So läuft die Vorbereitung des THW Kiel unter Corona-Bedingungen

Mit großer Freude richtete sich der THW Kiel vor rund eineinhalb Jahren in seinem nagelneuen Trainingskomplex vor den Toren Kiels ein. Kürzere Wege, eine eigene Halle mit Kraftraum, eine Kabine nur für die Profis – all das war ein weiterer Schritt zur Professionalisierung. Einer, der nun hilft, die Hygieneauflagen zur Bekämpfung der Pandemie umzusetzen. Das heißt aber auch: Die Zebras müssen wieder ein Stück weit auseinander rücken. Neues Hygienekonzept verändert Trainingszentrum: So darf niemand, der nicht unmittelbar zum engsten Kreis um die erste Mannschaft des THW Kiel gehört, den Profibereich betreten. Das gehört zum Hygienekonzept, das Co-Trainer Christian Sprenger und Mannschaftsbetreuer Michael Menzel ausgearbeitet und umgesetzt haben, ehe die Spieler Anfang der Woche aus dem Urlaub und aus der Kurzarbeit zurückkehrten. "Wenn man bei uns ins Trainingszentrum kommt, ist nur weniges so, wie wir es gewohnt sind. In allen Bereichen wird man damit konfrontiert, dass es eben keine normale Situation ist", sagt Geschäftsführer Viktor Szilagyi. "Das fordert von jedem eine riesengroße Verantwortung und Disziplin, das gilt auch im Privaten. Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier, daher werden wir uns notgedrungen auch daran gewöhnen." Die Freude, wieder in Gruppen trainieren zu können, sei riesig. "Das müssen wir aufrechterhalten. Das ist ein schmaler Grat, denn einerseits sollten wir uns jetzt wieder aufs Sportliche fokussieren, werden aber pausenlos mit diesen anderen Dingen konfrontiert." Abstand halten auch in der Kabine: Die Duschen und die Sauna sind gesperrt, es gibt ein deutlich ausgeschildertes Einbahnstraßensystem, und das Gebäude wurde mit Handdesinfektionsspendern ausgestattet. Und auch in der Kabine gilt nun: Abstand wahren. Jeder zweite Spieler musste seinen angestammten Spind räumen und in einen anderen Raum umziehen, damit der Sicherheitsabstand von mindestens eineinhalb Metern gewahrt werden kann. "Es wäre schön, wenn wir gemeinsam in der Kabine sitzen könnten. So ist es schon ein bisschen komisch. Aber wir machen das Beste draus. Und gemeinsam Kaffee trinken können wir auch mit Abstand", sagt Kapitän Domagoj Duvnjak. Auch hier gibt's aber neue Regeln: Jeder Spieler muss genau darauf achten, immer aus der eigenen Tasse zu trinken. Und der Geschirrspüler läuft nur noch auf höchster Temperaturstufe. Verweildauer der Spieler im Leistungszentrum wird reduziert: Abseits vom Kaffee zur Mannschaftsbesprechung halten sich die gemeinsamen Aktivitäten der Zebras außerhalb der Trainingszeit derzeit aber in Grenzen. "Wir wollen die Verweildauer der Spieler im Leistungszentrum nach dem Training auf ein Minimum reduzieren", sagt Sprenger, der mit der Disziplin der Mannschaft bislang zufrieden ist. „Sicherlich werden wir ab und zu an ein paar Regeln erinnern müssen. Aber in den ersten Tagen klappte das echt gut.“ Alle THW-Kiel-Spieler negativ getestet: Corona heißt für die Zebras übrigens auch: wieder selbst Trainingswäsche waschen. Diese Aufgabe hatte mit dem Einzug ins Leistungszentrum eigentlich Betreuer Menzel übernommen. Alles, um das Infektionsrisiko zu minimieren, auch wenn die Spieler alle zu Beginn der Vorbereitung negativ auf das Coronavirus getestet wurden. Eine weitere Test-Runde ist bereits in Planung. Zudem füllen sie alle morgens auf dem Handy einen Fragebogen zu ihrem Wohlbefinden aus, der helfen soll, mögliche Corona-Symptome frühzeitig zu entdecken – inklusive Fiebermessen. Jicha freut sich über den Restart: Trainer Filip Jicha hofft, dass alle neuen Regeln und Änderungen den Zebras schnell in Fleisch und Blut übergehen. "Wir müssen darauf achten, keine Energie durch Dinge, die wir nicht beeinflussen können, zu verlieren", sagt er. "In meinen Augen sind die Hygienemaßnahmen kein Grund, sich vom Wesentlichen ablenken zu lassen. Ich hätte kein Verständnis dafür, wenn sich jemand beschweren würde, weil er jetzt einen anderen Ausgang nehmen oder eine Maske tragen muss. Deshalb wird es uns kein Gegner leichter machen." Vielmehr freut sich der Tscheche, dass das Sportliche nun wieder in den Fokus rückt. "Wir sind Handballer, wir wollen uns mit den Besten messen. Da muss man vorbereitet sein." 1. Woche (seit dem 27. Juli): Die erste Woche bezeichnet Trainer Filip Jicha als "entspannt". Täglich eine Trainingseinheit mit Fokus auf Kraft und Athletik steht auf dem Programm, ansonsten vor allem Arztbesuche, Medien-, und Marketingtermine.Besonders dürften sich die Spieler auf den Freitag freuen, denn ab dann kommt allmählich der Ball ins Spiel. Allerdings tritt Jicha auf die Euphoriebremse: "Es wird wenig mit Handball an sich zu tun haben, eher individuell gestaltet sein, um vorsichtig wieder reinzukommen. Die Jungs waren zwar auch fleißig in den Handballbewegungen, müssen sich aber langsam wieder an Richtungswechsel in der Halle gewöhnen." 2. Woche (ab dem 3. August): Ab kommenden Montag will Jicha die Intensität im Training auf 80 Prozent erhöhen, seine Spieler zweimal täglich zusammentrommeln und am Nachmittag verstärkt auf Handballeinheiten setzen. 3. Woche (ab dem 10. August): Dann nähert sich die Corona-Vorbereitung weiter einer üblichen Saisonvorbereitung an. Wie schon im Vorjahr plant Jicha dann drei Trainingseinheiten pro Tag. Viel weiter in die Zukunft blicken kann der 38-Jährige indes noch nicht. Ob der THW-Tross ins Trainingslager nach Dänemark reisen kann, wird sich erst in den kommenden Tagen entscheiden. Mehr Nachrichten über den THW Kiel lesen Sie hier.