Handball-WM 2021: Das Zeugnis für die Spieler des THW-Kiel

Champions-League-Sieg und Weltmeistertitel – viel mehr Erfolg als der von Niklas und Magnus Landin ist innerhalb eines Monats im Handball kaum möglich. Vor allem Torhüter Niklas erlangte mit seinen entscheidenden Paraden beim Finalsieg über Schweden endgültig Nationalhelden-Status. Denn in den entscheidenden Momenten war der 32-Jährige immer zur Stelle, so auch im dramatischen Viertelfinale gegen Gastgeber Ägypten, als er das Siebenmeterwerfen mit zwei Paraden entschied. Weniger öffentlichkeitswirksam, aber durchaus gewohnt zuverlässig agierte auch sein Bruder Magnus (24) nur wenige Wochen nach seiner Infektion mit dem Coronavirus. Nach dem Schweden Max Darj absolviert der Linksaußen die meisten Einsatzminuten im Turnier, glänzte zudem mit einer starken Trefferquote (siehe Grafik) und auf der Halbposition in der Abwehr. Enttäuschung bei Duvnjaks Kroaten: Nicht für alle Zebras, die in Ägypten dabei waren, ließ sich das Turnier als Erfolg verbuchen. Während für den Schweden Oskar Sunnefeldt allein die Tatsache, überhaupt erstmals bei einem A-Turnier aufzulaufen und am Ende eine Silbermedaille um den Hals baumeln zu haben, ein Highlight gewesen sein dürfte, mussten die zunächst hoch gehandelten Kroaten und Slowenen schon in der Hauptrunde die Segel streichen. Bei Slowenien verdiente sich Miha Zarabec wenn er auf der Spielmacherposition zum Zug kam, meist das Prädikat „solide“. Auf Domagoj Duvnjaks Schultern bei den durch Ausfälle von Igor Karacic und Luka Cindric personell gebeutelten Kroaten lastete indes offenbar zu viel Verantwortung. Der THW-Kapitän versuchte, sie zu tragen, produzierte dabei aber viele Fehler und Fehlwürfe. Die kroatische WM-Enttäuschung gipfelte nach der Niederlage gegen Argentinien im Rücktritt von Kult-Trainer Lino Cervar – live im TV. Spielerstatistik der THW-Kiel-Spieler bei der Handball-WM in Ägypten: Sagosen erstmals seit 2016 kein All-Star, aber dennoch Weltklasse: Für Norwegen lief es auch nicht ganz nach Plan. Zwar stellte Sander Sagosen erwartungsgemäß seine Weltklasse unter Beweis, belegte Platz zwei der Torschützenliste hinter Katars Frankis Marzo (58 Tore) und verbuchte vor Schwedens Jim Gottfridsson (60) mit Abstand die meisten Scorer-Punkte (92 Assists und Tore). Doch nach Sagosens Verletzung im Viertelfinale gegen Spanien waren Harald Reinkind, der ein Turnier mit Licht und Schatten spielte, und die übrigen Norweger chancenlos. Übrigens: Erstmals seit Olympia 2016 gab es bei dieser WM ein All-Star Team ohne Sander Sagosen. Insgesamt stehen drei Bundesliga-Profis im All-Star-Team der WM, die in Ägypten erstmals mit 32 Mannschaften ausgetragen worden war. Neben dem Mannheimer Torhüter Andreas Palicka schafften es auch seine schwedischen Mannschaftskollegen Hampus Wanne (Linksaußen) und Jim Gottfridsson (Rückraum Mitte) von der SG Flensburg-Handewitt in die beste Mannschaft des Turniers. Als bester WM-Spieler wurde darüber hinaus Dänemarks Superstar Mikkel Hansen geehrt. Der 33 Jahre alte Rückraumspieler des französischen Topklubs Paris Saint-Germain hatte auch im Finale die meisten Tore (7) des Titelverteidigers geworfen und war zum besten Halblinken des Turniers gewählt worden. Auf der rechten Rückraumposition wurde der 21-jährige WM-Shootingstar Mathias Gidsel (GOG) aus dem Weltmeister-Team der Dänen geehrt. Aus den Reihen der anderen Halbfinalisten schafften es der Spanier Ferran Sole (Rechtsaußen) und der Franzose Ludovic Fabregas (Kreis) ins All-Star-Team. Während der Superstar voraussichtlich die ersten beiden Partien der Zebras im neuen Jahr (4. Februar gegen Zaporozhye, 7. Februar gegen Leipzig) verpasst, kehrten die anderen WM-Fahrer mit Ausnahme der Finalisten bereits nach Kiel zurück. Dänen-Feier mit Nachwirkungen: Und die Dänen? Nach einer kurzen Nacht mit mannschaftsinternen Feierlichkeiten in Kairo traten sie am Montagvormittag die Heimreise an, wurden am Flughafen Kastrum mit Militär-Ehren und 12000 Litern Wasser aus der Kanone empfangen. Im Gepäck hatten sie neben dem Pokal pro Spieler einen Bonus von 220000 dänischen Kronen (rund 29500 Euro). Die größte Freude galt dennoch dem Titel. Die Frage nach der Titel-Party beantwortete Magnus Landin, Linksaußen des THW Kiel, bei TV2 wie folgt: „Die war super. Das merkt man heute auch.“