THW-Kiel-Star Hendrik Pekeler über Vertrag: "Optimistisch, dass ich ein Zebra bleibe"

Es kribbelt wieder, das kann Hendrik Pekeler nicht verhehlen. „Ich freue mich, dass die Jungs jetzt alle wieder zurückkommen und wir wieder loslegen können“, sagt er vor dem ersten Pflichtspiel mit dem THW Kiel in diesem Jahr (Donnerstag, 20.45 Uhr gegen Motor Zaporozhye, hier geht es zum Liveticker ). Knapp drei Wochen Winter-Vorbereitung liegen hinter ihm und seinen Mannschaftskollegen, die nicht bei der WM in Ägypten dabei waren. Pekeler selbst hatte sich – wie auch seine Kieler Teamkollegen Patrick Wiencek und Steffen Weinhold – aus familiären Gründen gegen die Teilnahme am Turnier in Ägypten entschieden. Mit dieser Entscheidung, für die er während des Turniers, als offenbar wurde, dass in der Abwehr jemand von seinem Format fehlt, in den sozialen Netzwerken Hass-Botschaften bekam, ist der dreifache Familienvater „nach wie vor völlig konform“. Auch wenn er zugibt: „Als ich das Spiel gegen Ungarn ( 28:29-Niederlage fürs DHB-Team, d. Red. ) gesehen habe, da hat es schon ganz schön gekribbelt. Da hatte ich richtig Lust mitzuspielen.“ Rückkehr zur Nationalmannschaft noch offen: Doch die Schilderungen seiner Teamkollegen, mit denen er via Facetime Kontakt hielt und die zu Beginn des Turniers für Wirbel sorgenden Corona-Infektionen bei einigen Nationen bestätigten ihn in seiner Entscheidung. Ob er zu den Olympia-Qualifikationsspielen im März wieder in den Kader von Bundestrainer Alfred Gislason zurückkehrt, lässt der 29-Jährige noch offen. „Ich habe mit Alfred besprochen, dass wir nach der WM telefonieren und uns kurzschließen, wie es weitergeht – ob er mit uns plant oder nicht. Meine Absage bezog sich aber erst mal nur auf die WM in Ägypten.“ Hendrik Pekeler vielleicht in der besten Form der Karriere: Nicht bei der WM, dafür aber am Jahresende beim Champions-League-Final-Four mit dem THW Kiel, zeigte Pekeler zuletzt die ganze Bandbreite seines Könnens, das die Fans mit der Wahl zu Deutschlands Handballer 2020 honorierten. „Wenn man sieht, wer den Titel alles schon bekommen hat, macht einen das schon stolz. Es freut mich, dass meine Leistung offenbar deutschlandweit Anerkennung findet“, sagt er. Lesen Sie auch: MVP Pekeler - Die Heldengeschichten zum Champions-League-Sieg des THW Kiel Eine enorme Spannweite und Blockgröße gepaart mit Schnelligkeit und Spielverständnis, Blick für Nebenmänner und freie Räume sowie eine meist starke Trefferquote – nicht viele Kreisläufer auf diesem Planeten vereinen all diese Qualitäten. Pekeler („Ich habe mir in den letzten Jahren wenige Aussetzer nach unten geleistet.“) spielt derzeit vielleicht den besten Handball seiner Karriere. Nikolaj Jacobsen prägte Pekelers Spielverständnis: Die nahm nach Startschwierigkeiten als Ergänzungsspieler beim THW Kiel und Stationen beim Bergischen HC (2010-2012) und dem TBV Lemgo (2012-2015) bei den Rhein-Neckar Löwen richtig Fahrt auf. Dort hatte der gebürtige Itzehoer mit dem inzwischen zweifachen dänischen Weltmeister-Trainer und Ex-Zebra Nikolaj Jacobsen erstmals einen Trainer, der länger als ein Jahr mit ihm arbeitete. Und ihn nachhaltig prägte. „Von Nikolaj habe ich wahnsinnig viel gelernt“, sagt er. „Er hat mich dazu gebracht, das Spiel auch selbst zu analysieren.“ Mit den Löwen wurde der Kreisläufer 2016 und 2017 deutscher Meister, ehe es ihn zurück in den Norden zog. „Das System in Kiel ist ähnlich zu dem der Löwen, auch wenn Filip ( Trainer Jicha, d. Red.) es noch etwas abwandelt“, erklärt Pekeler den nahtlosen Übergang. „Ich fühle mich in der Formation jedenfalls sehr wohl.“ Hendrik Pekelers Vertrag beim THW Kiel läuft im Sommer aus: So wohl, dass seine Zeit beim THW wohl noch nicht beendet ist, auch wenn im Sommer sein Vertrag ausläuft. Die Verhandlungen laufen. Pekeler sagt: „Wir sind uns grundsätzlich einig, aber es müssen noch ein paar Kleinigkeiten geklärt werden. Ich bin optimistisch, dass ich über die Saison hinaus ein Zebra bleibe.“ Gleichzeitig steht er mit dem THW Kiel vor einem Termin-Monstrum in Champions League und Bundesliga. „Normalerweise würde ich sagen, die Saison ist eine gute, wenn wir Titel gewinnen“, sagt er. „Jetzt hoffe ich einfach, dass wir sie zu Ende spielen können – egal ob im gewohnten Modus oder in anderer Form.“ Zweifel am regulären Saisonende: Allzu optimistisch ist er jedoch nicht. „Die Zeit spricht gegen uns. Normalerweise sind wir zu diesem Zeitpunkt schon in der Rückrunde. Jetzt haben wir noch nicht einmal die Hinrunde durch.“ Durch Infektionen mit dem Coronavirus mussten schon vor der WM-Pause zahlreiche Partien verlegt werden, darunter auch einige des THW Kiel. Stand Dienstag sind alle Corona-Tests in der Zebraherde negativ, der Fokus der Spieler ist also wieder auf den Sport gerichtet. „Wir spielen einfach so lange es geht und geben Gas so lange wir können. Die letzte Saison hat ja gezeigt, wie wichtig es ist, an der Tabellenspitze zu stehen. Es kann immer früher zu Ende sein als man denkt.“