Liga und Gegner helfen THW Kiel und Flensburg in der Handball-Champions-League

Keine 15 Stunden nach ihrem wichtigen Sieg in Leipzig standen die Spieler des THW Kiel schon wieder in Sportklamotten bereit zur nächsten Trainingseinheit. Nach der nächtlichen Rückfahrt mit dem Bus legte der Handball-Meister sofort den Schalter um. Von Bundesliga auf Champions League. Denn nächste Woche wollen die Zebras im Viertelfinal-Hinspiel bei Paris Saint-Germain einen ersten Schritt in Richtung Final Four machen. „Das Wichtigste ist, dass wir jetzt wieder zu Kräften finden. Und das ,Saggy’ (Sander Sagosen, wurde wegen einer Prellung geschont, d. Red.) fitter zurückkommt“, sagte Niklas Landin, der gemeinsam mit der starken THW-Abwehr und dem effizienten Sieben-gegen-Sechs-Spiel in Leipzig den Zusammenbruch der DHfK-Systeme bewirkte. Wenig Schlaf und eine Kraft-Einheit für Spritzigkeit beim THW Kiel: Beides soll in den nächsten Tagen möglich werden. Nach der Kraft-Einheit am Freitagvormittag gab Trainer Filip Jicha („Es ist wichtig, dass wir wieder ein bisschen Körperspannung bekommen, damit wir nächste Woche spritzig sind.“) seiner Mannschaft bis Sonntagabend frei. Abschalten vom Handball, vom anspruchsvollen Liga-Dreiklang, den die Kieler seit ihrem Pokalsieg gegen Wetzlar (27:24), Melsungen (27:25) und Leipzig (31:20) absolvieren mussten. „Wir hatten kaum Zeit zu genießen, dass wir einen Titel gewonnen haben“, sagt Landin. „Das waren drei schwere Spiele gegen Gegner, die um europäische Startplätze spielen. Wir sind extrem froh, dass wir da mit sechs Punkten durchgekommen sind.“ Und es wird nicht leichter: Im Viertelfinale der Königsklasse bekommen die Kieler Gelegenheit für eine Revanche an dem Gegner, der sie im Vorjahr den Einzug in die Endrunde in Köln kostete. Damals mussten sie drei Tage nach dem Liga-Topspiel bei den Füchsen Berlin zum Heim-Hinspiel gegen das französische Star-Ensemble antreten. Nach dem 31:29-Sieg folgte wiederum drei Tage später ein Liga-Heimspiel gegen Balingen, bevor die Zebras nach dreitägiger Pause in Paris antraten. Dort fehlten nicht nur Patrick Wiencek (Wadenbeinbruch aus dem Hinspiel), sondern am Ende auch die Kräfte, um die 28:34-Niederlage zu verhindern. HBL erhört Wunsch von THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt: Die Kieler nahmen das zum Anlass, bei der Handball-Bundesliga (HBL) mehr Rücksicht bei der Spielansetzung einzufordern. Ist es in den anderen europäischen Ligen doch längst Usus, den Königsklassen-Teilnehmern möglichst lange Vorbereitungszeit für die K.o.-Spiele zu ermöglichen. Und die HBL erhörte die Rufe, in die auch die SG Flensburg-Handewitt einstimmte. Die Spiele der deutschen Champions-League-Vertreter vom 30. Spieltag in der kommenden Kalenderwoche wurden auf den 26. Mai verlegt. Möglich machte es ein vorausschauend freigehaltener Ausweich-Termin und die Kooperationsbereitschaft der Gegner aus Lübbecke (THW) und Stuttgart (Flensburg). „Das ist eine gute Sache für Flensburg und uns und spricht für eine gute Kommunikation zwischen Liga und Klubs“, lobte Filip Jicha. Kein neuer Standard für die Zukunft: Ein neuer Standard auch für die Zukunft? Wohl nicht. „Man kann das nicht von Anfang an einplanen“, sagt Andreas Wäschenbach, bei der HBL unter anderem für die Spieltagsplanung zuständig. Zu viele Unsicherheiten wie die Frage, welche Klubs in den internationalen Wettbewerben wie weit kämen oder Hallenverfügbarkeiten seien zu berücksichtigen. „Aber dieses Mal haben alle Komponenten gepasst. Und wenn es die Möglichkeit gibt, werden wir das jedes Jahr versuchen.“ Nun liegt es also an den Kielern, die gewonnene Zeit bestmöglich zu nutzen. Harald Reinkind, der die Zebras in der engen ersten Hälfte in Leipzig mit Toren am Fließband im Spiel hielt, freute sich auf ein paar freie Stunden, bevor die Zebras am Sonntag den Schalter auf Königsklasse umlegen. „Dann können wir uns maximal auf Paris vorbereiten.“ Und noch einen Vorteil im Vergleich zur Vorsaison hat der THW beim Revanche-Versuch auf seiner Seite: Im entscheidenden Rückspiel am Mittwoch, 19. Mai (20.45 Uhr) kann er auf die Unterstützung der eigenen Fans setzen. Derby zwischen Kiel und Flensburg direkt nach dem Viertelfinale: Nach dem Viertelfinale kennt der Liga-Spielplan übrigens keine Gnade mehr mit den Nordrivalen: Drei Tage nach dem Rückspiel treffen sie im Kampf um die Königsklassen-Startplätze für die kommende Saison im Derby in Flensburg aufeinander. Dass am Ende auch das Torverhältnis (THW +144, Flensburg +122) eine Rolle spielen könnte, haben die Kieler im Hinterkopf. „Wir haben die Tordifferenz ein paarmal angesprochen, machen das aber im vorsichtigen Rahmen“, sagt Jicha. „Wenn wir die Chance bekommen, wollen wir sie nutzen.“ So wie in Leipzig.