt Sagosen, der mit dem Starensemble aus Paris im Jahr 2018 bereits einmal nach Köln reise, dort aber im Halbfinale an HBC Nantes scheiterte. „Ich weiß seitdem, dass in einem Final Four alles passieren kann. Es sind zwei Tage, in denen man seine beste Leistung bringen muss. Das wollten wir 2018 mit Paris auch, aber damals hat es nicht geklappt.“ Längst hat Sagosen dieses Erlebnis abgehakt, findet einen anderen Gedanken viel verlockender: „Wir wissen, dass es nur zwei Spiele sind, die uns vom Champions-League-Titel trennen. Und darum wollen wir kämpfen. Darauf freue ich mich riesig. Ich will unbedingt meinen ersten Titel mit dem THW gewinnen.“

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