Klarer Sieg im Spitzenspiel: THW Kiel präsentiert sich in Topform

Rechtzeitig zum Spitzenspiel der durch die coronabedingten Spielausfälle verzerrten Bundesliga-Tabelle meldete sich beim THW Kiel Kapitän Domagoj Duvnjak wieder fit. Der Kroate war eines von drei Zebras, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Duvnjak war der erste davon, der die medizinischen Tests zur Zufriedenheit von Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker absolvierte und somit gegen die Löwen im Kader stand. Pavel Horak und Magnus Landin fehlten THW-Trainer Filip Jicha weiterhin. Auch Rune Dahmke musste mit Knieproblemen passen. Unterstützung vom TSV Altenholz: Für ihn stand Malte Voigt in der Kieler Startsieben. Der 27-Jährige, der normalerweise für den TSV Altenholz in der Dritten Liga auf Torjagd geht, fügte sich nahtlos ein in eine hochkonzentrierte und starke Mannschaftsleistung der Zebras. Der erste Wurfversuch des Linksaußen wurde zwar noch von Löwen-Keeper Andreas Palicka vereitelt. Dann aber ließ er vier blitzsaubere Treffer folgen und hatte damit in der ersten Halbzeit neben seinem Flügelzangen-Kollegen Niclas Ekberg den größten Anteil am souveränen Auftritt des THW Kiel. Die Zebras präsentierten sich unter der Regie von Miha Zarabec variabel im Angriffsspiel. Sander Sagosen und Harald Reinkind sorgten für viel Bewegung im Rückraum. Ebenso beweglich agierte der Kieler Mittelblock mit Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler in der Abwehr, die für die Löwen phasenweise unüberwindbar schien. Die gefürchtete Achse aus Spielmacher Andy Schmid und Jannik Kohlbacher am Kreis spielte so gut wie keine Rolle. Auch die Rückraum-Schützen um den Ex-Kieler Lukas Nilsson hatten Anlaufschwierigkeiten. So führte der THW Kiel zumeist mit zwei oder drei Toren. Als sich nach dem 11:8 (22.) kleine Flüchtigkeitsfehler im Aufbauspiel einschlichen, kamen die Löwen, angeführt durch Linksaußen Uwe Gensheimer (5/2 Tore in der ersten Halbzeit), auf 10:11 (26.) heran. Dann aber schalteten die Zebras wieder einen Gang hoch, legten einen 4:1-Lauf bis zur Pause hin. Niclas Ekberg war es, der per Siebenmeter die erste Vier-Tore-Führung der Kieler zum 15:11-Pausenstand markierte. Auch im zweiten Durchgang leisteten sich die Kieler eine kurze Phase mit Unkonzentriertheiten. Ein Schrittfehler von Zarabec, ein Wurf neben das Tor des ansonsten starken Reinkind und die Löwen waren beim 18:20 (41.) durch Andy Schmid wieder in Schlagdistanz. Ein Spiel als hätte es nie eine Quarantäne gegeben: Doch näher ließen die Zebras sie nicht herankommen. Vielmehr zeigte die Abwehr einmal mehr ihre Zähne, wuchs der Block von Pekeler und Wiencek über sich hinaus. Beim 22:18 per Gegenstoß durch Ekberg war der Vorsprung wieder hergestellt. Es folgte die Kür: Domagoj Duvnjak betrat erstmals seit seiner Corona-Erkrankung wieder das Spielfeld, sammelte Spielpraxis vor dem großen Finale um die Champions League in Köln (28./29. Dezember). Nachdem Reinkind zum 23:18 (44.) traf, nahm Löwen-Trainer Martin Schwalb eine Auszeit - aus den Lautsprechern der Wunderino-Arena dröhnte Queens „Don‘t stop me now“. Und die Kieler waren nicht zu stoppen. Als hätte es die zehntägige Corona-Quarantäne-Pause nicht gegeben, spulten sie ihr Programm ab. Trainer Jicha ließ auch den jungen Oskar Sunnefeldt Spielpraxis sammeln. Die Löwen indes griffen beim 20:26-Rückstand (51.) nach dem letzten Strohhalm, setzten auf den siebten Feldspieler. Doch spätestens als Ekberg nach einem Spielzug wie aus einem Guss als Einläufer vom Kreis mit seinem neunten Treffer das 30:21 (56.) erzielte, war die Partie entschieden. Zebras mit den wenigsten Minuspunkten: Filip Jicha beschenkte die Nachwuchskräfte Leon Ciudad und Philipp Wäger mit Bundeslia-Spielminuten. Eine schöne verfrühte Bescherung also für die Kieler, die als Mannschaft mit den wenigsten Minuspunkten in die Liga-Pause gehen. Den Heiligabend können die Zebras nun im Kreis ihrer Familien genießen, ehe zum Jahresausklang am 28./29. Dezember zwei weitere Knaller-Spiele auf sie warten: Am Montag treffen sie beim Nachhol-Final-Four um den Champions-League-Titel der Vorsaison um 20.30 Uhr im Halbfinale auf Telekom Veszprém. Den möglichen Finalgegner ermitteln zuvor der FC Barcelona und Paris St. Germain. Einen Tag später folgen das Spiel um Platz drei und das Finale. Mit einem Sieg könnten die Zebras erstmals seit 2012 wieder den wichtigsten Titel im europäischen Vereinshandball gewinnen.

Sieg gegen RN Löwen - THW Kiel präsentiert sich vor Final Four in Topform