THW auf dem Weg zurück in die Normalität

Wie sich die zehntägige Quarantäne-Zwangspause, die am Mittwoch endete, auf das Spiel des THW Kiel auswirkt, wird sich erst heute Abend nach Anpfiff der Partie beim TVB Stuttgart (18.30 Uhr, hier geht es zum Liveticker ) zeigen. Auf die Stimmung bei der Wiederaufnahme des Trainings wirkte sie aber offenbar wie ein Energieschub. „Das war ein bisschen wie zu Beginn der Vorbereitung. Wir haben uns sehr gefreut, uns wiederzusehen und wieder raus zu dürfen“, berichtet Rechtsaußen Niclas Ekberg, der trotz der ungewohnten Unterbrechung optimistisch auf das Spiel in Stuttgart blickt. „Dadurch, dass es ,nur’ zehn Tage waren, glaube ich, dass wir schnell wieder reinkommen“, sagt der Schwede. Jicha will Ansprüche nicht runterschrauben: Das erwartet auch Trainer Filip Jicha. „Wir gehen das an, wie jedes andere Spiel auch“, sagt der Tscheche. Wann ihm die an Corona erkrankten Domagoj Duvnjak, Pavel Horak und Magnus Landin wieder zur Verfügung stehen werden, ist noch offen – für den 38-Jährigen aber kein Grund, die Ansprüche herunterzuschrauben. „Selbst wenn wir nur noch einen Torhüter und sechs Feldspieler hätten, würden wir genauso Gas geben. Wir wollen und dürfen in Stuttgart nicht verlieren.“ Den auf zehn Feldspieler zusammengeschrumpften Kader füllte der Klub kurzerhand mit Linksaußen Malte Voigt, Kreisläufer Leon Ciudad (beide vom TSV Altenholz), Rückraumspieler Philipp Wäger (eigene U23) und Linksaußen Jesper Schmidt (eigene U19) auf. „Das sind Jungs, die regelmäßig mit uns trainieren und einen guten Job machen. Das sehe ich als Motivation und Belohnung für sie“, sagt Jicha. Wie groß die Einsatzchancen für die „Aushilfen“ sind, ließ er offen. „Sie geben uns eine Option mehr. Aber einen Großteil der Verantwortung werden die Jungs tragen müssen, mit denen wir ursprünglich für die Saison geplant haben.“ TVB-Torwart Bitter: "Sind der Underdog": Auch der dezimierte Kieler Kader flößt den Stuttgartern noch gehörig Respekt ein. „Gegen den THW zu gewinnen, geht nur, wenn die uns lassen“, sagt der TVB-Nationaltorwart Johannes Bitter. „Wenn die ausgeruht sind, ist es eher wahrscheinlich, dass wir unter die Räder kommen. Wir sind der Underdog, dürfen sie nicht ins Laufen, nicht in den Rhythmus kommen lassen. Aber es wird schwer für uns, besonders ohne unsere Zuschauer im Rücken.“ Dabei ist der TVB in dieser Spielzeit so etwas wie eine Heim-Macht. Nur der TBV Lemgo-Lippe konnte bislang aus Stuttgart einen Punkt mitnehmen. Dafür überraschten die Schwaben mit einem 30:29-Sieg in Magdeburg, distanzierten die TSV Hannover-Burgdorf deutlich mit 31:26, sahen auch bei der 30:34-Niederlage in Flensburg gut aus und etablierten sich so ungewohnt weit oben in der Tabelle. Neue Stuttgarter Spielstärke schlägt sich in der Tabelle nieder: Einer der Hauptfaktoren für den starken Saisonstart ist Bitter selbst. Der 38-Jährige, der mit Primoz Prost (37, kam aus Göppingen) seit dieser Saison eines der erfahrensten Keeper-Gespanne der Liga bildet, parierte in 13 Spielen 118 Bälle (10 Siebenmeter) – der drittbeste Wert der Liga. Einen weiteren Grund sieht Bitter in Neuzugang Viggo Kristjánsson von der HSG Wetzlar. Der rechte Rückraumspieler traf bereits 95-Mal für die Schwaben, steht damit auf Platz zwei der Torschützenliste. „Nach dem Umbruch im vergangenen Jahr ist die Mannschaft spielstärker geworden, wir können mehr wechseln. Mit Viggó haben wir einen überragenden Handballer bekommen. Ihm kannst du immer den Ball geben, und es passiert kein Mist. Er nimmt auch viel Druck von den anderen Spielern, die sich so entfalten können“, erklärt Bitter, der nach überstandener Corona-Infektion bei seinem Comeback Ende November direkt wieder zur alten Stärke fand. „Die Krankheit ist bei mir milde verlaufen, sitzt mir nur noch ein bisschen in den Knochen“ sagt er. THW will weitermachen, wo er aufgehört hat: Auf einen ähnlich nahtlosen Übergang aus der Quarantäne-Zeit zurück in den Spielbetrieb hoffen auch die Zebras, die in der durch Spielverlegungen verzerrten Tabelle das Team mit den wenigsten Minuspunkten bleiben wollen. „Wir wollen weitermachen, wo wir aufgehört haben und lassen uns von nichts beeinflussen“, sagt Jicha.

Nach Corona-Zwangspause - THW auf dem Weg zurück in die Normalität