Seit drei Monaten haben die Spieler des polnischen Meisters nach Informationen der Kieler Nachrichten keine Gehaltszahlungen erhalten. Grund sei offenbar eine finanzielle Schieflage im Unternehmen von Bertus Servaas. Servaas, niederländischer Textil-Millionär, Mäzen und Präsident der Vive Handball SA, wirtschaftlicher Träger der Profimannschaft, hatte bereits im Sommer die Stadt Kielce um Unterstützung in Höhe von 4,5 Millionen Zloty (rund eine Million Euro) ersucht.
„Wir stehen mit dem Rücken zur Wand, der Klub ist verschuldet“, sagte Servaas im Juli zur drohenden Insolvenz. Bürgermeister von Kielce ist seit 2018 Bogdan Wenta. Der 57-Jährige war Spieler beim FC Barcelona, TuS Nettelstedt und der SG Flensburg-Handewitt und trainierte als Nachfolger von Alfred Gislason den SC Magdeburg (2006-2007), anschließend die polnische Nationalmannschaft (2004-2012), mit der er 2007 bei der WM in Deutschland ins Finale einzog, und – als Vorgänger von Talant Dujshebaev auch Vive Kielce (2008-2014).
Andreas Wolff fühlte sich in Kiel nicht wertgeschätzt
2016 hatte Kielce für Aufsehen im Handball gesorgt und überraschend die Champions League gewonnen. Im Oktober 2017 wurde Andreas Wolff medienwirksam bei einer Pressekonferenz als Neuzugang für 2019 vorgestellt. Der Klub griff nach den Sternen. „Es ist ein unglaubliches Projekt hier, sie wollen noch mehr aufbauen, als sie bisher geschafft haben“, sagte Andreas Wolff damals.
Der Keeper fühlte sich in Kiel nicht genug wertgeschätzt und sah sich bei einem geschätzten Bruttogehalt in Höhe von monatlich 20 000 Euro an der Förde unterbezahlt. Sein Vertrag in Kielce läuft über vier Jahre bis 2023, sein Salär soll sich polnischen Medienberichten zufolge (mindestens) verdoppelt haben.
Viele Spieler haben Vive Kielce verlassen
Doch die Zeiten in der 200000-Einwohner-Stadt Kielce zwischen Warschau und Krakau haben sich geändert. Sloweniens Superstar Dean Bombac, dessen Vertragsverlängerung bis 2022 gemeinsam mit der Wolff-Verpflichtung gefeiert worden war, hat den Klub mittlerweile im Sommer wieder Richtung Pick Szeged verlassen. Auch der Serbe Vladimir Cupara, mit dem Andreas Wolff ein Gespann zwischen den Pfosten bilden sollte, wird Kielce nach nur einem Jahr den Rücken kehren und ersetzt Roland Mikler (wechselt nach Szeged) beim ungarischen Abonnement-Meister Telekom Veszprém.
Gerüchten zufolge könnte Andreas Wolff Cuparas Beispiel folgen und sich ebenfalls den Ungarn anschließen und bei Telekom Veszprém ein Duo mit dem Serben bilden. Andere Gerüchte drehen sich um Kontakte zum Bundesligisten MT Melsungen.
Aus dem Kreis der kroatischen Nationalmannschaft waren am Rande der Handball-WM Aussagen zu vernehmen, der deutsche Ausnahmetorwart, der eine Heim-WM mit mehr Höhen als Tiefen erlebte, werde gewiss nicht im Sommer dieses Jahres seinen Dienst in Kielce antreten. Mit Filip Ivic, Marko Mamic und Superstar Luka Cindric, der mit Paris Saint-Germain in Verbindung gebracht wird, stehen drei Kroaten im Kielce-Kader von Coach Talant Dujshebaev.
THW Kiel holte Dario Quenstedt aus Magdeburg als Wolff-Ersatz
In der Königsklasse steht Vive Kielce nach zehn gespielten Partien in Gruppe A mit zwölf Punkten auf Rang fünf. Der THW Kiel hat als Nachfolger Wolffs ab dem Sommer Dario Quenstedt vom SC Magdeburg verpflichtet.